18 Praxis | Gerontopsychiatrie nen mit 2,8 beurteilt, sinkt nach den Hos- pitationen auf 2,1, steigt nach der Schulung auf 3,2 und liegt zum Schluss bei 3,7. Die Zustimmung zur Erreichung der Ziele zu „sicherer Umgang mit herausfor- derndem Verhalten der Patienten“ nimmt kontinuierlich zu und steigt von 2,4 auf 3,5 – auch hier mit einer sprunghaft bes- seren Bewertung nach der Schulung. Rückmeldung der Stationsmitarbeitenden Der Rücklauf auf Station lag bei 53 Prozent (n = 32 Fragebögen). Bei 78 Prozent der teilnehmenden Mitarbeitenden handelt es sich um examinierte Pflegefachkräfte, 16 Prozent gehören dem ärztlichen Dienst an. 65 Prozent der befragten examinierten Pflegefachkräfte haben zu Beginn eines Be- suchs selbst eine Übergabe durchgeführt. Jeweils 97 Prozent der Mitarbeitenden sehen in den Ehrenamtlichen eine Berei- cherung für die besuchten Patienten und wünschen sich, dass sich die Ehrenamtli- chen auch zukünftig auf ihrer Station enga- gieren (Durchschnittswert: 3,9; → Tab. 2). Die Gesamtzufriedenheit der Mitarbeiten- den damit, dass Ehrenamtliche auf ihrer Station Patienten besuchen, liegt bei 3,8. Heterogener beurteilt werden die Übergaben. Zwar halten 97 Prozent der Mitarbeitenden die Übergaben für wich- tig, damit die Ehrenamtlichen wissen, wie sie mit dem Patienten umgehen kön- nen (Wert 3,7). Aber die Zustimmung dazu, dass die Übergaben sich in der Re- gel gut in den Stationsalltag einfügen, liegt gleichzeitig bei einem ver- gleichsweise niedrigen Wert von 3,1. Die Zustimmung, dass Mit- [ ] arbeitende für die Übergabe selbst aktiv auf die Ehrenamtlichen zugehen sollten, liegt bei 2,8. Gleichzeitig halten es 96 Pro- zent der Mitarbeitenden für wichtig, dass die Ehrenamtlichen ihren Kontakt vorab telefonisch ankündigen (Wert 3,6). Literatur 1 Vogel C, Hagen C, Simonson J, Tesch-Römer C. Frei- williges Engagement und öffentliche gemeinschaft- liche Aktivität. In: Simonson J, Vogel C, Tesch-Römer C, Hrsg. Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014. Heidelberg/ Berlin: Springer VS; 2014: 91–152 2 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frau- en und Jugend, Hrsg. Vierter Bericht zur Lage der älteren Generation: Risiken, Lebensqualität und Versorgung Hochaltriger – unter besonderer Be- rücksichtigung demenzieller Erkrankungen. Ber- lin: BMFSFJ; 2002 3 Bubolz-Lutz E, Kricheldorff C. „Pflegebegleiter“ – Ein Modellprojekt des Forschungsinstituts Gera- gogik mit institutionellen Kooperationspartnern. Endbericht. Modellprogramm zur Weiterentwick- lung der Pflegeversicherung gem. § 8 Abs. 3 SGB XI (2009). Im Internet: https://www.gkv-spitzen verband.de/media/dokumente/pflegeversiche rung/forschung/projekte_unterseiten/pflegebe gleiter/Endbericht_Pflegebegleiter_8512.pdf; Stand: 13.09.2017 4 Eggenberger E, Myllymäki J, Kolb C, Martschin R, Bollheimer LC, Sieber C. We cannot care alone – Ehrenamtliche Demenzbegleiter am Klinikum Nürnberg. Zeitschrift für Geriatrie und Gerontolo- gie 2013; 46: 226–232 5 Kricheldorff C, Brijoux T. Familienbegleitung – Neue Facette in der Begleitung pflegender Ange- höriger von Menschen mit Demenz. Zeitschrift für Geriatrie und Gerontologie 2016; 49: 201–208 6 Singler K, Thomas C. HELP – Hospital Elder Life Program – ein multimodales Interventionspro- gramm zur Delirprävention bei älteren Patienten. Internist 2017; 58: 125–131 7 DGGPP Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychi- atrie und -psychotherapie e. V. Begriffsbestim- mungen (2007). Im Internet: http://www.dggpp. de/documents/gp_begr.pdf; Stand: 13.09.2017 8 DGGPP Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychi- atrie und -psychotherapie e. V. Strukturen geron- topsychiatrischer Versorgung (2007). Im Internet: http://www.dggpp.de/documents/gp_struk.pdf; Stand: 13.09.2017 Autoren Anne Göhner M. A. Soziale Arbeit, Akademische Mitarbeiterin am Zentrum für Geriatrie und Gerontologie Freiburg/Klinik für Alterspsychiatrie und Psychotherapie Emmendingen E-Mail: anne.goehner@uniklinik- freiburg.de Dr. theol. Klaus Bernhard Schnurr Klinikseelsorge am Zentrum für Psychiatrie Emmendingen Daniel Saile examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegerische Leitung der Station 71, Klinik für Alterspsychia- trie und Psychotherapie, Zentrum für Psychiatrie Emmendingen Ralf Bacherer examinierter Krankenpfleger, staatlich geprüfter Fachwirt für Organisation und Führung im Sozialwesen, Pflegerische Leitung Station 72, Klinik für Alters- psychiatrie und Psychotherapie, Zentrum für Psychiatrie Emmendingen Prof. Dr. Michael Hüll Chefarzt der Klinik für Alterspsychiatrie und Psychotherapie, Zentrum für Psychiatrie Emmendingen Bibliografie DOI 10.1055/s-0043-122146 PPH 2018 ; 24 : 13–18 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 0949-1619 Fazit Mit unserem Konzept konnten Ehrenamtliche erfolgreich in eine alterspsychiatrische Klinik eingebunden werden. Dabei ist die Intention der Besuche von Ehrenamtlichen klar von hilfspfl egerischen und therapeutischen Tätigkeiten abgegrenzt. Insgesamt wird das Ehrenamts-Konzept sowohl durch die Mitarbeitenden als auch durch die Ehrenamtlichen sehr positiv beurteilt. Während die Rahmenstrukturen den Ehrenamtlichen bereits zu Beginn des Konzepts mehrheitlich bekannt waren, scheint die Schulung für die Kenntnis von Krankheitsbildern, Verhaltensweisen und den Umgangsmöglichkeiten damit entscheidend zu sein. Vermutlich die der Schulung vorgelagerten Tandem-Hospitationen haben dazu geführt, dass die Ehrenamtlichen die Selbstein- schätzung ihrer Kenntnisse von Krankheits- und Verhaltensweisen nach unten korrigieren. Bei diesem ersten Praxiskontakt schei- nen Unsicherheiten zu entstehen, welche im ersten Refl exionsgespräch und in der Schulung gezielt aufgegriff en werden sollten. Besondere Aufmerksamkeit brauchen die Übergaben zu Beginn der Besuche, das zeigen sowohl die Befragungen der Ehrenamtli- chen als auch der Stationsmitarbeitenden. Eine zentrale Aufgabe der koordinierenden Mitarbeitenden liegt deshalb darin, Stolper- steine frühzeitig zu erkennen, die verschiedenen Blickwinkel einzunehmen und mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen. PPH 1 | 18 www.thieme.de/psychpflegeheute