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Malteser, Demenz

61Einander begegnen „Nimm mich wahr.“ Menschen mit Demenz unterscheiden sich nicht von anderen Menschen. Sie wollen zu Wort kommen und gehört werden. Sie wol- len nicht hinter ihrer Krankheit verschwin- den. Sie sind wie alle anderen in der Lage, eine gute Kommunikation zu pflegen. Je offener und leichter Menschen mit einer Demenz begegnet wird, umso besser ge- staltet sich die Begegnung. Mit ihnen nicht über sie reden ist das Ziel. Das bedeutet auch, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören und verwirrende Situationen nicht persönlich zu nehmen, sondern unter den Vorzeichen der Erkrankung zu sehen. Maria und Hermann, ein leidenschaft- licher Sportler, haben sich erst spät in ihrem Leben kennen gelernt und ineinander verliebt. Nach reiflichem Überlegen und vielen Gesprächen haben sie sich vor den Traualtar begeben. Drei Monate später hat Hermann aus hei- terem Himmel einen schweren Schlag- anfall. Nach langer Reha ist er wieder zuhause und fast wieder der Alte. Bis auf sein Sprachverständnis und seine Auffassungsgabe. Das führt zu vielen Konflikten und Streitereien. Wenn Maria ihn bittet, Marmelade aus der Küche zu holen, taucht er nach längerer Zeit wieder auf und bringt den Spüllappen mit. Beim Aufräumen des Kellers hat er Marias Postkartensammlung in die Müll- tonne entsorgt. Wenn Maria dann mit ihm schimpft, steht er hilflos vor ihr, was sie noch wütender macht. „Wenn du mich lieben würdest, dann ... .“ Interessant wird es, wenn plötzlich jemand in der Sprache seiner Kindheit spricht. Das kann die Mundart sein, die im Elternhaus gesprochen wurde oder aber auch eine an- dere Sprache, die in der Jugend oder später im Berufsalltag erlernt und benutzt wurde. Da können wunderbare Konversationen entstehen. Anna K. (99) lebt schon einige Jahre in einer Pflegeeinrichtung. Manchmal verschläft sie die Tage. Wenn sie ihre wa- chen Phasen hat, wird sie lebendig wie ein junges Mädchen. Als eines Tages ein neuer, aus Südfrankreich stammender Pfleger in den Wohnbereich kommt, spricht Anna ihn in fließendem Franzö- sisch an. Keiner weiß zunächst, wieso sie in einer anderen Sprache spricht, die ihr niemand zugetraut hat. Dann stellt sich heraus, dass der neue Pfleger bei der Abendpflege leise französische Kinderlieder singt. 150804_Innenseiten.indd 61 06.10.15 10:05 150804_Innenseiten.indd 6106.10.1510:05

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