149 4 . M o n a t KIND Ihr Baby turnt Etwa ab der 14. Schwangerschaftswoche verfügt Ihr Baby bereits über alle Bewegungsformen, mit denen es nach 40 Schwangerschaftswochen auf die Welt kommt. Die vor- geburtlichen motorischen Aktivitäten sind eine Art Vorbe- reitung auf das Leben nach der Geburt. Die Bewegungen der Gliedmaßen und des Rumpfes dienen der Entwicklung des Bewegungsapparates und der Kontrolle der Bewegun- gen durch das Gehirn. Gelenke, Knochen und Muskeln kön- nen sich nur normal entwickeln, wenn sich das ungeborene Kind regelmäßig bewegt. Erst seit man mit dem Ultraschall in die Gebärmutter hineinsehen kann, wissen wir, wie vollendet sich die Bewe- gungen entwickeln und wie gezielt die Motorik gesteuert werden kann. Man kann Hand-zu-Mund-Kontakte beob- achten, die gleich Saugbewegungen auslösen, bei Zwillin- gen in einer Fruchtblase eher nicht zufällige Körper- und Handkontakte, Purzelbäume und reflexartige Fluchtbewe- gungen bei pränataldiagnostischen Eingriffen (z. B. bei Punktionen der Nabelschnur zur Blutgewinnung). Später wird es möglich, die Entwicklung der Schlafphasen zu stu- dieren, ob die Augen offen oder geschlossen sind, wie sich die Schlafphasen in den Herzfrequenzmustern der Kardio- tokografie zeigen. Langsame Augenbewegungen hat man beginnend in der 16. Schwangerschaftswoche, rasche Augenbewegungen (rapid eye movements, daher REM- Schlaf) bereits in der 23. Schwangerschaftswoche erkannt. Das Trinken von Fruchtwasser regt die Darm- und Nie- rentätigkeit an. Auch hier weiß man viel aus den Ultra- schallbeobachtungen: über Vorhandensein und Ausmaß S SW 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 3 0 31 32 3 3 3 4 3 5 3 6 37 3 8 39 4 0 der Magenfüllung, die Menge und Häufig- keit der Blasenentleerungen oder das regel- mäßige Vorkommen von Schluckauf. Viele Frauen wundern sich zunächst, wenn sie in ihrem Bauch ganz regelmäßige und immer wieder auftretende Stöße und Hüpfer spü- ren. Schnell kommen sie aber dann darauf, dass ihr Baby vermutlich Schluckauf hat. Ein lustiges Gefühl ist das auf jeden Fall. Die Atembewegungen fördern das Wachstum der Lungen. Ohne Atembewe- gungen können sich die Lungen nicht entwi- ckeln. Vor der Ultraschallära hat man nicht gewusst, dass bereits lange vor dem ersten Atemzug bei Geburt der Fetus regelmäßige Atembewegungen macht, dass aber nicht Luft, sondern Flüssigkeit bewegt wird und dass lange Atempausen, manchmal mehr als eine Stunde, normal sind. Bei Bewegungs- studien kurz vor der Geburt hat man fest- stellen können, dass offenbar mit nahendem Ende der Schwangerschaft die Atembewe- gungen deutlich aufhören. Noch sind Auslö- ser dafür und Sinn dieser Bewegungssistie- rung nicht voll verstanden. Geradezu lebenswichtig sind diejenigen motorischen Verhaltensweisen wie Atmen, Saugen und Schlucken, die im Moment der Geburt und nach dem Abnabeln das Überle- ben sicherstellen. 30 33 34 35 36 38 40