Originalarbeit ▶Tab. 7 Fortsetzung Risikofaktor OR 95 %-KI p-Wert ▪ F ▪ G 2,571 10,355 0,609–10,852 2,636–40,675 0,199 0,001 Entzündungsgrad (0 = ohne Entzündung; 1 = mit Entzündung) entspre- chend ICD 1010 (K 80.0, K 80.1, K 80.4, K 81.0, K 81.1, K 81.8, K 81.9, K 82.2, K 83.2) ▶Tab. 8 Logistische Regressionsanalyse in Bezug auf chirurgische Komplikationen nach Cholezystektomie. Es wurden nur Parameter berücksichtigt, die in der univariaten Analyse einen signifikanten Einfluss zeigten. ASA und LEE-Index wurden wegen Multikollinearität in dieser multivariaten Analyse nicht berücksichtigt. Risikofaktor OR 95 %-KI p-Wert Patientenparameter Geschlecht ▪ weiblich ▪ männlich Laborparameter ▪ CRP ▪ Kreatinin chirurgische Parameter Entzündungsgrad ▪ 0 ▪ 1 Eingriffsart ▪ laparoskopisch 0,653 0,279–1,528 0,325 1 0,999 1,099 0,995–1,003 0,801–1,508 0674 0,558 0,657 0,271–1,59 0,352 1 1 ▪ offen/Konversion 8,104 3,03–21,681 < 0,001 urgent ▪ ja ▪ nein OP-Zeit Chirurg ▪ A ▪ B ▪ C ▪ D ▪ E ▪ F ▪ G 0,467–3,359 0,656 0,998–1,019 0,12 1 1,252 1,008 1 6,059 0,966–37,996 0,054 10,816 2,079–56,262 7,998 2,662 1,969 0,005 0,013 1,562–40,95 0,341–20,805 0,351 0,251–15,459 0,519 13,166 2,175–79,692 0,005 Entzündungsgrad (0 = ohne Entzündung; 1 = mit Entzündung) entspre- chend ICD 1010 (K 80.0, K 80.1, K 80.4, K 81.0, K 81.1, K 81.8, K 81.9, K 82.2, K 83.2) Chirurgische Komplikationen Keiner der Patientenfaktoren und kein Laborwert hatte statistisch signifikanten Einfluss auf das Auftreten chirurgischer Komplikatio- nen (▶ Tab. 8). Von den chirurgischen Faktoren blieb die offene oder Konver- sions-Cholezystektomie von signifikanter Bedeutung (95 %-KI 3,03–21,681; p < 0,001). Die Notfallindikation oder auch die OP- Zeit hatten keinen signifikanten Einfluss. Der individuelle Chirurg blieb ein unabhängiger Risikofaktor (▶ Tab. 8). Diskussion Morbidität und Mortalität so gering wie möglich zu halten, gehört zu den Kernverantwortlichkeiten jedes Chirurgen. Zahlreiche Un- tersuchungen haben gezeigt, dass die Fallzahl des Chirurgen wie auch des Krankenhauses für die Ergebnisqualität relevant sind [3, 4, 8]. Es konnte gezeigt werden, dass das Outcome bei komplexen Prozeduren wie Kolektomien, arterieller Rekonstruktionen oder auch Leberresektionen vom Chirurgen abhängt [2, 3, 4, 5, 9, 16, 17]. Allerdings ist vollkommen unklar, ob diese Erkenntnis auch auf einfachere Eingriffe wie die Cholezystektomie zutrifft. Einer- seits gehört die Cholezystektomie zu den häufigsten Eingriffen in der Chirurgie, andererseits existieren nur sehr wenige Publikatio- nen zum Zusammenhang von Outcome und durchführendem Chi- rurgen [18, 19, 20, 21, 22, 23, 24]. Die Untersuchungsmethoden in diesen Publikationen sind unterschiedlich und die Ergebnisse zum Teil widersprüchlich. So ist die Gesamtfallzahl in den verschie- denen Studien ganz unterschiedlich [18, 19, 20, 23, 24, 25]. Insbe- sondere die Fallzahl pro Operateur oder pro Jahr, die als Parameter für Erfahrung herangezogen wird, variiert stark [18, 21, 25]. Hinzu kommt, dass die Grenzziehung zwischen geringer und hoher Er- fahrung in den einzelnen Studien eher willkürlich ist [25]. Auch bleibt in den Studien oft unklar, ob Assistenzärzte oder Fachärzte operiert haben oder ob beide Gruppen untersucht wurden [19, 20, 23, 24, 25]. Während es in Studien zum Zusammenhang von Operateur und Komplikationsrate bei komplexen Eingriffen selbst- verständlich ist, dass nur Fachärzte in die Studien eingeschlossen werden [2, 3, 4, 5, 9], ist dies nur in 1 Untersuchung zur Chole- zystektomie der Fall [18]. In dieser Untersuchung wurden aller- dings auch Chirurgen einbezogen, die erst seit Kurzem die Fach- arztreife aufwiesen, nur eine geringe Caseload hatten (< 10 Chole- zystektomien pro Jahr) oder die Fachärzte assistierten beim Ein- griff. So können die meisten dieser Untersuchungen keinen Zusam- menhang zwischen individuellem Chirurgen und Outcome nach- weisen [18, 19, 21, 25], oder die Ergebnisse bleiben unklar [20, 23]. Die einzige Untersuchung, die eine Korrelation zwischen Kom- plikationen und Caseload nachweist, fand zudem die besten Er- gebnisse bei Chirurgen mit einer geringen Fallzahl [17]. Alle Untersuchungen zum Zusammenhang von Chirurg und Outcome nach Cholezystektomie berücksichtigen ausschließlich laparoskopische Cholezystektomien [18, 19, 20, 21, 23, 24, 25]. Dies entspricht nicht dem klinischen Alltag und kann insofern zu einem Bias führen, als schwierige Fälle ausgeschlossen werden [19, 23]. 50 Vogel P. Der erfahrene Chirurg ... Zentralbl Chir 2022; 147: 42–53 | © 2022. Thieme. All rights reserved.