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Malteser, Demenz

Lebensfreude108 Gerda (59) lebt seit einiger Zeit in einer Wohngruppe für Demenzkranke. Ihr größtes Glück ist es, sich morgens mit Unterstützung ausgiebig zu schminken und in ihrer Schmuckkassette Ohrringe auszusuchen. Ihr knallroter Lippenstift ist ihr Markenzeichen. Es ist noch gar nicht so lange her, da hatten Menschen in Pflegeeinrichtungen alle den gleichen langweiligen „Institutshaarschnitt“. Kosmetika waren unter den Pflegeartikeln nicht zu finden. Doch das hat sich nach und nach geändert. „Sich schön machen“ ist kein Tabu mehr. Natürlich ist äußere Schönheit nicht alles. Doch die Art sich zu kleiden und zu stylen drückt viel von der inneren Befindlichkeit und Lebenseinstellung aus, gibt Selbstbe- stätigung und unterstreicht die Freude am Leben. Und das betrifft nicht nur die Frauen. Olaf (88) ist ein Charmeur erster Güte. Seit einigen Jahren ist er an Alzheimer erkrankt. Täglich trägt er seinen weißen Anzug und sein Halstuch. Er genießt die bewundernden Blicke der Frauen. Die kritischen Blicke der Herren ignoriert er. Für demenziell veränderte Menschen ist es bisweilen eine Herausforderung, deutlich zu machen, was sie wie gerne hätten und was nicht. Denn nicht immer ist die Biografie aussagekräftig und die Vorstellungen der Umgebung müssen nicht zwangsläufig mit denen der jeweiligen Person übereinstim- men. Hilde S. (83) hat stets nur Röcke getra- gen. Hosen waren für sie kein Thema. Neuerdings weigert sie sich standhaft, Röcke anzuziehen. Sie akzeptiert nur noch weit geschnittene Jeans. Da hilft kein gutes Zureden. Selbst bei festlichen Anlässen wie die Hochzeit der Enkelin muss die Familie Jeans akzeptieren. Keiner weiß, warum. Es bleibt spannend. Genuss-Momente – sich schön machen 150804_Innenseiten.indd 108 06.10.15 10:05 150804_Innenseiten.indd 10806.10.1510:05

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