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Inhalt Inhalt Kleintier konkret Februar 2024 · 27. Jahrgang Braunes Gold – Kottransplantation als Therapieoption beim Hund Lesen Sie, bei welchen Patienten die Transplantation eines gesunden Mikrobioms sinnvoll ist und wie Sie dieses Verfahren in Ihrer Praxis durchführen. Quelle: Kleintierklinik Ettlingen Kurznachrichten 4 FVE-Survey: Trend zu größeren Praxen ist ungebrochen 5 5 Hunde bevorzugen Videos mit Artgenossen Vermenschlichung führt zu Missverständnissen Für Sie gelesen 6 Degenerative Myelopathie bei Hunden – Welche Erkenntnisse kann die Impedanzmyografie bringen? Physiotherapie und Rehabilitation bei Hüftgelenksdysplasie Die Physiotherapie ist inzwischen fester Bestandteil der HD-Behandlung und kann auch präventiv eingesetzt werden. Quelle: INDIKA-animalreha SA 2 Kleintier konkret 2024; 27 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Kurznachrichten FVE-Survey: Trend zu größeren Praxen ist ungebrochen 42 %42 % sind unter sind unter 40 Jahren 40 Jahren Tierärzte in Europa: Tierärzte in Europa: 328 494 328 494 16 %16 % arbeiten für arbeiten für Corporates oder Corporates oder Praxis-Ketten Praxis-Ketten 71 %71 % arbeiten im arbeiten im Kleintierbereich Kleintierbereich 66 %66 % arbeiten arbeiten 12MONTHS in Vollzeit in Vollzeit 65 %65 % sind weiblich sind weiblich Quelle: Aus der Studie “VetSurvey – Survey of the Veterinary Profession in Europe 2023” der Federation of Veterinarians in Europe (FVE), www.fve.org. Im Dezember 2023 veröffentlichte der Europäische Tierärzteverband (Federation of Veterinarians of Europe/FVE) die Ergeb- nisse der 3. FVE-Umfrage zur Zukunft des tierärztlichen Berufsstands in Europa. Ins- gesamt 12 397 Angehörige von Veterinär- berufen (98% Tierärzte, 1% TFA und 1% Praxismanager) aus 37 europäischen Län- dern nahmen an der Umfrage teil. In dem Report finden sich u. a. Informationen zur Finanzlage, zu beruflichen Trends und den Erwartungen an die Zukunft der Tierärzte in Europa. Berufliche Trends, Einkommen und psychische Belastung In Europa gibt es derzeit 328 494 Tierärz- te, die im Median 44 Jahre alt sind. Der Frauenanteil ist gegenüber der Umfrage 2018 von 58% auf 65% gestiegen. Zwei Drittel der Tierärzte arbeiten Vollzeit, 27% davon als Praxisinhaber oder Partner. Der Anteil kleiner privater Praxen (1–3 Mitar- beiter) hat sich von 43% 2018 innerhalb von 5 Jahren auf 32% verringert. Insgesamt geht der Trend zu größeren Einheiten. Im Durchschnitt verdienen Tierärzte in Europa 48 000 Euro im Jahr, die höchsten Durchschnittseinkommen werden mit > 85 000 Euro im Jahr in der Schweiz und in Irland erzielt, die geringsten mit 14 500 Euro in Serbien und Rumänien. Männliche Tierärzte verdienen mit durchschnittlich 55 360 Euro jährlich deutlich besser als ihre Kolleginnen mit 46 400 Euro im Vollzeitjob. sionen, Burn-out oder Erschöpfung eine mehr als 2-wöchige Auszeit genommen. Erwartungen an die Zukunft In den nächsten 5 Jahren erwarten die Be- fragten, dass die Nachfrage für tierärzt- liche Leistungen bei Haustieren und Exo- ten ansteigt, im Pferdebereich sowie bei Schafen und Ziegen jedoch abnimmt. Sie gehen weiterhin davon aus, dass der Be- darf an Fachtierärzten und Spezialisten so- wie der Bereich der Telemedizin wachsen wird. Darüber hinaus sehen die Befragten einen hohen Bedarf an Fortbildungen in den Segmenten Kommunikation, Betriebs- wirtschaft und digitaler Kompetenz. Mehr als 90% der Tierärzte fühlen sich gestresst. Fast ein Viertel (23%) hat sich in den letzten 3 Jahren aufgrund von Depres- Link zum Report zur FVE-Umfrage 2023: https://fve.org Quelle: https://fve.org/ 4 Kleintier konkret 2024; 27 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Für Sie gelesen Für Sie gelesen: Degenerative Myelopathie bei Hunden – Welche Erkenntnisse kann die Impedanzmyografie bringen? Quelle: Thieme Gruppe Degenerative Myelopathie bei Hunden Bei Hunden führt die degenerative Mye- lopathie (DM) zum neurogen bedingten Untergang von Muskelzellen, was zu fort- schreitender Schwäche der Muskulatur und Verlust der Koordination führt. Final kann diese Schwäche zur Unfähigkeit zu gehen führen. Zu Beginn sind insbeson- dere die Hintergliedmaßen (Verlust von Muskulatur, Koordinationsschwäche, ab- geschliffene Zehen) betroffen, später kann die Erkrankung auch die Vordergliedma- ßen und die Atmung beeinflussen. Viele Hunderassen sind von der DM be- troffen, wobei eine Disposition bei Pem- broke Welsh Corgis, Chesapeake Bay Re- trievern, Deutschen Schäferhunden, Bo- xern, Rhodesian Ridgebacks und Berner Sennenhunden festgestellt wurde. Ein ge- netischer Test kann bestimmen, ob ein Pa- tient keine, eine einfache oder eine dop- pelte Ausprägung eines Merkmals besitzt, das mit der Erkrankung in Zusammenhang gebracht wird (s. INFO BOX). Die Krankheit ähnelt im Verlauf der amyo- trophen Lateralsklerose (ALS) beim Men- schen, ist derzeit nicht heilbar, und führt nach 1–3 Jahren zu einer Situation, die oft eine Euthanasie des Hundes bedingt. Eine routinemäßige Physiotherapie kann den Fortschritt der Erkrankung jedoch verzö- gern. Zudem kann eine Anpassung der Umgebung den Patienten das Leben er- leichtern. Rampen, rutschfeste Untergrün- de, Pfotenschutz, Rollstühle und Trage- Geschirre sind einige Beispiele für Erleich- terungen im Alltag. Die DM kann nicht durch einen spezi- fischen Test diagnostiziert werden, wes- halb im Zentrum der Diagnostik die kli- nisch-neurologische Untersuchung steht. Weitere Untersuchungen wie Blutanalyse, Bildgebung oder Liquoruntersuchung kön- nen durch Ausschluss anderer Ursachen (z. B. Bandscheibenvorfall, andere degene- rative Erkrankungen) zur Diagnose beitra- gen. Ziel der Studie In einer Studie aus England wurden an DM erkrankte Hunde mit gesunden Hunden ähnlichen Alters mittels elektrischer Im- pendanzmyografie (EIM) untersucht und verglichen, um Veränderungen an der Muskulatur nicht-invasiv und quantitativ bewerten zu können. Methode Durch die Anwendung und Messung von hochfrequentem elektrischem Strom mit geringer Intensität lassen sich krankheits- bedingte Veränderungen der Muskulatur nicht-invasiv bewerten. Die elektrische Impendanzmyografie ist ein Verfahren, das bei neuromuskulären Erkrankungen INFO Genetische Disposition Bei den meisten Hunderassen wird die DM durch eine Mutation im Gen- ort der Superoxid-Dismutase (SOD1- Gen; SOD1A-Variante) verursacht. Bei Hunden mit 2 Kopien (homozygot) dieser Variante besteht ein erhöhtes Risiko, an DM zu erkranken. Bei Hun- den mit einer Kopie (heterozygot) ist der Krankheitsverlauf i. d. R. deutlich langsamer als bei homozygoten Trä- gern. Es existieren rassebedingte Unter- schiede in Bezug auf das Alter, in dem die Erkrankung auftritt. Bei Pembroke Welsh Corgis treten klinische Symp- tome meist früher auf als bei anderen Rassen und bei Berner Sennenhunden ist eine 2. Variante (SOD1B) bekannt, weshalb diese Hunde auf beide Vari- anten getestet werden sollten. Es ist zu beachten, dass auch bei einer ge- netischen Disposition die Wahr- scheinlichkeit klinisch zu erkranken, gering sein kann. zum Einsatz kommen kann. Mit der Im- pendanzmyografie können Veränderun- gen in der Zusammensetzung der Musku- latur beziehungsweise deren Architektur beurteilt werden. Biophysikalische Verän- derungen in einer Muskelfaser verändern 6 Kleintier konkret 2024; 27 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund Braunes Gold – Kottransplantation als Therapieoption beim Hund Lena Dinkel, Dorothee Dahlem Die Kottransplantation stellt bei gastrointestinalen Erkrankungen eine vielversprechende Therapieoption dar. In diesem Artikel finden Sie eine Übersicht über mögliche Einsatzgebiete, Benefits, Risiken und Selektion der Spender sowie eine praktische Anleitung zur Herstellung und Durchführung einer Kottransplantation beim Hund. © Andrea/Stock.adobe.com Einleitung Das intestinale Mikrobiom ist ein komplexes Immun- und Stoffwechselorgan, das den Wirt vor Pathogenen schützt und Nährstoffe bereitstellt. Die Kottransplantation hat das Ziel, das gesunde Mikrobiom auf einen kranken Emp- fänger zu übertragen. Klinische Erfahrungen beschrän- ken sich bisher auf den Einsatz bei gastrointestinalen Er- krankungen, wobei klare Leitlinien zur Spenderselektion und Applikation fehlen. Definition und Historie Einige der im Zusammenhang mit der intestinalen Diver- sität stehenden Begriffe mit zugehöriger Definition sind im ▶ Kasten „Begriffsdefinitionen“ zu finden. Auch wenn die Begriffe „Mikrobiota“ und „Mikrobiom“ per definitio- nem nicht das Gleiche beschreiben, werden sie im klini- schen Alltag häufig als Synonyme verwendet. BEGRIFFSDEFINITIONEN ▪ Intestinale Mikrobiota: Gesamtheit der im Darm vorkommenden Mikroorganismen ▪ Intestinales Mikrobiom: Gesamtheit des Genoms der intestinalen Mikroorganismen ▪ Intestinales Metabolom: Gesamtheit der von den Magen-Darm-Organismen produzierten Stoff- wechselprodukte 8 Dinkel L, Dahlem D. Braunes Gold … Kleintier konkret 2024; 27: 8–15 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund mit anderen Mikroorganismen um Ressourcen, sodass das Wachstum potenziell pathogener Keime im Darm des Empfängers gehemmt wird [7]. Außerdem kann die fäkale Transplantation zur Wieder- herstellung der Integrität der Darmbarriere beitragen. Einen Abwehrmechanismus des Darmtraktes stellt die Mukusschicht, die die Epithelzellen vom Darmlumen trennt, dar. Durch die Übertragung von muzinproduzie- renden Bakterien mit dem Transplantat kann diese Bar- riere gestärkt werden [2]. Die in der Schleimschicht be- findlichen Immunglobuline A werden von der Mukosa ge- bildet, wobei deren Synthese u. a. durch Metabolite der Mikrobiota stimuliert wird [3]. In einer Studie wurden bei Welpen, die Darmpathogene ausschieden, niedrigere fäkale IgA-Konzentrationen gefunden als bei gesunden Welpen [9]. Die direkte Übertragung von Immunglobulin A mit dem Spenderkot sowie der Transfer von stimulie- renden Metaboliten unterstützen die immunologische Funktion des Darms. Die in den Spenderfäzes befindli- chen Bakteriophagen tragen ebenfalls zur Abwehr von Darmpathogenen bei [2]. Merke Eine sorgfältige Spenderselektion ist besonders ent- scheidend, um die positiven Effekte einer Kottrans- plantation zu erreichen. Mögliche Risiken Die Kottransplantation gilt in der Humanmedizin als si- cheres Verfahren mit geringen Risiken. In einer Auswer- tung der Nebenwirkungen, bei der mehr als 5000 Men- schen inkludiert waren, zeigten weniger als 1% schwere Nebenwirkungen. Diese waren Septikämien, Aspiration des Transplantats und Perforation des Darms bei Eingabe des Transplantats [10]. Milde Nebenwirkungen wurden ebenfalls nur selten beobachtet und waren selbstlimitie- rend. Zu diesen gehörten abdominale Dolenz, Nausea und Vomitus, Obstipation sowie Fieber [10]. In der Vete- rinärmedizin sind nur Einzelfallberichte zu Komplikatio- nen bei Kottransplantationen veröffentlicht. Zu bedenken gilt allerdings, dass das Risiko der Übertra- gung schädlicher Bakterien besteht, die im Spender asymptomatisch vorkommen (z. B. Antibiotika-resisten- ter E. coli [4]). Daher ist ein strenges Spenderscreening unerlässlich. Einsatzgebiete der Kottransplantation beim Hund Die Studienlage in der Veterinärmedizin ist noch dürftig und umfasst vorwiegend Fallbeschreibungen und kleine- re Fallserien. Dennoch hat sich die Kottransplantation bei einigen Erkrankungen als Therapieoption bewährt. In der Vergangenheit wurde diese in der Humanmedizin insbe- sondere zur Therapie rezidivierender Clostridium-difficile- Infektionen erfolgreich angewendet und weckte damit auch das Interesse der veterinärmedizinischen Forschung [1, 11]. In der Tiermedizin gibt es Berichte zum Einsatz sowohl bei akuten gastrointestinalen Erkrankungen als auch bei chronischen Enteropathien. Akute gastrointestinale Erkrankungen Akuter Durchfall ist ein häufiger Vorstellungsgrund in der Kleintierpraxis, wobei die auslösende Ursache oft unge- klärt bleibt. Es konnte gezeigt werden, dass diese Patien- ten verglichen mit gesunden Hunden eine veränderte Mikrobiota und damit auch ein verändertes Metabolom aufwiesen [12]. Deshalb ist es nicht überraschend, dass durch den Einsatz von Probiotika die Dauer der klinischen Symptome verkürzt werden kann [13]. Chaitman et al. verglichen den Therapieerfolg von Kottransplantation und Metronidazol-Verabreichung bei akutem Durchfall- geschehen [12]. Zwar besserte sich die Kotkonsistenz der Patienten beider Gruppen, allerdings war die Kotkon- sistenz langfristig gesehen bei den mit Kottransplanta- tion therapierten Hunden besser [12]. Außerdem nor- malisierte sich der Dysbiose-Index bei den Hunden nach Kottransplantation, während dieser sich nach der Anti- biotikaverabreichung sogar weiter verschlechterte [12]. AHDS Eine spezielle Form des akuten Durchfalls stellt das akute hämorrhagische Diarrhoe-Syndrom des Hundes (AHDS) dar. Es ist gekennzeichnet durch plötzlichen, wässrig- blutigen Durchfall, Vomitus und Hämokonzentration. Bis heute ist die Ursache des AHDS nicht vollständig geklärt. In vielen AHDS-Fällen wurde Clostridium perfringens nach- gewiesen, dessen Toxin vermutlich eine Nekrose der Darmschleimhaut bedingt [11]. Die Wirkung einer ein- maligen Kottransplantation auf die klinischen Symptome und das Darmmikrobiom von Hunden mit AHDS wurde von Gal et al. untersucht [14]. Dabei konnte zwar keine signifikant schnellere Besserung der Kotkonsistenz vergli- chen mit der Kontrollgruppe gezeigt werden, allerdings normalisierte sich der Dysbiose-Index zügiger [14]. Dies ist v. a. dahingehend interessant, dass etwa 30% der Hun- de mit einer AHDS-Episode später im Leben eine chroni- sche Diarrhoe entwickeln [15]. Dafür wird u. a. die durch die akute Erkrankung verursachte Dysbiose mit nachfol- gendem Integritätsverlust der Darmbarriere verantwort- lich gemacht [15]. Weitere Studien sind nötig, um zu untersuchen, ob Kottransplantationen durch die Modu- lation des intestinalen Mikrobioms den Prozentsatz an Tieren mit chronischer Diarrhoe nach AHDS reduzieren könnten. Parvovirose Die Parvovirose verursacht ebenfalls eine akute hämor- rhagische Diarrhoe. Die Viruserkrankung betrifft vorwie- gend junge, noch nicht vollständig grundimmunisierte 10 Dinkel L, Dahlem D. Braunes Gold … Kleintier konkret 2024; 27: 8–15 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund ▶ Tab. 1 Darstellung der im Dysbiose-Index bestimmten Bakterienstämme in alphabetischer Reihenfolge und Beispiele für deren Bedeutung. Bakterien-Spezies Bedeutung Blautia spp. Synthese von kurzkettigen Fettsäuren Bildung von Metaboliten mit antimikrobieller Aktivität Modulation des Glukosestoffwechsels Clostridium hiranonis Umwandlung der primären in sekundäre Gallensäuren Escherichia coli Faecalibacterium spp. pathogene Stämme: Synthese von proinflammato- rischen Mediatoren symbiotische Stämme: Sekretion von Bakterioziden und Konkurrenz um Nährstoffe mit pathogenen Stämmen, Beteiligung am Aminosäurestoffwechsel (u. a. Tryptophan und Carnitin) Synthese von kurzkettigen Fettsäuren (Hauptlieferant von Butyrat) Produktion von antiinflammatorischen Metaboliten Fusobacterium spp. Synthese von kurzkettigen Fettsäuren Streptococcus spp. Produktion von antiinflammatorischen Metaboliten Beteiligung am Aminosäurestoffwechsel (u. a. Histidin, Tryptophan) Turicibacter spp. Synthese von kurzkettigen Fettsäuren Modulation des Steroid- und Fettstoffwechsels INFO Beispielkriterien zur Spenderselektion Auswahlkriterien ▪ Alter: 1–10 Jahre ▪ keine Erkrankungen in den vergangenen 3 Monaten ▪ keine chronischen gastrointestinalen Erkrankungen, Allergien oder immunmediierten Erkrankungen ▪ keine antibakterielle Therapie in den vergangenen 3 Monaten ▪ keine Auslandsaufenthalte ▪ regelmäßige Impfungen nach StIKoVet-Vorgaben ▪ antiparasitäre Therapie ca. 1 Woche vor der Spende mittels eines Breitspektrum-Anthelminthikums (z. B. eine Kombination aus Milbemycin und Praziquantel) ▪ ausgewogene, kommerzielle Diät ▪ Body Condition Score 4–6/9 ▪ klinische Untersuchung ohne besonderen Befund ▪ normale Kotkonsistenz Laboruntersuchungen ▪ Normalbefund der Hämatologie und Blutchemie ▪ negative Kotflotation, negativer Giardien-ELISA-Test sowie negative bakteriologische Kotuntersuchung ▪ fäkaler Dysbiose-Index < 0 ▶ Abb. 1 Zur Kottransplantatherstellung benötigtes Material. Quelle: Kleintierklinik Ettlingen orientiert. Allgemein ist bei der Zubereitung des Kotma- terials wichtig, die funktionellen Bestandteile in den Fäzes zu erhalten. Die hier im Folgenden beschriebene Anlei- tung zur Herstellung und Applikation ist die in der Klinik der Autorinnen angewendete Technik. Allgemein kann die Verabreichung des Transplantats oral oder rektal erfolgen [2]. Aus Gründen der Praktikabilität auch im Falle von gastrointestinalen Symptomen wie Vo- mitus oder Anorexie wird häufig die rektale Eingabe be- vorzugt. Zur Herstellung eines Transplantats sollte mög- lichst frischer (nicht älter als 6 Stunden) Kot verwendet werden [2]. Zum Schutz der anaeroben Bakterien im Kot sollte die Aufarbeitung des Kotes so schnell wie möglich erfolgen [2, 22]. In der Humanmedizin findet die Trans- plantatherstellung teils zusätzlich in Sauerstoff-freier At- mosphäre statt, was im tiermedizinischen Alltag aller- dings nicht praktikabel ist [22]. Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Kottransplantationsherstellung (▶ Abb. 1, Abb. 2, Abb. 3, Abb. 4, Abb. 5 und Abb. 6) 1. Mixen von 50 g frischem Kot mit 250 ml warmer Koch- salzlösung (z. B. mit einem Smoothie-Maker oder Mixer) 2. Sieben der Mischung zur Entfernung von Grobbe- standteilen, die die Sonde verstopfen könnten 3. sofortige Verabreichung oder Lagerung 4. bei Lagerung: Abfüllen in individuelle Portionen und Zugabe von Glycerol bis zum Erhalt einer 10%igen Lösung (z. B. 45 ml Kottransplantat + 5 ml Glycerol), Lagerung über 3 Monate bei − 20 °C möglich 12 Dinkel L, Dahlem D. Braunes Gold … Kleintier konkret 2024; 27: 8–15 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund ▶ Abb. 6 Fertiges Transplantat zur sofortigen Verwen- dung. Quelle: Kleintierklinik Ettlingen ▶ Abb. 7 Gefrierschrank zur Aufbewahrung der gefrore- nen Kottransplantate. Quelle: Kleintierklinik Ettlingen die Effektivität von gefrorenen und frischen Proben ver- gleicht, in der Humanmedizin wurde allerdings kein qua- litativer Unterschied gefunden [2, 22]. Das Einfrieren von Transplantaten ermöglicht den Aufbau einer „Kotbank“, aus der sich im Bedarfsfall jederzeit bedient werden kann (▶ Abb. 7). So wird die Kottransplantation zu einem Ver- fahren, das auch am Wochenende ohne großen Aufwand Einsatz finden kann. Schritt-für-Schritt-Anleitung zur rektalen Applikation (▶ Abb. 8, Abb. 9, Abb. 10 und Abb. 11) 1. bei eingefrorenen Transplantaten: Auftauen im Was- serbad (37 °C) und Applikation nach spätestens 6 Stun- den 2. rektale Spülung mit Kochsalzlösung bis zur Leerung des Rektums 3. rektaler Einlauf über eine weiche Sonde (z. B. Ernäh- rungssonde) mit 15–20 ml Transplantat pro Kilo- gramm Körpergewicht 4. nach der Transplantation: den Anus 20 Min. verschlie- ßen Für die rektale Applikation ist in aller Regel keine Seda- tion notwendig. Die pro Kilogramm verabreichte Menge an Transplantat lehnt sich an die Richtlinien der Human- medizin an, in der 20–100 g Fäzes pro Person verwendet ▶ Abb. 8 Zur rektalen Applikation einer Kottransplanta- tion benötigtes Material. Quelle: Kleintierklinik Ettlingen Das Glycerol schützt die Mikrobiota vor Schäden, die durch die Bildung von Eiskristallen entstehen würden [22]. In humanmedizinischen Richtlinien wird eine Lage- rung bei − 80 °C empfohlen, da bei höheren Temperatu- ren eine Aktivierung von Enzymen und damit eine Ver- änderung der Mikrobiota nicht ausgeschlossen werden kann [2, 22]. Es gibt in der Tiermedizin keine Studie, die 14 Dinkel L, Dahlem D. Braunes Gold … Kleintier konkret 2024; 27: 8–15 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund Petechien, Hämatome, Epistaxis – Was nun? Ein diagnostischer Leitfaden Anna Horbelt, Julia Kinny-Köster, Jennifer von Luckner Ein akut blutender Patient ist im Alltag oftmals eine Herausforderung und macht ein schnelles Handeln erforderlich, um möglicherweise lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden. Dieser Artikel soll einen Leitfaden zur zielorientierten diagnostischen Aufarbeitung geben und dabei helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren. © Ricant Images/Stock.adobe.com Pathophysiologie der Blutgerinnung Primäre Hämostase Zur korrekten Diagnose und Therapie von Gerinnungs- störungen (Koagulopathien) ist ein Verständnis der Blut- gerinnung (Hämostase) essenziell. Die Hämostase kann modellhaft in 3 unterschiedliche Phasen eingeteilt wer- den, die im echten Leben allerdings fließend ineinander übergehen und teilweise parallel zueinander ablaufen. In der primären Phase kommt es bei Verletzungen des Gefäßendothels physiologisch initial zu einer Vasokon- striktion des betroffenen Gefäßes und einer Verlang- samung des Blutstroms. Dadurch wird eine Anlagerung von Thrombozyten an das freiliegende subendotheliale Kollagen (Thrombozytenadhäsion) ermöglicht. Für diese Anlagerung ist der von-Willebrand-Faktor notwendig. Dieser wird ständig von Endothelzellen produziert und in das Blut abgegeben. Im Falle einer Gefäßläsion lagert er sich an das freiliegende subendotheliale Kollagen an und 16 Horbelt A et al. Petechien, Hämatome, Epistaxis … Kleintier konkret 2024; 27: 16–28 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund ▶ Tab. 1 Klinische Symptome primärer und sekundärer Koagulopathien [1, 3, 4]. primäre Koagulopathie sekundäre Koagulopathie nicht eindeutig zuzuordnen ▪ Blutungen in Haut und ▪ Blutungen in Haut und Schleimhaut als Schleimhaut als Petechien und Ekchymosen Hämatome ▪ Blutungen in Körperhöhlen, Muskeln und ▪ Blutung unmittelbar nach Ve- Gelenke nenpunktion [3] ▪ Blutung verzögert nach Venenpunktion [3] ▪ Meläna ▪ Epistaxis ▪ Hämaturie ▪ Gingivablutung (z. B. beim Zahnen) ▪ postoperative Blutungen ▶ Abb. 5) oder Blutungen in Körperhöhlen [1, 3]. Zu be- denken ist, dass in der klinischen Realität eine solche sta- tische Einteilung nicht immer möglich ist, da verschiede- ne komplexe Mechanismen parallel zueinander ablaufen. Außerdem kommt es bei verschiedenen Blutungsmus- tern zu einer Überschneidung zwischen primären und se- kundären Koagulopathien (▶ Tab. 1). Verdacht auf eine PRIMÄRE Koagulopathie – Wie geht es weiter? Die primäre Hämostase ist insbesondere abhängig von einer normalen Thrombozytenzahl und ‑funktion sowie einer durch den von-Willebrand-Faktor vermittelten Bin- dung an das Gefäßendothel. Daraus ergeben sich 3 Fra- gen, die im Folgenden erläutert werden: 1. Sind ausreichend Thrombozyten vorhanden? 2. Funktioniert die Bindung der Thrombozyten an das Endothel? 3. Haben die Thrombozyten eine normale Funktion? Sind ausreichend Thrombozyten vorhanden? Die häufigste Ursache primärer Koagulopathien des Hun- des ist eine Thrombozytopenie (reduzierte Anzahl an Thrombozyten). Ihr Ausschluss muss daher der 1. Schritt der diagnostischen Aufarbeitung sein. Die Thrombozy- tenzahl wird aus einer Vollblutprobe in einem EDTA-Röhr- chen bestimmt [3 – 5]. Merke Eine Thrombozytopenie sollte immer durch einen Blutausstrich verifiziert werden [3 – 5]! Beim Blutausstrich ist Folgendes zu beachten: ▪ Bei der Bestimmung der Thrombozytenzahl führen Thrombozytenaggregate zu falsch niedrigen Mess- werten (▶ Abb. 6). ▪ Ein Thrombozyt pro Gesichtsfeld (bei 1000er Vergrö- ßerung bzw. Nutzung eines 100er Objektivs) steht für ca. 12 000–15 000 Thrombozyten/µl. ▪ Junge Thrombozyten sind größer als ältere und ihre Anwesenheit spricht für eine Regeneration. Zu spontanen Blutungen kommt es ab einer Thrombozy- tenzahl unter 30 000/µl, sodass betroffene Patienten vor- sichtig behandelt werden müssen [3]. Die Ursachen für Thrombozytopenien sind vielfältig und lassen sich in folgende Kategorien gliedern [3 – 7]: ▪ verringerte Produktion ▪ Zerstörung ▪ erhöhter Verbrauch ▪ Sequestration Eine Übersicht über die möglichen Ursachen wird in ▶ Tab. 2 gegeben. Die vollständige diagnostische Auf- arbeitung von Thrombozytopenien würde den Rahmen dieses Artikels übersteigen. Es ist jedoch zu bedenken, dass hochgradige Thrombozytopenien (< 25 000/µl) v. a. bei immunmediierten Geschehen beobachtet werden, während erhöhter Verbrauch oder Sequestration i. d. R. zu einer milden oder moderaten Reduktion der Throm- bozytenzahl führt [3, 8]. Abzugrenzen von diesen pathologischen echten Throm- bozytopenien sind physiologische Thrombozytopenien ohne Einschränkungen der Hämostase, die bei manchen Hunderassen vorkommen. Insbesondere beim Cavalier King Charles Spaniel, aber auch beim Norfolk und Cairn Terrier, ist eine hereditäre makrozytäre Thrombozyto- penie bekannt. Sie ist gekennzeichnet durch eine geringe Gesamtzahl insgesamt sehr großer Thrombozyten [12, 13] (▶ Abb. 7). Auch Greyhounds zeigen typischerweise niedrige Thrombozytenzahlen ohne Anzeichen spontaner Blutungen [3, 14 – 18]. Funktioniert die Bindung der Thrombozyten an das Gefäßendothel? Für die Bindung der Thrombozyten an das Gefäßendothel ist der von-Willebrand-Faktor notwendig. Bei einem Man- gel dieses Faktors kommt es zu dem sogenannten von- Willebrand-Syndrom (vWS). Dieses ist die häufigste ver- erbbare Koagulopathie des Hundes. Es wird i. d. R. auto- somal dominant, aber mit unvollständiger Penetranz vererbt [3, 19, 20]. Obwohl es sich bei dem vWS um eine primäre Koagulopathie handelt, werden klinisch keine Petechien beobachtet. Grund dafür ist die geringe Blut- flussgeschwindigkeit in den kapillaren Endstromgebie- 18 Horbelt A et al. Petechien, Hämatome, Epistaxis … Kleintier konkret 2024; 27: 16–28 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund ▶ Abb. 3 Petechiale Einblutungen in die Analschleimhaut eines Hundes. Quelle: Anicura Ahlen ▶ Abb. 4 Multiple Ekchymosen am ventralen Abdomen eines Hundes. Quelle: Anicura Ahlen ▶ Abb. 5 Hämatom lateral des Penis eines Hundes. Quelle: Anicura Ahlen ▶ Abb. 6 Blutausstrich (Diff-Quick-Färbung, 1000 ×) eines Hundes mit gemessener Thrombozytopenie mit multiplen Thrombozytenaggregaten (blaue Pfeile). Die Thrombozytopenie ist nicht reell. Quelle: Anicura Ahlen ten, durch die eine Thrombozytenaggregation ohne Hilfe des von-Willebrand Faktors möglich ist [4]. Das vWS wird in 3 Typen unterteilt, die sich sowohl in Art der Verände- rung (qualitativ vs. quantitativ) als auch im Hinblick auf Blutungsneigung und prädisponierte Rassen unterschei- det (▶ Tab. 3) [1, 3, 4]. Bei Verdacht auf ein vWS kann in Speziallaboren die Messung der vWF-Antigen-Konzent- ration aus EDTA-Blut eingeleitet werden. Diese sollte im Normalfall über 70% liegen. Von deutlichen Abweichun- gen spricht man ab einer Aktivität von unter 50 %, wobei wiederum bei einer Aktivität unter 25–35% (je nach Quelle unterschiedliche Angaben) das Auftreten von Blu- tungen wahrscheinlich ist [8]. Dieser Test kann nur Typ I und III des vWS diagnostizieren, weil beim Typ II ein qua- litativer und (nicht zwingend auch) ein quantitativer Mangel vorliegt [4]. Zusätzlich steht inzwischen für ver- 20 Horbelt A et al. Petechien, Hämatome, Epistaxis … Kleintier konkret 2024; 27: 16–28 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund ▶ Tab. 4 Übersicht über die wichtigsten Ursachen einer Thrombozyto- pathie (Funktionsstörung der Thrombozyten) [3 – 5, 27]. Ursache Beispiele sekundär zu an- deren schweren systemischen Erkrankungen Medikamente SIRS, Anämie, Hypo-/Hyperproteinämie, Nephro- pathie mit Urämie, Hepatopathie, systemische im- munologische Reaktionen (z. B. nach Bienenstich) β-Laktam-Antibiotika, Cephalosporine, Barbiturate, Lokalanästhetika, Antihistaminika, Clopidogrel, NSAIDs, Glukokortikoide Intoxikation Knoblauch, Ethanol, Koffein Infektion Neoplasie hereditäre Thrombo- zytopathie jegliche systemische Infektion (z. B. Ehrlichiose, Leptospirose), jegliche Bakteriämie (z. B. im Rahmen einer Pyometra) multiples Myelom, Leukämie, Mastzelltumor, disseminiertes/metastatisches Tumorgeschehen (z. B. Karzinomatose) von-Willebrand-Syndrom angeborene Thrombozytopathie (Beispiele für prädisponierte Hunderassen): ▪ Otterhund, Pyrenäenberghund (Glanzmannʼs Thrombasthenie), Gentest für den Pyrenäen- berghund verfügbar ▪ Deutscher Schäferhund (Scott-Syndrom) ▪ Großer Schweizer Sennenhund (P2Y12-Rezeptor- Mutation, Gentest verfügbar) ▪ Basset Hound (Gentest verfügbar), Spitz, Ameri- kanischer Eskimohund, Landseer (Gentest ver- fügbar), Neufundländer (CaIDAG-GEFI-Defizienz) SIRS = Systemic Inflammatory Response Syndrome nie genutzt und ist damit hinweisend für eine Thrombo- zytopathie oder ein von-Willebrand-Syndrom. Merke Die Schleimhautblutungszeit testet ausschließlich die primäre Hämostase: Für den Verschluss der stan- dardisierten Inzision ist der Ablauf der Gerinnungs- kaskade nicht notwendig [1, 3, 4, 28]. Bei der Durchführung sind folgende Punkte zu beachten: ▪ Bei der Fixation der Lefze sollte so wenig Druck wie möglich angewendet werden, da ein stauungsbedingt veränderter Blutfluss das Ergebnis verfälschen kann (▶ Abb. 9). ▪ Die Inzision darf niemals direkt betupft werden: Hier- durch werden ggf. beginnende Thromben entfernt. Abtropfendes Blut darf unterhalb der Inzision mit einem Tupfer aufgefangen werden. ▪ Normal ist ein Stoppen der Blutung nach 2–4 Minuten. Verdacht auf eine SEKUNDÄRE Koagulopathie – Wie gehtʼs weiter? Die sekundäre Hämostase ist insbesondere abhängig von einer kaskadenartigen Aktivierung verschiedener Gerin- nungsfaktoren über 2 Wege, die gemeinsam in der Bil- dung von Fibrinogen und die Polymerisation zu Fibrin münden. Zeigt der Patient Blutungen in Form von großen Hämatomen oder Blutungen in Körperhöhlen, muss eine Überprüfung der sekundären Hämostase erfolgen. Verfügbare Tests Der 1. Schritt ist die Bestimmung der Gerinnungszeiten, die von einer normalen Menge und Funktion der Gerin- nungsfaktoren abhängig sind. Eine normale primäre Hä- Nutzung eines standardisierten Testkits zur Bestimmung der Schleimhautblutungszeit Die Lefze am wachen Tier wird mit einer Mullbinde locker hoch- gebunden oder wie beim narko- tisierten Tier händisch fixiert. Mit leichtem Druck wird eine standardisierte Inzision gesetzt. Gemessen wird nun die Zeit, bis die Blutung zum Stillstand kommt. Sobald sich ein Thrombus gebildet hat, der zu einem Ende des Blutflusses führt, wird die Zeit gestoppt. Diese liegt physiologischerweise unter 4 Minuten. Abfließendes Blut darf unterhalb der Inzision mit einem Filterpapier aufgefangen werden. ▶ Abb. 8 Durchführung der Schleimhautblutungszeit [1, 3, 4, 28]. Quelle: Anicura Ahlen 22 Horbelt A et al. Petechien, Hämatome, Epistaxis … Kleintier konkret 2024; 27: 16–28 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund ▶ Tab. 5 Auswahl an Rasseprädispositionen für Gerinnungsstörungen beim Hund (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Störung Mangel an Gerinnungs- faktoren Auswahl prädisponierter Hunderassen Besonderheiten angeborener Faktor-VII-Mangel Hämophilie A (angeborener Faktor- VIII-Mangel) Beagle Alaskan Klee Kai u. a. Deutscher Schäferhund Golden Retriever Havaneser [32 – 37] Hämophilie B (angeborener Faktor- IX-Mangel) Rhodesian Ridgeback, Hovawart und Lhasa Apso [38 – 41] Gentest verfügbar Gentest verfügbar für den Deutschen Schäfer- hund und Havaneser Gentest verfügbar Mangel an Fibrinogen kongenitale Hypofibrinogenämie (selten) u. a. Berner Sennenhund, Bichon Frisé, Cocker Spaniel, Collie, Lhasa Apso, Magyar Viszla, Bernhardiner und Dackel [42 – 45] übersteigerte Auf- lösung von Thromben Hyperfibrinolyse Greyhound [14, 46] tungen des Nabels. Allerdings ist je nach Ausprägung des Faktorenmangels auch ein späteres Auftreten möglich [1, 4]. Bei Verdacht auf einen angeborenen Faktorenmangel kann eine Einzelfaktorbestimmung in Speziallaboren eingeleitet werden. Diese wenden ein abgewandeltes Testprinzip an, bei dem das Blut des zu testenden Patien- ten mit Blut gemischt wird, dem ein bestimmter Faktor gänzlich fehlt. Das Mischverhältnis wird angepasst, bis es zu einer aPTT- oder PT-Verlängerung kommt. So kann be- stimmt werden, welcher Faktor in welchem Maße fehlt. Insgesamt müssen mindestens 70% der Aktivität eines Faktors fehlen, damit es zu einer Verlängerung der Gerin- nungszeiten kommt [1, 3, 4]. Spontane Blutungen im Rahmen einer Hämophilie werden aber beispielsweise erst ab einer Faktoraktivität von < 1% beobachtet [29]. Die weitere diagnostische Aufarbeitung der betroffenen Patienten richtet sich nach dem Muster der veränderten Gerinnungszeiten, das Hinweise auf die Ursache und Pro- gression der Grunderkrankung geben kann. Verlängerte PT Bei einer isolierten Störung innerhalb des extrinsischen Anteils der Gerinnungskaskade kommt es zu einer sin- gulären Verlängerung der PT ohne eine Abweichung der aPTT. Ursache dafür ist in aller Regel ein Faktor-VII-Man- gel. Bei einer gestörten Produktion von Gerinnungsfak- toren fehlt Faktor VII als erstes, da er mit 4–6 Stunden die kürzeste Halbwertszeit hat. Besonders deutlich wird das in der Frühphase einer Cumarinintoxikation, in der eine singuläre PT-Verlängerung bereits vor dem Auftre- ten klinischer Symptome gesehen werden kann. Cuma- rinderivate (z. B. Warfarin, Diphacinon, Brodifacoum oder Bromadilon) wirken als Vitamin-K-Antagonisten. Vita- min-K ist notwendig für die Produktion von Prothrombin sowie die Aktivierung der Faktoren VII, IX und X. Dabei ist der Faktor VII als erste betroffen (→ PT-Verlängerung). Auch wenn eine Cumarinintoxikation die häufigste Form einer durch einen Vitamin-K-Mangel ausgelösten Koagu- lopathie ist, können auch andere Erkrankungen ein Defi- zit an Vitamin K und damit sehr ähnliche Störungen der Hämostase auslösen. Dazu gehören z. B. [1, 3, 4]: ▪ Malabsorption im Rahmen einer Cholestase ▪ IBD ▪ Hepatopathie ▪ Aufnahme von Sulfaquinoxalin (Kokzidiostatikum für Geflügel) Ein angeborener Mangel von Faktor VII ist für den Beagle und Alaskan Klee Kai beschrieben [8, 30, 31]. Verlängerte aPTT Bei einer isolierten Störung innerhalb des intrinsischen Anteils der Gerinnungskaskade kommt es zu einer singu- lären Verlängerung der aPTT ohne eine Abweichung der PT. Ursache dafür ist i. d. R. ein angeborener Mangel an einer der beteiligten Faktoren, meist eine Hämophilie. Es wird unterschieden zwischen einer Hämophilie A (Man- gel an Faktor VIII) und einer Hämophilie B (Mangel an Fak- tor IX). Ein Überblick über die bekannten Rasseprädispo- sitionen wird in ▶ Tab. 5 gegeben. Beide Formen werden X-chromosomal rezessiv vererbt, sodass heterozygote Träger asymptomatisch sind und nahezu ausschließlich Rüden klinische Symptome einer Hämophilie entwickeln. Damit es zu spontanen Blutungen kommt, muss aller- dings ein hochgradiger Faktormangel bestehen. So treten beispielsweise bei der Hämophilie erst ab einer Faktoren- aktivität von < 1% spontane Blutungen auf. Zudem ist die Ausprägung einer gesteigerten Blutungsneigung bei glei- chem Grad einer reduzierten Faktoraktivität variabel. Deutsche Schäferhunde zeigen beispielsweise trotz ledig- lich milder Reduktion der Faktoraktivität (▶ Tab. 6) häufig eine ausgeprägte Blutungsneigung [29, 47, 48]. Bei Verdacht auf einen angeborenen Faktorenmangel kann eine Einzelfaktorbestimmung im Labor eingeleitet 24 Horbelt A et al. Petechien, Hämatome, Epistaxis … Kleintier konkret 2024; 27: 16–28 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund von Mikrothromben und im weiteren Verlauf zu einer Verbrauchskoagulopathie und Hyperfibrinolyse führt [1, 3, 4]. Die Diagnose einer DIC wird gestellt, wenn mindes- tens 3 der folgenden Kriterien erfüllt sind: ▪ Thrombozytopenie ▪ Verlängerungen von aPTT und PT (häufig in geringe- rem Ausmaß als aPTT) ▪ vermehrter Nachweis von FDP (Fibrinspaltprodukte) und D-Dimeren Aufgrund der Hyperfibrinolyse sind v. a. D-Dimere typisch für eine DIC [3, 4]. Fazit Bei einem blutenden Patienten ist es essenziell, einen kühlen Kopf zu bewahren. Bereits die Ausprägung der kli- nischen Symptome gibt Hinweise für die Einleitung einer zielführenden Diagnostik. Ist vor dem Hintergrund der Pathophysiologie die Störung innerhalb der physiologi- schen Hämostase lokalisiert, ergeben sich die logischen Differenzialdiagnosen. So können für den betroffenen Pa- tienten schnell individuelle therapeutische Maßnahmen getroffen werden. Dabei sollte immer kritisch hinterfragt werden, ob die erhobenen Befunde die Symptome des Patienten erklären. Korrespondenzadressen Anna Horbelt Anicura Ahlen GmbH Bunsenstraße 20 59229 Ahlen Julia Kinny-Köster Tierärztliche Gemeinschaftspraxis St. Franziskus Im Ort 11 44534 Lünen info@tierarzt-in-luenen.de Dr. Jennifer von Luckner DECVIM‑CA (Internal Medicine) Fachtierärztin für Kleintiere, Fachtierärztin für Innere Medizin der Kleintiere Laboklin – Fachlabor für veterinärmedizinische Diagnostik Steubenstraße 4 97688 Bad Kissingen Literatur [1] [2] Stockham SL, Scott MA. Hemostasis. In: Fundamentals of vet- erinary clinical pathology. 2nd ed. Ames (IA): Blackwell Pub- lishing; 2008: 259–323 Sang Y, Roest M, de Laat B et al. Interplay between platelets and coagulation. Blood Rev 2021; 46: 100733 ▶ Abb. 11 Hochgradiger Ikterus mit Bildung von Häma- tomen im Rahmen eines fulminanten Leberversagens. Ursache für die Blutung kann die reduzierte oder fehler- hafte Produktion von Gerinnungsfaktoren durch die ge- störte Leberfunktion sein. Wahrscheinlicher ist aber eine DIC (z. B. im Rahmen einer SIRS) als Folge der schweren Grunderkrankung. Quelle: Anicura Ahlen BESONDERHEIT Blutungsneigung beim Greyhound Beim Greyhound wird eine Blutungsneigung beob- achtet, die ursächlich weder auf die primäre noch auf die sekundäre Gerinnung zurückzuführen ist. Als Ur- sache wird eine Hyperfibrinolyse vermutet, die eine übersteigerte physiologische Fibrinolyse (Auflösung) von Thromben (auch 3. Phase der Gerinnung) be- schreibt. Eine Hyperfibrinolyse wurde auch für Trau- mata, Körperhöhlenergüsse, Hepatopathien oder eine Infektion mit Anaplasma platys beschrieben. Al- lerdings ist die Studienlage zu diesem Krankheitsbild noch gering [3, 4, 14, 46, 49, 50]. tenziell lebensbedrohliche Komplikation einer anderen Grunderkrankung wie z. B. einer Infektion, Neoplasie oder Sepsis/SIRS (Systemic Inflammatory Response Syndrome). Unabhängig von der Grunderkrankung kommt es bei einer DIC zu einer systemischen Aktivierung der Hämosta- se, die initial zu einer Hyperkoagulabilität mit der Bildung 26 Horbelt A et al. Petechien, Hämatome, Epistaxis … Kleintier konkret 2024; 27: 16–28 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Innere Medizin | Hund [29] Mischke R. Hämophilie A und B beim Hund. Tierarztl Prax Kleintiere Heimtiere 2012; 40(01): 44–53 haemophilia in a dog. Vet Comp Orthop Traumatol 2017; 30 (5): 371–376 [30] Callan MB, Aljamali MN, Margaritis P et al. A novel missense mutation responsible for factor VII deficiency in research Bea- gle colonies. J Thromb Haemost 2006; 4(12): 2616–2622 [31] Kaae JA, Callan MB, Brooks MB. Hereditary factor VII deficiency in the Alaskan Klee Kai dog. J Vet Intern Med 2007; 21(5): 976– 981 [32] Johnstone IB, Norris AM. A moderately severe expression of classical hemophilia in a family of german shepherd dogs. Can Vet J 1984; 25(5): 191–194 [33] Aslanian ME, Sharp CR, Rozanski EA et al. Clinical outcome after diagnosis of hemophilia A in dogs. J Am Vet Med Assoc 2014; 245(6): 677–683 [34] Mansell PD, Parry BW. Changes in factor VIII: coagulant activ- ity and von Willebrand factor antigen concentration after sub- cutaneous injection of desmopressin in dogs with mild hemo- philia A. J Vet Intern Med 1991; 5(3): 191–194 [35] Decambron A, Manassero M, Thibaud JL et al. Bone haemo- philic pseudotumour of the ulna: A rare complication of Anzeige [36] Lubbers C, Beukers M, Bergknut M, Paes G. Hemophilia A Resulting in Severe Hyperesthesia Due to Extraparenchymal Spinal Cord Hemorrhage in a Young Golden Retriever Puppy. Vet Sci 2022; 9(11): 638 [37] Brooks MB, Barnas JL, Fremont J, Ray J. Cosegregation of a fac- tor VIII microsatellite marker with mild hemophilia A in Golden Retriever dogs. J Vet Intern Med 2005; 19(2): 205–210 [38] Mischke R, Kühnlein P, Kehl A et al. Genetic analysis of hemo- philic Havanese dogs. Vet Clin Pathol 2011; 40: 569 [39] Steingräber L. Molekularbiologische Aufklärung des ursächli- chen Gendefekts der Hämophilie bei der Hunderasse Hova- wart [Dissertation]. Hannover: Tierärztliche Hochschule Han- nover; 2022 [40] Brenig B, Steingräber L, Shan S et al. Christmas disease in a Hovawart family resembling human hemophilia B Leyden is caused by a single nucleotide deletion in a highly conserved transcription factor binding site of the F9 gene promoter. Heamatologica 2019; 104(11): 2307–2313 [41] Mauser AE, Whitlark J, Whitney KM, Lothrop CD jr. A deletion mutation causes haemophilia B in Lhasa Apso dogs. Blood 1996; 88(9): 3451–3455 [42] Jolivet F, Diquélou A, Trumel C et al. Fibronogen deficiency in a dog – a case report. BMC Vet Res 2017; 13(1): 183 [43] Sigrist NE, Hofer-Inteeworn N, Jud Schefer R et al. Hyperfibri- nolysis and Hypofibrinogenemia Diagnosed With Rotational Thromboelastometry in Dogs Naturally Infected With Angio- strongylus vasorum. J Vet Intern Med 2017; 31(4): 1091–1099 [44] Wilkerson MJ, Johnson GS, Stockham S, Riley L. Afibrinogene- mia and a circulating antibody against fibrinogen in a Bichon Frise dog. Vet Clin Pathol 2005; 34(2): 148–155 [45] Puig J, Vilafranca M, Font A et al. Acute intrinsic renal failure and blood coagulation disorders after a snakebite in a dog. J Small Anim Pract 1995; 36(7): 333–336 [46] Lara-García A, Couto CG, Iazbik MC, Brooks MB. Postoperative bleeding in retired racing greyhounds. J Vet Intern Med 2008; 22(3): 525–533 [47] Mischke R, Kühnlein P, Kehl A et al. Hämophilie A beim Hund: Symptome, Blutgerinnungsanalyse und Behandlung [Hemo- philia A in the dog: symptoms, blood coagulation analysis and treatment]. Berl Munch Tierarztl Wochenschr 1996; 109 (8): 279–287 [48] Mischke R, Kühnlein P, Kehl A et al. G244E in the canine factor IX gene leads to severe hemophilia B in Rhodesian Ridgebacks. Vet J 2011; 187(1): 113–118 [49] Birkbeck R, Humm K, Cortellini S. A review of hyperfibrinolysis in cats and dogs. J Small Anim Pract 2019; 60(11): 641–655 [50] Zoia A, Drigo M, Caldin M et al. Fibrinolysis in Dogs with Intra- cavitary Effusion: A Review. Animals (Basel) 2022; 12(19): 2487 Bibliografie Kleintier konkret 2024; 27: 16–28 DOI 10.1055/a-2165-1661 ISSN 1434-9132 © 2024. Thieme. All rights reserved. Georg Thieme Verlag KG, Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany 28 Horbelt A et al. Petechien, Hämatome, Epistaxis … Kleintier konkret 2024; 27: 16–28 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Physiotherapie | Hund.Katze ▶ Abb. 1 a Adduktoren des Hüftgelenks, Ansicht von medial. b Der M. iliopsoas (M. iliacus [blau] und M. psoas major [rot]) ist ein Supinator und Flexor der Hüfte, Ansicht von medial. Quelle: Hohmann M. Bewegungsapparat Hund. Stuttgart: Thieme; 2018 Anatomie und Funktion sowie Funktionsketten werden in der Fachliteratur gut und detailliert beschrieben [2]. Hier werden sie nur kurz zusammengefasst. Gelenks, was zu Inkongruenz und Fehlbelastung führt (▶ Abb. 2). Es kommt zu Knorpelschäden und später im Erwachsenenalter zu Arthrose [1]. Die Hüftgelenke sind Kugelgelenke und können in ▪ Extension-Flexion, ▪ Pronation-Supination (Innen-bzw. Außenrotation) und ▪ Abduktion-Adduktion bewegt werden. Das Hüftgelenk wird durch die Kapsel, Bänder, Sehnen und eine starke Muskulatur stabilisiert (▶ Abb. 1). Eine Auswahl an Muskeln mit ihrer Funktion bezüglich des Gelenks sind: ▪ M. iliopsoas – Flexion und Außenrotation ▪ M. pectineus – Flexion und Adduktion ▪ M. sartorius – Flexion und Adduktion ▪ M. gracilis – Adduktion ▪ Mm. adductores – Adduktion und Innenrotation ▪ M. biceps femoris – Abduktion und Extension ▪ Mm. glutei – Extension und Abduktion Pathophysiologie der HD Die HD ist eine multifaktorielle Erkrankung. Sie wird bei den meisten Hunderassen (insbesondere großen und schnellwachsenden) und auch bei Katzen gesehen. Ob- wohl betroffene Individuen eine genetische Prädisposi- tion haben, kann der Verlauf und das Fortschreiten der Krankheit durch Umweltfaktoren wie Ernährung, Bewe- gung, Hormone, Körpergewicht oder Muskelmasse be- einflusst und damit präventiv angegangen werden. Bei genetisch nicht belasteten Tieren kann die Entwicklung einer HD gänzlich vermieden werden [3, 4]. Das Hauptproblem bei der HD beim Jungtier ist eine Hy- perlaxität des Gewebes und eine Fehlentwicklung des Die entstehenden Knorpelschäden sind verbunden mit repetitiven Entzündungen (Synovialitis und Erguss), was zu einer weiteren Schädigung des Knorpels führt. Im wei- teren Verlauf werden Randexostosen gebildet und ein sklerosierender, zystischer sowie deformierender Umbau des subchondralen Knorpels in Gang gesetzt (radio- logisch als Osteophyten, periartikuläre knöcherne Zubil- dungen, Strukturveränderungen der Knochenenden und Verengung des Gelenksspalts zu sehen). Es entsteht eine Coxarthrose. Die Veränderungen führen zu einer Minder- bewegung, die Synovia wird eingedickt und weniger im Gelenk verteilt. Dadurch wird der Gelenksknorpel nicht richtig ernährt und stimuliert. Dies führt zusammen mit der Entzündung zu einer weiteren Schädigung des Knor- pels und damit in einen Teufelskreis. Diesen gilt es, früh zu durchbrechen. Die Entzündung muss kontrolliert, der Knorpel unterstützt und die Mobilität und Belastung des Gelenks optimiert werden [1, 5]. Merke Knorpelschäden können durch Überbelastung aber auch durch Unterbelastung entstehen, daher ist eine angepasste Bewegung von jung an wichtig [2]. Symptome und häufige Befunde Beim Junghund stehen die Hyperlaxität und die repetitive Subluxation mit Inkongruenz und damit Knorpelverlet- zung und Gelenksentzündung im Vordergrund, später beim erwachsenen und älteren Tier die Symptome einer Arthrose [1, 6]. 30 Challande-Kathmann I. Physiotherapie und Rehabilitation … Kleintier konkret 2024; 27: 29–42 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Physiotherapie | Hund.Katze INFO Mögliche Symptome und Befunde bei HD ▪ verminderte Aktivität, viel Schlafen (v. a. bei Katzen) ▪ Mühe beim Aufstehen (erste Schritte am schlimmsten) ▪ intermittierende oder persistierende Hinterhand-Lahmheit, häufig schlimmer nach Anstrengung, Training, Laufen ▪ Verweigern von Sprints, Sprüngen oder Treppensteigen ▪ Hangbeinlahmheit, das Vorführen der Gliedmaße fällt schwer ▪ Gangveränderungen wie „Bunny Hopping“ (Hoppeln wie ein Hase in schnellen Gangarten), LSÜ-Twist ▪ enger Stand der Hintergliedmaßen ▪ X-Beine ▪ Druck- und Bewegungsschmerz beim Hüftgelenk ▪ Ausstrahlungsschmerzen (v. a. lumbosakrale Region und Ober- schenkel) ▪ lockeres Gelenk, Hyperlaxität, Subluxation, Luxation – charakte- ristisch für die frühe HD, wird durch die späteren arthrotischen Veränderungen des Gelenks nicht mehr gefunden ▪ Haltungsänderung im Stand, Sitz oder Platz (▶ Abb. 3) ▪ Krepitation bei Gelenksbewegung ▪ vermindertes Bewegungsausmaß des Hüftgelenks insb. Exten- sion ▪ Atrophie der Oberschenkelmuskulatur (v. a. Flexoren) ▪ veränderte Körperform: hypotroph hinten und hypertroph vorne ▪ verminderte Mobilität des Iliosakralgelenks und der Rutenwirbel untereinander ▪ schmerzhafte Verspannungen und Kontrakturen des M. iliopsoas und M. pectineus ▪ eingeschränkte Mobilität des Ischiasnervs ▪ vermindertes Körperbewusstsein durch Beeinträchtigung des Gleichgewichts, der Propriozeption und der Koordination Bei der HD werden 2 Gruppen bezüglich der Behand- lungsempfehlungen unterschieden: ▪ Jungtiere im Wachstum mit Hyperlaxität ▪ erwachsene/ältere Tiere mit Coxarthrose Die höchste Priorität hat beim Rehabilitationsprogramm die Schmerzkontrolle, weiter sollten die individuellen Aspekte des Patienten berücksichtigt und die Mobilität, Kraft, Ausdauer und Koordination gefördert werden. Das oberste Ziel ist die Sicherstellung einer guten Lebensqua- lität. Für Katzen gelten die gleichen Behandlungsgrund- lagen wie für kleine Hunde und Arthrosepatienten. Die Physiotherapie wird entsprechend der Kooperations- bereitschaft der Katze angepasst [5 – 7]. Für das Rehabilitationsprogramm wird eine Kombination von Massage, passive und aktive Bewegungstherapie, Thermotherapie, Hydrotherapie, Lasertherapie, Elektro- therapie, therapeutischer Ultraschall oder Magnetfeld- therapie empfohlen. Zusätzlich können insbesondere zur ▶ Abb. 3 Platz-Übung (Hund aus ▶ Abb. 2, 11 Monate alter Mischlingsrüde): Zur Entlastung der Hüfte wird das Femur in Adduktion und Innenrotation gehalten und da- mit kommen Knie und Tarsus ebenfalls in Innenrotation. Quelle: INDIKA-animalreha SA Schmerzlinderung Akupunktur und Osteopathie erfolg- reich eingesetzt werden [1, 5, 6, 9]. PR A XIS Häufig gibt es Diskrepanzen zwischen den radiologi- schen Befunden und dem klinischen Bild (z. B. klare radiologische Veränderungen an den Hüftgelenken [HD] ohne Symptome und radiologisch unauffällige Hüften aber deutliche Hüftschmerzen). Behandelt wird das Tier und nicht das Röntgenbild [1, 5]. Physiotherapeutische Methoden Thermotherapie Die Thermotherapie ist die Applikation von Kälte oder Wärme. Die Kältetherapie führt zu einer Reduktion der Weiterlei- tung des Schmerzimpulses durch Betäubung der freien Nervenendigungen und Verminderung der Nervenleitge- 32 Challande-Kathmann I. Physiotherapie und Rehabilitation … Kleintier konkret 2024; 27: 29–42 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Physiotherapie | Hund.Katze ▶ Abb. 6 Extension der Hüfte und Dehnen der Hüftflexo- ren: Extension der Gliedmaße, Zug langsam aufbauen, für ein paar Sekunden halten und langsam Zug wieder redu- zieren. Quelle: INDIKA-animalreha SA ▶ Abb. 7 Neuromobilisation des Ischiasnervs. Die Hüfte wird in Flexion, Adduktion und Innenrotation gehalten. Wenn möglich wird zusätzlich das Knie in Extension ge- bracht und durch Bewegung des Tarsus kann entweder mehr der N. peroneus oder mehr der N. tibialis mobilisiert werden. Quelle: INDIKA-animalreha SA ▪ Weichteilmobilisation: – Dehnen der Muskulatur (▶ Abb. 6) – Dehnen der Gelenkskapsel und umliegenden Strukturen – Neuromobilisation (neurales Gleiten) (▶ Abb. 7) ▪ reflexinduziertes Training (▶ Abb. 8) ▪ Faszienarbeit Eine Traktion des Hüftgelenks zum Dehnen und Lösen der Kapsel und umliegender Strukturen kann zur Schmerzlinderung und zum Knorpelschutz (das Vakuum wird entfernt, die Synovia zirkuliert besser und der Knor- pel wird besser ernährt) eingesetzt werden [1, 5]. Ach- tung: Sehr vorsichtig und progressiv durchführen, da schnell schmerzhaft. Die passive Bewegungstherapie wird im täglichen Bewe- gungsprogramm integriert. Die zwischengewebliche Mo- bilität wird erhalten, die Produktion der Synovialflüssigkeit angeregt und die Synovia besser im Gelenksspalt verteilt. Die Durchblutung und der Lymphfluss werden gesteigert. ▶ Abb. 8 Reflexinduziertes Training: Durch Auslösen des Flexorreflexes werden die Flexoren trainiert. Quelle: INDIKA-animalreha SA Für die aktive Bewegungstherapie werden Kraftübun- gen, Ausdauerübungen, Beweglichkeitsübungen, Koor- dinationsübungen, Gleichgewichtsübungen und die Pro- priozeption fördernde Übungen verschrieben, die täglich durchgeführt werden sollten. Für die Erstellung eines Programms basierend auf den Be- funden und gesetzten Zielen ist es hilfreich, die Biome- chanik der einzelnen Übungen zu kennen [7, 11]. Treppen- steigen fördert beispielsweise die Hüftextension, Hoch- laufen auf einer Rampe fördert mehr die Flexion [1, 7]. 34 Challande-Kathmann I. Physiotherapie und Rehabilitation … Kleintier konkret 2024; 27: 29–42 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Physiotherapie | Hund.Katze ▶ Abb. 12 Weight-Shifting unter erschwerten Umstän- den. Der Hund muss den Händedruck auf wackeligem Boden ausgleichen. Quelle: INDIKA-animalreha SA Das Weight-Shifting (Gewichtsverlagerung) wird in late- raler Richtung durchgeführt. Die Hände werden beidseits auf die Hüften gelegt und es wird wechselnd Druck auf- gebaut, den der Patient ausgleichen muss. Die Übung kann auch in andere Richtungen wie vor und zurück oder auf wechselndem Untergrund durchgeführt werden (▶ Abb. 12) [1, 5, 7, 12]. INFO Gute Übungen für die aktive Bewegungstherapie bei HD ▪ langsames Laufen an der Leine, integrieren von Kreisen und Schlangenlinien ▪ Treppen Hoch- und runterlaufen ▪ „Mach Männchen“ (▶ Abb. 13) ▪ Tanzen, insbesondere rückwärts ▪ Hindernislaufen ▪ Trampolin, Physioball, Wackelbrett ▪ Weight-Shifting ▪ Hydrotherapie Das Bewegungsausmaß der Gelenke kann durch passive Bewegung und Stretching besser gefördert werden als mit aktiver Bewegungstherapie, aktiv wird nicht das kom- plette Bewegungsausmaß genutzt. Daher wird auch in der Prävention zusätzlich passive Bewegungstherapie empfohlen [2]. Propriozeption, Koordination und Gleich- gewicht können bei HD-Patienten ebenfalls beeinträch- tigt werden. Daher sollten entsprechende Übungen prä- ventiv und therapeutisch eingesetzt werden [1]. ▶ Abb. 13 Die „Mach Männchen“-Übung stärkt die Hin- tergliedmaßen, mobilisiert aktiv die Hüftgelenke und för- dert die Koordination. Die Übung kann auf Befehl oder mit Hilfe (hier Stimulation der Katze mit einem Leckerli) durchgeführt werden. Quelle: INDIKA-animalreha SA Hydrotherapie Die Hydrotherapie ist die Arbeit auf dem Unterwasser- laufband (UWL) oder Wasserlaufen und Schwimmen im Pool, See oder Fluss. Sie eignet sich hervorragend für die Rehabilitation und Prävention von HD. Durch den Auf- trieb des Wassers muss der Patient weniger Gewicht tra- gen und die Gelenke werden geschont. So kann früh mit dem Training begonnen werden. Die Mobilität sowie die Ausdauer werden gefördert und an Land wegen Schmer- zen nicht trainierbare Patienten können im hüfthohen Wasser häufig schmerzfrei laufen. Das Wasser hat durch die Viskosität eine haltende Wirkung und die mit der Be- wegung entstehende Reibung sowie der hydrostatische Druck einen Schmerzen-überdeckenden und Ödem-ver- mindernden Effekt. Je nach Wasserniveau sinkt die Ge- lenksbelastung (Tarsushöhe 10% weniger, Kniehöhe 15% weniger, Hüfthöhe über 60% weniger Gewicht zu tragen als an Land) [13]. Die Extension wird im UWL deutlich besser geübt als beim Schwimmen und fast gleich gut wie beim Laufen an Land. Die Flexion wird insbesondere beim Schwimmen gefördert. Die Bewegungen sind auf dem UWL besser kontrollierbar als beim Schwimmen und im UWL wird ein normales Gangbild trainiert (▶ Abb. 14). 36 Challande-Kathmann I. Physiotherapie und Rehabilitation … Kleintier konkret 2024; 27: 29–42 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Physiotherapie | Hund.Katze ▶ Tab. 1 Beispiel für ein Rehaprogramm bei Coxarthrose. Ein adäquates Schmerzmanagement wird vorausgesetzt. Zeit Methoden Befunde und Verlauf Besitzer und Hausaufgaben 1.–3. Woche ▪ Massage, passive Bewegung, Weich- teilmobilisation 2-mal/Woche ▪ Unterwasserlaufband 2-mal/Woche ▪ aktive Übungen zeigen: Sitz, Steh, Slalom, Hindernisse, Laufen am Hang, unterschiedlichen Untergründen ▪ Trampolin, Physioball, ▪ Tanzen, Weight-Shifting 1–5-mal/Tag ▪ Magnetfeldtherapie 2-mal/Woche ▪ Lasertherapie 1-mal/Woche ▪ Unterwasserlaufband 1-mal/Woche ▪ Massage, passive Bewegung je nach Bedarf (Verspannungen, Mobilitäts- einschränkungen) 1–3-mal/Tag bis 2–3-mal/Woche ▪ Besitzer weitere Übungen zeigen ▪ Lasertherapie 1-mal/Woche, Intervalle verlängern ab der 3. Woche bis gute Belas- tung der Gliedmaße an Land ▪ Befunde: Muskelatrophie, Exten- sion, Abduktion eingeschränkt, Zehenschleifen Verlauf: ▪ Schmerzen unter Kontrolle ▪ deutlich bessere Hüftbeweglich- keit, keine schmerzhaften Ver- spannungen mehr ▪ Anstieg von Kraft und Kondition bei Spaziergängen und Treppen- laufen ▪ Umgebung anpassen, Ausrutschen ver- meiden ▪ Unter- und Überlastung vermeiden ▪ Wärmetherapie ▪ Massage, passives Durchbewegen, Dehnen ▪ natürliches Dehnen fördern (Tier streckt sich zuerst vorne dann hinten z. B. nach dem Aufstehen), auf Befehl ▪ aktive Übungen täglich integrieren ▪ kurze, häufige Spaziergänge ▪ Kondition, Koordination und Kraft ▪ Massage, Dehnen, passive Bewegung wei- progressiv besser ter 1–2-mal/Tag ▪ immer längere Spaziergänge in allen Gangarten möglich ohne Verschlechterung oder Schmerzen ▪ sekundäre Verspannungen immer weniger ▪ Muskelaufbau seh- und spürbar ▪ normale Gelenksmobilität ▪ Spaziergänge um 5 min jede Woche ver- längern (falls vermehrt Lahmheit auftritt, muss die Dauer wieder reduziert werden und die Woche drauf erneut versucht wer- den, die Spaziergänge zu verlängern) ▪ die aktive Therapie kann unterschiedlich kombiniert werden, nicht überfordern! lebenslang regelmäßige Kontrollen und Behandlung (alle 1–2 Monate) Spaziergänge und tägliches Leben aktiv und ohne Schmerzen ▪ fit halten, Laufen, Koordinationsübungen und Kräftigungsübungen beibehalten ▪ regelmäßig massieren und durchbewegen, dehnen (1-mal/Woche) die Gelenksfunktion verbessert und die Lahmheit redu- ziert [14, 15]. INFO Die Fütterung sollte nicht zu stark proteinreduziert sein, da es für den Muskelaufbau hochwertiges Eiweiß braucht. Ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren sind antientzündlich (z. B. Leinöl und Fischöl), Antioxidantien schützen die Zellen (Vitamin C, E und Selen). Knorpelauf- bauende Substanzen wie Glykosaminoglykane und Chon- droitinsulfat sind Bestandteile von Knorpel und Gelenks- flüssigkeit (Schmierflüssigkeit). Brennesselextrakte sind entzündungshemmend und ausleitend [5]. Auch Curcu- ma, Weihrauch, Teufelskralle, Löwenzahn, Brennessel, Weidenrinde und andere Phytotherapeutika eigenen sich sehr gut fürs tägliche Schmerzmanagement [16]. Für den Knorpelschutz sollten zumindest Omega-3-Fett- säuren und Chondroitinsulfat empfohlen werden [1, 9]. PR A XIS Für die Fütterung im Alter gilt allgemein: ca. 30% weniger, häufigere Mahlzeiten, hochwertiges (gut verwendbares, wenig Abfallstoffe-bildendes) Eiweiß, erhöhter Gehalt an Ballaststoffen, Supplementierung mit Mineralstoffen und Spurenelementen sowie mit- telkettigen Triglyceride (MCT) zur Förderung des Ge- hirnstoffwechsels [5]. Das Wichtigste zu Arthrose ▪ Das Schmerzmanagement bei Arthrose kann aus Entzündunsghemmern, Phytotherapie, Massage, Thermo-, Laser-, Magnetfeld-, Elektrotherapie oder therapeutischem Ultraschall und zusätzlich aus Akupunktur und Osteopathie bestehen. ▪ Das Trainingsprogramm für den Muskelaufbau und die Mobilität beinhaltet passive und aktive Bewegungstherapie, Koordinations-, Kraft- und Ausdauerübungen und Hydrotherapie (UWL, Schwimmen). ▪ Durch adäquate Ernährung und Ergänzungsmittel kann der Körper zusätzlich unterstützt werden. ▪ Die Anpassung der Umgebung insbesondere im Alter ist hilfreich (rutschfeste Böden, Rampen, weiche Liegestätten). Falls die Arthroseschmerzen nicht kontrollierbar sind und eine gute Lebensqualität nicht mehr gewährleistet ist, wird eine chirurgische Behandlung (Hüftprothese oder Femurkopfresektion) empfohlen [1, 7]. Ein Beispiel für ein Rehaprogramm bei Coxarthrose wird in ▶ Tab. 1 gezeigt. 38 Challande-Kathmann I. Physiotherapie und Rehabilitation … Kleintier konkret 2024; 27: 29–42 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Physiotherapie | Hund.Katze ▪ 6 Wochen Leinenzwang ▪ 3 Wochen strikt an kurzer Leine im langsamen Gang (mehrmals täglich max. 5 min) Nach 2–3 Wochen kann bei gutem Verlauf Treppenlaufen mit Unterstützung (Schlinge oder Geschirr) ins Pro- gramm integriert werden. Die mehrmals täglichen Spa- ziergänge werden nach 6 Wochen um 5 min jede Woche verlängert. Bis 3 Monate postoperativ sind brüske Bewe- gungen und Rennen zu vermeiden. Nach dem Fädenzie- hen und bei guter Wundheilung wird optimalerweise langsam progressiv mit der Arbeit auf dem UWL begon- nen. Merke In den ersten 10 Tagen nach Einsetzen einer Hüft- gelenksprothese sollte keine maximale Belastung erfolgen, da die Luxationsgefahr am größten ist. Spannungen Spannungen sind eine mögliche Komplikation bei HP. Wenn eine dorsale Verlagerung des Femurkopfes präope- rativ schon länger bestand, sind eine gespanntere Ge- lenkskapsel und eine straffere periartikuläre Muskulatur sowie Veränderungen im umliegenden Gewebe zu sehen. Dehnen in der schmerzfreien Zone und passive Bewe- gung des Gelenks, Wärmetherapie, Massage und aktive Hüftextensionsübungen werden zum Lösen angewen- det. Schädigung des Ischiasnervs Wird der Nerv geschädigt, dauert die Rehabilitation ab- hängig von dem Schweregrad der neurologischen Ausfäl- le sehr lange (bis zu mehreren Monaten) [1]. Spontanes Überköten, ein verminderter Muskeltonus und Atrophie der Flexoren sowie Parese kennzeichnen eine schwere Schädigung. Komplikationen wie eine Luxation sind we- gen dem verminderten Muskeltonus und der Muskelatro- phie wahrscheinlicher, daher muss das Tier postoperativ stärker und länger beim Laufen unterstützt werden. Schlingen oder Geschirre, die die Hinterhand unterstüt- zen, oder eine Orthese für das Knie können für die Stabi- lität helfen. Ein Hilfsmittel, das bei jedem Schritt hilft, die Gliedmaße vorzuführen, und das spontane Überköten vermeidet, kann versucht werden. Bei Zehenschleifen sollte ein Pfotenschutz angelegt werden. Atrophierte Muskeln können mit Elektrotherapie gezielt stimuliert werden. Neben den gleichen Elementen wie bei der kom- plikationslosen Rehabilitation muss hier zusätzlich die Knieflexion gefördert werden. Dabei helfen beispielswei- se Übungen wie Sitz und Steh, über Hindernisse Laufen, Schwimmen, Wasserlaufen (Niveau auf Kniehöhe) und Reflexinduziertes Training (▶ Abb. 8). Die meisten Patien- ten erholen sich. Luxation Nach Reposition wird die verantwortliche Muskulatur ge- stärkt. Die dorsale Muskulatur wird durch 3-Beinstand, Koordinations- und Gleichgewichtsübungen gestärkt. Hydrotherapie und Laufen längs am Hang (mit dem be- troffenen Bein unten) werden ebenfalls eingesetzt, um die dynamische Gelenksbelastung besser zu unterstützen [1, 7]. Die ventrale Muskulatur (Adduktoren) wird durch Seitwärtslaufen, Laufen längs am Hang (mit dem betrof- fenen Bein oben) und RIT (die Abduktion löst die Kon- traktion der Adduktoren aus) gestärkt. Am sichersten und effektivsten für die Hüftadduktoren ist das UWL: Im Wasser werden die Beine auseinandergedrückt und die Adduktoren vermehrt aktiviert. Zur Vermeidung von Un- fällen, Fehltritten oder Stürzen werden die Körperwahr- nehmung, die Koordination und das Gleichwicht mittels entsprechender Übungen trainiert [1, 5]. Merke Ein präoperativer Muskelaufbau kann das Risiko einer Luxation vermindern und die Rehabilitationsdauer verkürzen. Femurkopfresektion (FKR) Mit der Physiotherapie wird postoperativ spätestens nach 48 h begonnen und die Rehabilitation sollte bis zur voll- ständigen Belastung des operierten Beins weitergeführt werden [1, 5]. Die Schmerzkontrolle (nichtsteroidale Entzündungshem- mer und ein Analgetikum wie Gabapentin) ist sehr wich- tig und muss lange genug fortgesetzt werden, damit der Patient das Bein so schnell wie möglich benutzt [5]. Schmerzen, Kontrakturen und weitere Mobilitätsein- schränkungen werden mittels Massage und passiver Be- wegungstherapie inkl. Weichteilmobilisation behandelt. Die Prognose für die Funktionswiedererlangung ist gut. Allgemein haben kleinere Tiere, die körperlich fit und nor- malgewichtig sind, eine bessere Prognose. Nicht selten bleibt eine leicht verminderte Hüftextension bestehen. Das Femur ist mehr nach dorsal verlagert und das Bein ist kürzer. An die verkürzte Beinlänge muss sich der Pa- tient erst koordinations- und krafttechnisch gewöhnen und den Unterschied durch eine veränderte Winkelung der anderen Gelenke ausgleichen, das braucht Zeit. Knie und Tarsus sind vermehrt in Extension gehalten, was bei schnellen Gangarten Probleme bereiten kann. Daher lau- fen die Tiere sehr lange immer wieder auf 3 Beinen. Es sollte jeden Tag mittels aktiver Bewegungstherapie geübt werden. Hilfreich sind die Hydrotherapie (Belas- tung weniger schmerzhaft) und das Anlegen von Körper- bandagen (Steigerung des Körpergefühls, Stimulation), um das Tier zum Benutzen der Gliedmaße zu bringen. Das Bein sollte nach 4 Wochen wieder belastet werden. Hydrotherapie, Treppenlaufen, hoch und runter Laufen, 40 Challande-Kathmann I. Physiotherapie und Rehabilitation … Kleintier konkret 2024; 27: 29–42 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Physiotherapie | Hund.Katze INFO Häufigste Befunde und Probleme bei einer Femurkopfresektion ▪ Schmerzen (lokal und ausstrahlend) ▪ eingeschränkte Mobilität (v. a. Abduktion und Extension) ▪ starke Muskelverspannungen (M. Iliopsoas häufig am meisten betroffen) ▪ Gliedmaßenverkürzung (dies wird durch eine Winkelverände- rung im Knie und Tarsus ausgeglichen) ▪ lange persistierendes und rezidivierendes Gehen auf 3 Beinen (v. a. in schnellen Gangarten) Triple/Double Pelvic Osteotomy (TPO/DPO) Das Ziel ist es, die Entwicklung der dorsalen Überdeckung des Femurkopfes zu fördern, um eine Luxation zu vermei- den. Eine TPO oder DPO wird bei Hunden angewendet, die schon früh klinische Symptome zeigen und bei denen radiologisch noch keine Anzeichen von OA nachweisbar sind. Dies ist meistens zwischen 4 und 10 Monaten der Fall, danach wird eine HP empfohlen. Bis zur Heilung der Osteotomie-Stelle (3 Monate, in den ersten 4–6 Wochen ist die Gefahr der Implantat-Lockerung oder Hüftluxation am größten) müssen die Tiere an der Leine gehalten wer- den und keine Sprünge und brüske Bewegungen (Spiel) dürfen durchgeführt werden. Schmerzkontrolle (medi- kamentös, apparative [Methoden], Massage), passive Gelenksbewegung, leichte Übungen ohne großen Kraft- aufwand wie Sitz und Steh, Koordinationsübungen (wie Weight-Shifting) und Hydrotherapie helfen dabei, Mus- kelatrophie und Mobilitätsverlust zu minimieren, ohne die Operationsstelle zu stark zu belasten. Die Übungen werden vorsichtig steigernd eingeführt [1, 5, 12]. Merke Bei der Anwendung von apparativen Methoden über Implantaten sollten die Herstellerangaben beachtet werden. Juvenile Pubic Symphysiodesis (JPS) Durch die JPS entwickelt sich die dorsale Abdeckung des Femurkopfes mehr aus. Die Luxation bleibt zunächst be- stehen und verschwindet mit dem Wachstum. Im Gegen- satz zur TPO gibt es wenig Weichteiltrauma und das Be- cken ist stabil. Der Eingriff muss sehr früh geschehen (im Alter von 16 Wochen) und es besteht eine Unsicherheit, ob das Tier später effektiv Probleme bekommen hätte. Schmerzkontrolle, Muskelaufbau, Mobilitätsförderung und Ernährung sind die zu beachtenden Punkte und wer- den gleich angegangen wie oben besprochen. Es wird versucht, die Folgen der Luxation während der Skelett- entwicklung zu minimieren. Die Glutealmuskulatur, der M. pectineus und der M. rectus femoris sind häufig zu be- handeln. Die Wachstumsoptimierung wird durch die Füt- terung (nicht ad libitum, keine Ca- oder P-Supplementie- rung, wenige Kohlenhydrate) und angepasste Bewegung sichergestellt [1]. Fazit Generell wird bei HD immer häufiger ein konservativer Therapieversuch und erst bei nicht Ansprechen eine chi- rurgische Therapie (HP oder FKR bei kleinen Hunden oder Katzen) empfohlen. Die Physiotherapie ist ein fester Be- standteil in der HD-Therapie. Insbesondere in der post- operativen Rehabilitation gehört die Physiotherapie dazu und sollte durch den behandelnden Tierarzt verschrieben oder zumindest angesprochen werden [1, 6]. Basierend auf den gleichen Prinzipien wird die HD auch präventiv angegangen, um Symptome ganz zu vermei- den oder hinauszuzögern, sodass andere Therapieformen (z. B. eine Dauertherapie mit Entzündungshemmern) erst spät im Leben angewendet werden müssen. Zusätzlich wird die Muskulatur aufgebaut, sodass bei einer eventuel- len späteren Operation der Körper vorbereitet ist und sich die Rekonvaleszenz verkürzt. Die Ziele der Reha variieren in den verschiedenen Phasen der Behandlung von HD. Je- der Aspekt der Reha folgt einer multimodalen, patienten- zentrierten Aufarbeitung. ZUSATZMATERIAL Der folgende Link bietet Zugriff auf 2 weitere Reha- bilitationsprogramme: ▪ Beispiel eines Rehabilitationsprogramms bei Hüftgelenksprothese ohne Komplikationen ▪ Beispiel eines Rehabilitationsprogramms bei kon- servativer Therapie einer beidseitigen klinisch re- levanten HD Link: https://doi.org/10.1055/a-2115-0632 Korrespondenzadresse Dr. med. vet. Iris Challande-Kathmann, Dipl. ECVSMR, Dipl. ECVN FA Physiotherapie INDIKA-animalreha SA Route de la Rougève 74 1623 Semsales Schweiz info@indika.ch www.indika.ch Bibliografie Kleintier konkret 2024; 27: 29–42 DOI 10.1055/a-2115-0632 ISSN 1434-9132 © 2024. Thieme. All rights reserved. Georg Thieme Verlag KG, Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany 42 Challande-Kathmann I. Physiotherapie und Rehabilitation … Kleintier konkret 2024; 27: 29–42 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Labor | Hund.Katze Otitis externa – ein Update Anton Heusinger Gerötete Ohren, Kopfschütteln, Juckreiz: Die Symptome einer Otitis externa sind meistens gut zu erkennen. Doch wie erfolgt eine systematische diagnostische Aufarbeitung und welche Faktoren müssen berücksichtigt werden, um eine langfristig erfolgreiche Therapie einleiten zu können? © Grispb/Stock.adobe.com Einleitung Die Otitis externa ist mit 15–20% der Hundepatienten und 4–7% der Katzenpatienten eine der häufigsten Vor- stellungsgründe in der Kleintierpraxis [1, 2]. Aus einer akuten Otitis externa entsteht in etwa 16% der Fälle eine Otitis media, eine chronische Otitis externa resultiert in bis zu 80% der Fälle in einer Otitis media. Rupturierte Trommelfelle findet man in ca. der Hälfte der Fälle einer Otitis externa [1]. Die Otitis externa ist i. d. R. eine multi- faktorielle Erkrankung. Symptomatik Die typischen und auch für den Besitzer erkennbaren Symptome sind: ▪ Schmerzen ▪ gerötete Ohren ▪ Kopfschütteln und/oder Kopfreiben ▪ Juckreiz bis hin zur Selbsttraumatisierung In weiterer Folge treten Exkoriationen, Sekretbildung und Foetor auf. Mikroklima im äußeren Gehörgang Durch verschiedene physiologische Vorgänge erfolgen im gesunden Hundeohr eine Reinigung und die Bildung einer Barriere gegen das Ansiedeln von Bakterien und He- fen. Das Plattenepithel des äußeren Gehörganges wird kontinuierlich erneuert und keratinisiert. Das Zerumen besteht aus abgeschilferten Zellen und dem Sekret der apokrinen Drüsen und Talgdrüsen und führt normaler- weise eine epitheliale Migration weg vom Trommelfell gegen das distale Ende der Pinna durch, die durchschnitt- liche Migrationsrate beträgt 96,4–225,4 µm/Tag [3]. Die- ser Mechanismus dient dem Schutz vor Bakterien, dem Transport nach außen und der Befeuchtung der Haut. Das Zerumen enthält außerdem Lysozym, das Bakterien bekämpft. 44 Heusinger A. Otitis externa … Kleintier konkret 2024; 27: 44–50 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Labor | Hund.Katze ▶ Abb. 1 Zytologisches Präparat eines Ohrabstrichs (10 x-Objektiv). a Hornschollen, Malassezien (hochgradig). b Hornschollen, Malassezien (geringgradig). Quelle: Laboklin GmbH & Co.KG ▶ Tab. 1 Keimgehalt im zytologischen Präparat (Anzahl pro Gesichtsfeld, 20 x-Objektiv). Liegen gleichzeitig Entzündungszellen vor, gelten diese Zahlenangaben nicht mehr. Erreger Malassezia pachydermatis Bakterien normal Hund ≤ 2 Katze ≤ 2 Hund ≤ 5 Katze ≤ 4 fraglich Hund 3–4 Katze 3–11 Hund 6–24 Katze 5–14 abnormal Hund ≥ 5 Katze ≥ 12 Hund ≥ 25 Katze ≥ 15 pisch untersucht, werden in bis zu 50% der Otitiden bei der Katze Ohrmilben nachgewiesen [2, 6]. Zytologische Untersuchung Mittels eines Watteträgers wird aus beiden Ohren für die Zytologie und evtl. die kulturelle Untersuchung auf Bak- terien und Hefen Sekret entnommen. Für die zytologi- sche Untersuchung wird das Sekret auf einem Objektträ- ger ausgerollt. Um Material zu sparen und dennoch eine Zuordnung zu gewährleisten, kann man beide Ohrabstri- che auf einen einzigen Objektträger als L (linkes Ohr) und R (rechtes Ohr) anfertigen und mittels einer Schnellfär- bung (z. B. Hemacolor Rapidfärbung, DiffQuick) anfär- ben. Die Auswertung erfolgt mikroskopisch, es wird auf Keratinozyten, Zelldetritus und Entzündungszellen ge- achtet. Gelegentlich kann man auch Demodex-Milben nachweisen, die sich jedoch nicht anfärben. Da man nur bei akuten Otitiden mit Eiterbildung neutrophile Granu- lozyten mit hydropischen Degenerationserscheinungen nachweisen kann, muss gerade bei chronischen Otitiden ohne Eiterbildung die Anzahl der nachgewiesenen Bakte- ▶ Abb. 2 Mikroskopisches Präparat eines Ohrabstrichs: Keratinozyt mit hochgradigem Besatz an stäbchenförmi- gen Bakterien (50 x-Objektiv mit Öl). Sobald Stäbchen mikroskopisch nachgewiesen werden, muss eine kulturel- le Anzucht erfolgen, da die häufig im Ohr nachgewiese- nen Pseudomonaden eine massive intrinsische Resistenz aufweisen können. Quelle: Laboklin GmbH & Co. KG rien bzw. Hefen (▶ Abb. 1) als Kriterium der sekundären Faktoren beurteilt werden (▶ Tab. 1). Es ist zu berücksich- tigen, dass aufgrund des Fettgehaltes im Zerumen sich die Malassezien häufig nicht gut anfärben. Merke Sobald Stäbchen im mikroskopischen Präparat nach- gewiesen werden (▶ Abb. 2), sollte eine bakteriolo- gische Untersuchung mit Erstellung eines Antibio- grammes eingeleitet werden. 46 Heusinger A. Otitis externa … Kleintier konkret 2024; 27: 44–50 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Labor | Hund.Katze ▶ Abb. 4 Mykologische Befunde bei Hunden mit Otitis (n ≥ 6000) im Jahr 2022. In ▶ Abb. 4 sind die Ergebnisse mykologischer Untersu- chungen im Jahr 2022 dargestellt. Nur in einem Drittel der Proben wurden keine Hefen nachgewiesen. Malasse- zia pachydermatis, ein zunächst physiologischer Hautbe- wohner beim Hund, wurde am häufigsten angezüchtet, andere Hefen, Schimmelpilze oder Dermatophyten sind zu vernachlässigen. Therapie In Deutschland sind zur lokalen Behandlung der Otitis ex- terna Kombinationspräparate aus Glukokortikoiden mit verschiedenen Antibiotika und Antimykotika zugelassen. Als potente Antibiotika enthalten diese Präparate Colis- tin, Gentamicin, Florfenicol, Marbofloxacin und Orbiflo- xacin. Für diese lokal anwendbaren Antibiotika fehlen kli- nische Grenzwerte für die Bewertung nach CLSI. Trotz- dem sind Antibiogramme hier sinnvoll, weil laut CLSI VET09 auch bei lokaler Therapie möglichst keine Wirk- stoffe eingesetzt werden sollen, die als „resistent“ bewer- tet wurden. In Untersuchungsgut von Laboklin wurden in 36% der Fälle gramnegative Stäbchen nachgewiesen, bei denen ohne Antibiogramm das Resistenzspektrum unklar ist. Merke Für in Deutschland zugelassene Präparate, die Fluor- chinolone enthalten, ist gemäß TÄHAV ein Antibio- gramm vor der Applikation erforderlich. Häufige Resistenzen S. pseudintermedius ist gegen Polymyxin B/Colistin in- trinsisch resistent. Die Wirkung gegen S. pseudintermedi- us des Ohrpräparates, das diesen Wirkstoff enthält, be- ruht laut Hersteller auf einen Synergismus mit dem eben- falls enthaltenen Antimykotikum Miconazol [1, 8]. Methicillin-resistente S. pseudintermedius (MRSP) sind mit 5,8% der Fälle in den Otitis-Befunden im Vergleich mit anderen Lokalisationen eher selten (▶ Abb. 3). Pseudomonas aeruginosa, der zweithäufigste Keim bei Otitiden, ist gegen viele Wirkstoffe intrinsisch resistent. Hierdurch zeigt der oft auch angewandte systemische Einsatz von Amoxicillin/Clavulansäure, Cefalexin, Doxycy- lin und Sulfonamid/Trimethoprim (TSO) keine Wirkung [9, 10]. Die nachgewiesenen E. coli in den Otitis-Befunden zeig- ten eine auffällig hohe Resistenzrate von 92 % gegen Amoxicillin/Clavulansäure. Dies sollte bei einer systemi- schen Gabe berücksichtigt werden, da die Erreger einer Otitis media i. d. R. ursprünglich aus dem Gehörgang stammen. Die nachgewiesenen Hefen sind i. d. R. gegen die lokal an- wendbaren Antimykotika sensibel, es kann aber auch ein Antimykogramm zur Sensitivitätstestung durchgeführt werden. 48 Heusinger A. Otitis externa … Kleintier konkret 2024; 27: 44–50 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Labor | Hund.Katze [6] Akucewich LH, Philman K, Clark A et al. Prevalence of ecto- parasites in a population of feral cats from north central Flori- da during the summer. Vet Parasitol 2002; 109(1–2): 129–139 [10] Tejedor MT, Martín JL, Navia M et al. Mechanisms of fluorqui- nolone resistance in Pseudomonas aeruginosa isolates from canine infections. Vet Microbiol 2003; 94(4): 295–301 [7] Luciani L, Stefanetti V, Rampacci E et al. Comparison between clinical evaluations and laboratory findings and the impact of biofilm on antimicrobial susceptibility in vitro in canine otitis externa. Vet Dermatol 2023; 34(6): 586–596 [8] Morris DO. Medical therapy of otitis externa and otitis media. Vet Clin North Am Small Animal Pract 2004; 34(2): 541–555 [9] Paterson S, Matyskiewicz W. A study to evaluate the primary causes associated with pseudomonas otitis in 60 dogs. J Small Anim Pract 2018; 59(4): 238–242 Bibliografie Kleintier konkret 2024; 27: 44–50 DOI 10.1055/a-2225-7268 ISSN 1434-9132 © 2024. Thieme. All rights reserved. Georg Thieme Verlag KG, Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany Anzeige 50 Heusinger A. Otitis externa … Kleintier konkret 2024; 27: 44–50 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

CVE-Fortbildung | Anästhesie Rahmen der Allgemeinuntersuchung unerlässlich [3, 4]. Zu bedenken gilt, dass viele erworbene Herzerkrankun- gen lange ohne klinische Symptome verlaufen können, z. B. die dilatative Kardiomyopathie des Hundes und die hypertrophe Kardiomyopathie der Katze [5]. Liegen Hinweise in der Anamnese vor oder ergeben sich entsprechende abweichende Befunde in der präanästhe- tischen Untersuchung, ist eine weiterführende Untersu- chung im Sinne einer Echokardiografie und einer Rönt- genuntersuchung des Thorax indiziert [2, 4]. Ist eine kar- diologische Erkrankung schon bekannt, kann eine thora- kale Röntgenuntersuchung vor der Anästhesie hilfreich und kosteneffizient sein, um Hinweise auf eine Progres- sion der Erkrankungen festzustellen [5]. Bei älteren Kat- zen ist zur Diagnose und Kontrolle von kardialen Erkran- kungen eher eine echokardiografische Untersuchung empfehlenswert [6]. Vor allem bei kritisch kranken, instabilen Patienten kann eine Point-of-Care-Ultraschalluntersuchung Hinweise auf das Vorliegen einer Herz-Kreislauferkrankung oder einer Dekompensation einer solchen geben (abdominaler POCUS → abdomineller Erguss, thorakaler POCUS → Pleu- raerguss, interstitielles Syndrom/Lungenödem, kardialer POCUS → Perikarderguss, Kontraktilität, Volumenunter- ladung/-überladung, Größe von linkem Vorhof/Aorta (LA : Ao) [7]). Bei Patienten mit einer neuen Diagnose oder einer kli- nisch relevanten Progression ihrer Erkrankung sollte ein adäquater Therapieplan erstellt bzw. dieser angepasst werden. Herzpatienten in einem dekompensierten Sta- dium sollen in jedem Falle stabilisiert werden [3, 8]. Cave Ist der Eingriff planbar, sollte die Herzerkrankung mindestens 2 Wochen vorab kardiologisch therapiert worden sein [9]. Ein Therapiebeginn im Operationssaal ist nicht sinnvoll und möglich, zu diesem Zeitpunkt können nur die Symp- tome therapiert werden. Eine genaue Diagnose ermög- licht ein gezielteres Eingehen auf die Erkrankung und die daraus entstehenden Probleme. Arrhythmien sollten vor- ab behandelt, außerdem die Herzfrequenz normalisiert und die kardiale Kontraktilität erhalten/gestärkt werden. Um das generelle Ziel – nämlich die ausreichende Versor- gung der Peripherie mit Sauerstoff – zu erreichen, muss außerdem für ein adäquates zirkulierendes Blutvolumen gesorgt werden [9]. Es herrscht aktuell kein allgemeingültiger Konsens zur Fortführung der kardialen Therapie am Tag der Anäs- thesie. Eine gewisse Einigkeit besteht bei der Verabrei- chung von Inotropika (Pimobendan), Kalziumkanalblo- ckern (Amlodipin), PDE-5-Hemmmern (Sildenafil) und ▶ Abb. 1 Präoxygenierung eines Hundes mittels Maske vor der Anästhesieeinleitung. Quelle: Klinik für Kleintiere, Universität Leipzig Diuretika (z. B. Furosemid), die Fortführung dieser Me- dikamente wird i. d. R. empfohlen [9, 10]. Bei Patienten unter ACE-Hemmern besteht die Gefahr, dass es in der Anästhesie vermehrt zu Hypotensionen kommt. Deshalb empfehlen hier einige Autoren das Aussetzen dieser Me- dikamente oder eine Reduzierung der Dosis am OP‑Tag [11]. Bei einigen Herzmedikamenten macht es Sinn, vorab La- borparameter zu erheben. Diuretika werden bei Patien- ten mit fortgeschrittener Herzerkrankung zur Therapie der Volumenüberladung eingesetzt und können zu Ver- änderungen im Elektrolythaushalt führen, ebenso wie ACE-Hemmer, und die Wahrscheinlichkeit für eine Dehy- dration steigt. ACE-Hemmer beeinflussen zusätzlich die Nierenperfusion [12]. Hämatokrit, Totalprotein, Elektro- lyte und Nierenparameter können über Blutuntersuchun- gen erhoben werden, um diese Patienten besser zu eva- luieren [13]. Ein ruhiger Umgang mit dem Patienten in einer weitest- gehend stressfreien Umgebung wirkt sich meist positiv auf eine anstehende Anästhesie aus [9]. Katecholamine, die der Körper als Reaktion auf Stress produziert, erhöhen das Anästhesierisiko, da sie den Sauerstoffbedarf erhö- hen und so die Gefahr für eine Ischämie der Herzmuskel- zellen und in weiterer Folge für Arrhythmien steigt [14, 15]. Das Angebot an Sauerstoff sollte keinesfalls geringer sein als der Bedarf des Herzens, denn die Herzmuskelzellen reagieren schon nach kurzer Zeit sehr empfindlich auf Sauerstoffmangel, sodass der Zustand für den Patienten schnell lebensbedrohlich werden kann [16]. Eine Präoxy- genierung über eine Maske (▶ Abb. 1) mit einem Fluss von 3 l/min (mittelgroßer/großer Hund) bzw. 100 ml/kg/ min vor der Einleitung wirkt sich deswegen positiv auf Herzpatienten aus [17]. Sollte die Maske vom Tier nicht 52 Tockner T et al. Anästhesie bei Hunden … Kleintier konkret 2024; 27: 51–63 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

CVE-Fortbildung | Anästhesie ▶ Abb. 2 Vergleich zwischen der manuellen und damit arbeitsintensiveren Doppler-Methode (a) und der automatischen oszillo- metrischen Blutdruckmessung (b), die inzwischen auch für kleinere Tiere zur Verfügung steht. Quelle: Klinik für Kleintiere, Univer- sität Leipzig solchen Patienten verantwortlich sein, die keine oder möglichst wenige Nebenaufgaben ausführt [23]. Pulsoxymetrie Pulsoxymetrie und Kapnografie sind für den sprunghaf- ten Anstieg der Überlebensrate der 1980er Jahre in der Humanmedizin mitverantwortlich [24]. Die Pulsoxymet- rie ermöglicht eine nicht invasive und kontinuierliche Überwachung der arteriellen Sauerstoffsättigung und hilft so, Sauerstoffmangelsituationen, die für einen Herz- und Kreislaufpatienten deletär sein können, zu erfassen. Sie schafft damit die Voraussetzung für eine rechtzeitige Korrektur [9]. Aus diesem Grund ist die Pulsoxymetrie in den Leitlinien der VAINS (Fachgruppe Veterinärmedizini- sche Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e. V.) für nahezu jede Allgemeinanästhesie vorgeschrieben [3]. Kapnografie Die Kapnografie ermöglicht die Diagnose und Quantifi- zierung einer Atemdepression sowie die Steuerung einer Beatmung. Sie gibt darüber hinaus wichtige Hinweise auf die Herzkreislauffunktion, so spiegelt die endexspirato- rische Kohlenstoffdioxidkonzentration (der Partialdruck) Veränderungen der Kreislaufsituation wider. Sie ist für Ri- sikopatienten ein zwingend notwendiger Teil des Stan- dardmonitorings [16]. Blutdruckmessung Der mittlere arterielle Blutdruck gilt als wichtiger und ver- hältnismäßig einfach zu messenden Indikator für die Ma- kroperfusion (Durchblutung größerer Gefäße), da er sich aus dem Herzauswurf und systemischen Gefäßwider- stand ergibt. Er lässt nur bedingt Rückschlüsse auf die Mi- krozirkulation zu, da diese trotz gut aufrechterhaltener Makroperfusion verändert sein kann. Den primär wichti- gen Parameter „periphere Perfusion“ genau zu messen, ist heute zwar möglich, jedoch sind die entsprechenden Verfahren in der klinischen Routine noch nicht etabliert [9]. Zu einem Teil spiegelt der Blutdruck die periphere Perfusion wider, da Herzminutenvolumen und Gefäß- widerstand verantwortlich für die Entstehung des Blut- drucks sind. Da der Blutdruck einfach messbar ist, wird er als „Ersatzparameter“ genutzt. Der Goldstandard der arteriellen Blutdruckmessung ist die direkte, invasive Messung. Daneben gibt es zahlrei- che nicht invasive Methoden, die einfach anwendbar sind, allerdings unterschiedlich gute Ergebnisse liefern können. Dazu gehören die Messung mit dem Doppler- Verfahren (nur systolischer Wert, bei der Katze eher den Mitteldruck [9]) oder die HDO-Messung, mit der es mög- lich ist, den diastolischen, systolischen und mittleren Blutdruck zu ermitteln [16] (▶ Abb. 2). Studien zeigen eine gute Übereinstimmung der invasiven Blutdruckmes- sung und der nicht invasiven HDO-Messung im normo- tensiven Bereich, jedoch eine Über- bzw. Unterschätzung im hypotensiven bzw. hypertensiven Bereich [25]. Die Messung des zentralvenösen Drucks benötigt einen entsprechenden Katheter. Der zentralvenöse Druck ent- spricht etwa dem Druck der Hohlvenen und damit dem Druck im rechten Vorhof und wird als Indikator der Vor- last gesehen. Seine Bedeutung liegt jedoch weniger in der intraoperativen Überwachung, sondern eher im in- tensivmedizinischen Bereich, auch wird seine Aus- sagekraft in den letzten Jahren recht kritisch diskutiert, da es sich um einen statischen Parameter handelt [15]. 54 Tockner T et al. Anästhesie bei Hunden … Kleintier konkret 2024; 27: 51–63 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

CVE-Fortbildung | Anästhesie Benzodiazepine Eine mögliche Prämedikation, die wenige Effekte auf Kreislauf und Herz hat, sind die Benzodiazepine Dia- zepam und Midazolam, wobei nur ersteres in Deutsch- land für die Veterinärmedizin zugelassen ist. Für Midazo- lam ist ein vermutlich reflektorisch bedingter Herzfre- quenzanstieg für Dosen über 0,25 mg/kg beim Hund be- schrieben [27]. Die Kombination mit einem Opioid zur Sedierung wird empfohlen, um die Wirkung zu poten- zieren und das Risiko für eine paradoxe Reaktion zu redu- zieren [9, 10]. Da Diazepam gewebereizend ist und zu Nekrosen führen kann, wird es intravenös verabreicht. Midazolam kann auch intramuskulär verabreicht werden, was im Hinblick auf eine Sedierung vor dem Etablieren eines Venenkatheters von Vorteil sein kann [9]. α2-Adrenozeptor-Agonisten α2-Adrenozeptor-Agonisten wie Xylazin, Medetomidin oder Dexmedetomidin sind beliebte Sedativa, haben je- doch eine Reihe von Auswirkungen auf Herz und Kreis- lauf [28]. Sie wirken biphasisch nach Bolusapplikation und erzeugen in der 1. Phase eine Vasokonstriktion mit Blutdruckanstieg sowie eine kardial bedingte reflektori- sche Herabsetzung der Herzfrequenz (Barorezeptorre- flex). Hinzu kommt eine zentral vermittelte Bradykardie. In der 2. Phase bleibt häufig eine gewisse Bradykardie be- stehen, die Gefäße weiten sich wieder. Durch das Absin- ken der Herzfrequenz sinkt das Herzminutenvolumen [10]. Xylazin wird als ein α2-Agonist der alten Generation im- mer wieder kritisch diskutiert. Es besitzt die niedrigste Rezeptorselektivität für α2-Rezeptoren (α1:α2 = 1 : 160). Eine Bindung an den α1-Subtyp bedingt initial eine peri- pher-vermittelte Gefäßengstellung mit einhergehender Blutdrucksteigerung sowie eine Erhöhung myokardialer Kontraktilität. α2-Rezeptoren wirken hingegen zentral und vermitteln sowohl die Sedation als auch einen reflek- torischen Blutdruckabfall mit Bradykardie [29]. Katzen scheinen empfindlicher auf Xylazin zu reagieren als Hun- de. Die Kontraktilität der linken Herzhälfte wird durch den Wirkstoff negativ beeinflusst [30]. Potenter sind die α2-Agonisten der neueren Generation [29]. Für Medetomidin scheinen die kardiovaskulären Auswirkungen bei einer Dosierung unter 5 µg/kg gerin- ger im Vergleich zu höheren Dosen zu sein [28]. Merke Da Medetomidin und Dexmedetomidin eine Gefäß- engstellung mit Herzfrequenzabnahme bewirken, können sie in niedrigen Dosen für eine bessere Fül- lung in der Erschlaffungsphase des Herzens sorgen, was ein Vorteil bei bestimmten Herzerkrankungen wie der hypertrophen Kardiomyopathie der Katze sein kann [12]. α2-Agonisten sollten dennoch mit Vorsicht angewendet werden, denn sie können Arrhythmien und AV-Blöcke 1. und 2. Grades hervorrufen [9]. Eine neu zugelassene Kombination von Medetomidin mit dem rein peripher wirkenden Antagonisten Vatinoxan vermeidet die initiale Vasokonstriktion mit reflektorischer Bradykardie, führt deswegen jedoch eher zu einer Hypotonie. Das Herzzeit- volumen ist durch die fehlende Bradykardie höher. Die Zulassung basiert auf der Nutzung einer relativ hohen Medetomidin-Dosis und ist auf kurze Eingriffe ohne bzw. mit geringer Schmerzhaftigkeit beschränkt. Erfahrungen mit kranken Tieren liegen bislang nur beschränkt vor [31]. Acepromazin Acepromazin ist ein Tranquilizer, der seine Wirkung an mehreren Rezeptoren entfaltet. Über die Blockade von vaskulären α1-Rezeptoren wird eine Vasodilatation aus- gelöst [9]. Dies resultiert in eine Herabsetzung der Nach- last und einen Blutdruckabfall [10]. Die beruhigende Wirkung entsteht u. a. über die Histamin-Rezeptoren, die Herabsetzung der inneren Körpertemperatur sowie die Antiemese über Dopamin2-Rezeptoren [9]. Die Herz- frequenz scheint unbeeinflusst zu bleiben [32]. Es gibt aber auch Berichte über einen reflektorischen Anstieg der Herzfrequenz als Konsequenz auf den niedrigen Blut- druck [33]. Vor allem bezüglich der europäischen Linie der Boxer gibt es immer wieder Berichte für eine Sensibi- lität gegenüber Acepromazin, daher sollte ihre Anwen- dung hier überdacht werden [34]. Opioide Opioide sind bei Herzpatienten gut einsetzbar [10]. Sie haben in therapeutischen Dosen keine Auswirkung auf die Herzkontraktilität, können aber je nach Rezeptoraffi- nität mehr oder weniger stark zu Bradykardien und zum Abfallen des Blutdrucks führen [33]. Ein Opioid-induzier- ter Herzfrequenzabfall kann relativ einfach mit Atropin oder Glykopyrrolat therapiert werden. Atropin bewirkt initial manchmal erst eine Bradykardie, anschließend kommt es dann zu einer Tachykardie. Bei Glykopyrrolat ist dies ebenfalls beschrieben, tritt aber weniger häufig auf, ebenso wie eine Exzesstachykardie [23]. Dem in Deutschland gebräuchlichen Levomethadon-Präparat wurde gegen die Opioid-vermittelte Bradykardie das Anticholinergikum Fenpipramid zugesetzt. Daten zu Fenpipramid gibt es praktisch nicht, in der Literatur wird berichtet, dass die Wirkdauer der beiden Stoffe unter- schiedlich lang ist, sodass es zu einer Tachykardie kommt, wenn die Opioidwirkung nachlässt [33]. Evidenz und kli- nische Relevanz sind fraglich. Die Atemdepression der Opioide tritt je nachdem, an welchen Rezeptortyp die Bindung erfolgt, mehr oder we- niger ausgeprägt auf. Während Fentanyl und (Levo-)Me- thadon am µ-Rezeptor binden und stark atemdepressiv wirken, hat der partielle µ-Rezeptor-Agonist Buprenor- 56 Tockner T et al. Anästhesie bei Hunden … Kleintier konkret 2024; 27: 51–63 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

CVE-Fortbildung | Anästhesie geräusch einhergehen, weshalb sie bei der präanästheti- schen Untersuchung oft nicht erkannt wird. Die relevan- testen Komplikationen sind – neben der Brady- und Ta- chykardie – Arrhythmien und Thrombembolien [45]. Die Hypertrophie führt dazu, dass das Herz insgesamt weni- ger dehnbar ist und sich letztlich schlechter füllen kann, da der Muskel nach innen wächst. Der Muskel drückt zu- sätzlich auf die Koronargefäße, die den Sauerstoff in der Diastole zu den Myokardzellen transportieren sollen. Da das Herz mehr Masse hat, braucht es aber sogar mehr Sauerstoff. Eine Tachykardie, die die Füllungsphase ver- kürzt, muss unbedingt vermieden werden, damit es nicht zu einer kardialen Ischämie kommt [9]. Eine ausreichen- de Analgesie und ein stressfreies Handling sind dabei wichtig [10]. Anästhesie Bei nervösen Tieren kann für die Sedierung ein an die Operation angepasstes Opioid in Kombination mit Mida- zolam intramuskulär genutzt werden, wenn gewünscht auch in Kombination mit einer geringen Dosis Medeto- midin oder Dexmedetomidin. Eine Weitstellung der Ge- fäße, wie sie durch Acepromazin verursacht wird, sollte gemieden werden, da dies die Nachlast bzw. die Füllungs- phase zu Ungunsten der Patienten beeinflusst [10]. Für die Einleitung kommt Propofol oder Alfaxalon infrage. Bei Ketamin ist wegen der indirekt sympathomimeti- schen Wirkung Vorsicht geboten, da dies zur Abfluss- obstruktion führen kann [9]. Bei Katzen, die ihre HCM nicht aufgrund einer Hyper- tension entwickelt haben, kann es in Folge der Anästhesie zu einem therapierelevanten Blutdruckabfall kommen [16]. Ist der Blutdruck instabil, ist es auch der Perfusions- druck der Koronararterien, die für den Transport von Sau- erstoff und Nährstoffen für das Myokard zuständig sind. Durch die Verdickung der Herzmuskeln ist ihre Dehnbar- keit schlecht und die Arterien sind in ihrer Funktion ein- geschränkt [9]. Ist eine Anhebung des Blutdrucks zur Ver- besserung der Myokarddurchblutung nötig, wäre Norad- renalin das Mittel der 1. Wahl [9, 10]. Dilatative Kardiomyopathie (DCM) Heute tritt diese Erkrankung v. a. bei Hunden auf. Der zu- grundeliegende Pathomechanismus ist die Degeneration der Herzmuskelzellen. Die Kontraktilität nimmt ab und wirkt sich negativ auf die Systole aus. Da die Wand immer dünner und „kraftloser“ wird, versucht das Herz ent- gegenzusteuern. Die Vorlast wird erhöht und das Herz vergrößert sich nach außen. Je nachdem, in welche Rich- tung das Herz versagt, kommt es zu Wasseransammlun- gen oder zu Synkopen [9]. Die Unregelmäßigkeiten in der Herzaktion kommen durch die Mangelversorgung des Herzens mit Sauerstoff zustande und können im EKG als Arrhythmien wahrgenommen werden [20]. Anästhesie Während der Anästhesie sollte die Kontraktilität des Her- zens stabil gehalten werden, des Weiteren der kardiale Sauerstoffverbrauch, die Herzfrequenz und das Herz- minutenvolumen. Der periphere Gefäßwiderstand darf nicht weiter erhöht werden [9]. Cave α2-Agonisten sind bei Patienten mit DCM zu vermei- den [9]. Zur Sedierung können Benzodiazepine gemeinsam mit einem Opioid eingesetzt werden [9, 10]. Für die Einlei- tung eignen sich Propofol und Alfaxalon (oder Etomidat) [9, 21]. Ketamin ist auch hier mit Vorsicht anzuwenden, da es den Sauerstoffverbrauch des Herzens erhöht. Einge- setzt werden können niedrige Dosen von 1–2 mg/kg [9]. Wichtig sind ein gut ausbalanciertes Protokoll und eine rasche Reaktion bei Problemen. Wird der Patient brady- kard, kann die Gabe von Parasympathikolytika sinnvoll sein, wobei es hier zur Exzesstachykardie kommen kann. Zur Optimierung der Sauerstoffversorgung ist – v. a. vor dem Hintergrund der Anästhetika-bedingten Atemde- pression – eine Beatmung sinnvoll, diese vermindert je- doch durch den erhöhten intrathorakalen Druck während der Inspiration die Vorlast. Das Besprochene zeigt, dass bestehende Probleme und Vor- und Nachteile von Medi- kamenten und Methoden immer sorgfältig abgewogen werden sollten [9]. Eine Hypotension kann bei Patienten mit einer DCM eine bedeutende Komplikation darstellen. Die Inhalations- anästhetika senken den Blutdruck dosisabhängig stark. Aus diesem Grund sollte ein balanciertes Anästhesiepro- tokoll mit niedrigen Konzentrationen des Inhalations- anästhetikums angestrebt werden. Eine Reduzierung der Konzentration kann den Blutdruck oft schnell wieder stabilisieren. Wenn andere Gründe ausgeschlossen wer- den konnten, ist eine Therapie mit blutdrucksteigernden Medikamenten nötig. Im Falle der DCM wird meist Do- butamin verwendet [9, 10]. Die Wirkung von Dobutamin beruht fast ausschließlich auf der Bindung an die β1-Re- zeptoren. Es steigert so die Inotropie und entspannt gleichzeitig den Herzmuskel in der Füllungsphase. Liegt keine Hypovolämie vor, kann das Medikament die Sauer- stoffbilanz am Herzmuskel meist etwas verbessern [46]. Eine Hypovolämie sollte vorab behandelt werden. Der Blutdruck ist in Folge der unzureichenden Gefäßfüllung niedrig. Der Körper reagiert typischerweise mit einem kompensatorischen Herzfrequenzanstieg [46]. Arrhythmien sind eine Komplikation in der Anästhesie von DCM-Patienten, auf die man vorbereitet sein sollte. Lidocain als Klasse-1b-Antiarrhythmikum kann bei ventri- kulären Extrasystolen und Tachykardien eingesetzt wer- 58 Tockner T et al. Anästhesie bei Hunden … Kleintier konkret 2024; 27: 51–63 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

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CVE-Fortbildung | Anästhesie Fortbildungsstunden sammeln auf CME.thieme.de Diese ATF-anerkannte Fortbildungseinheit ist in der Regel online 12 Monate für die Teilnahme von Abonnent*innen dieser Zeitschrift verfügbar. Einsendeschluss für diese Fortbildungseinheit ist der 15.02.2025. Sollten Sie Fragen zur Online-Teilnahme haben, finden Sie unter https://cme.thieme.de/hilfe eine ausführliche Anleitung. Wir wünschen viel Erfolg beim Beantworten der Fragen! Unter https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-2105-7121 oder über den QR-Code kommen Sie direkt zum Artikel. Frage 1 Frage 5 Wie lange sollte eine Herzerkrankung vor einer Anästhesie im Optimalfall und wenn die Indikation zur Anästhesie es zulässt, mindestens therapiert werden? A 2 Tage B 4 Tage C 2 Wochen D 4 Wochen E 2 Monate Um welchen Faktor ist das Risiko während der Anästhesie, mit einer kardiopulmonalen Erkrankung zu versterben, erhöht im Vergleich zu gesunden Tieren? A x = 10 B x = 20 C x = 30 D x = 60 E x = 80 Frage 2 Frage 6 Von einigen präanästhetischen Maßnahmen profitiert nahezu jeder Herz-Kreislauf-Patient. Für welche trifft das immer zu? A Stressreduktion B Präoxygenierung mit Maske C präoperative Infusionstherapie D angepasste Sedation E Präoxygenierung mit Flow-by Frage 3 Die Inotropie entspricht: A der Herzkraft B der Kontraktilität C dem Schlagvolumen D der Vorlast E der Nachlast Frage 4 Welchen Parameter nutzt man häufig, um Inotropie, Vor- und Nachlast positiv zu beeinflussen? A Herzschlagvolumen B Blutvolumen C Blutdruck D Herzfrequenz E Herzkraft Welches Überwachungsverfahren sollte neben der laut Leitlinie Anästhesiologische Versorgung Hund/Katze für jeden Patienten verpflichtenden Pulsoxymetrie und der für Risikopatienten emp- fohlenen Kapnografie bei jedem Herzpatienten routinemäßig eingesetzt werden? A Pulskonturanalyse B Ableitung eines EKGs C Messung des zentralvenösen Drucks D invasive arterielle Blutdruckmessung E transpulmonale Thermodiluition Frage 7 Welches Sedativum hat so gut wie keinen Effekt auf das Herz- Kreislaufsystem? A Xylazin B Diazepam C Medetomidin D Acepromazin E Dexmedetomidin Frage 8 Bei welcher Herzerkrankung kann man α2-Adrenozeptor-Ago- nisten in niedrigen Dosen verwenden? A DCM B HCM C Aortenstenose D Pulmonalstenose E Mitralklappeninsuffizienz ▶ Weitere Fragen auf der folgenden Seite … 62 Tockner T et al. Anästhesie bei Hunden … Kleintier konkret 2024; 27: 51–63 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Nachgefragt Ist ein Heimtierausweis noch gültig, wenn eine Seite herausgerissen wurde? © Kira_Yan/Stock.adobe.com „Ein Besitzer hat einen Hund übernom- men und der Vorbesitzer hat im Heim- tierausweis die Seite mit den Adress- daten herausgerissen, damit der Vor- besitz nicht nachzuvollziehen ist. Ist dieser Ausweis dennoch weiterhin gül- tig, kann mit Impfungen ausgefüllt und für Reisen genutzt werden? Und falls nein, was und wie übertrage ich die bisherigen Einträge in einen neuen Heimtierausweis und was mache ich mit dem alten Ausweis?“ Eine Seite wurde heraus- gerissen – Was nun? Sollte die Seite mit den Daten des vorheri- gen Tierhalters herausgerissen, überklebt oder in anderer Form – z. B. durch Schwär- zung – unkenntlich gemacht worden sein, verliert der EU-Heimtierausweis seine Wirkung als amtliches Dokument. In einem solchen Fall muss durch den nieder- gelassenenTierarzt ein neuer EU-Heimtier- ausweis ausgestellt werden. Dies müsste ebenfalls erfolgen, wenn das Feld bei wie- derholtem Halterwechsel voll sein sollte. Bei der Neuausstellung muss das Tier je- doch nicht neu geimpft werden. Die vor- handenen Eintragungen können in den neuen Ausweis übernommen werden, wenn die Kriterien an eine gültige Toll- wutimpfung entsprechend der EU-Ver- 64 Die gesetzlichen Regelungen für den EU-Heimtierausweis ergeben sich aus der Verordnung (EU) Nr. 576/2013 sowie die Durchführungsverordnung (EU) Nr. 577/2013, die seit dem 29. Dezember 2014 gelten. Die EU- Heimtierausweise können von einem niedergelassenen Tierarzt ausgestellt werden. Dies betrifft ebenfalls die Änderung bei einem Halterwechsel. ordnung erfüllt sind (Anhang III der VO [EU] Nr. 576/2013). Insbesondere die Kennzeichnung muss zum Zeitpunkt der Tollwutimpfung nachweislich vorhanden gewesen sein. Als Ausstellungsdatum ist das aktuelle Datum einzutragen. Die Toll- wutimpfung ist nur in Zweifelsfällen zu wiederholen. Was passiert mit dem „alten“ Heimtierausweis? Bis zur nächsten Wiederholungsimpfung sollten zum Nachweis der Impfchronologie beide Pässe durch den aktuellen Tierhalter mitgeführt werden. Daher sollte der „alte“ EU-Heimtierausweis dem aktuellen Tier- halter überlassen und nicht vernichtet bzw. einbehalten werden. In diesem Fall ist es üblich, dass ein Tier mehrere EU-Heimtier- ausweise hat (Erstausweis und Folgeaus- weis). Dies sieht der Art. 22 Abs. 4 der VO (EU) Nr. 576/2013 sogar ausdrücklich vor. Was ist noch zu beachten? Der Tierarzt muss zudem darauf achten, dass folgende Angaben ausgefüllt sind (Vorgabe des Art. 22 Abs. 1 VO (EU) Nr. 576/2013: ▪ Ort des Transponders oder der Tätowie- rung und entweder Zeitpunkt der An- bringung oder Zeitpunkt des Ablesens des Transponders oder der Tätowierung sowie alphanumerischer Code von Transponder oder Tätowierung anzeigt ▪ Name, Art, Rasse, Geschlecht, Farbe, Geburtsdatum nach Angaben des Tier- halters; etwaige Auffälligkeiten oder besondere Merkmale des Heimtieres ▪ Name und Kontaktinformationen des Tierhalters ▪ Name, Kontaktinformationen und Un- terschrift des ermächtigten Tierarztes, der den Ausweis ausstellt oder ausfüllt ▪ Unterschrift des Tierhalters UNSER RECHTSE XPERTE Rechtsanwalt Benjamin Kranepuhl arbeitet in der An- waltskanzlei Althaus, die auf Tiermedizin spezialisiert ist. www.tiermedrecht.de Kleintier konkret 2024; 27 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

Virbac – CORTOTIC® Neue Therapie bei Otitis externa! Ohrenentzündungen in der Kleintierpraxis sind zu über 75% allergisch bedingt. Rezi- dive sind an der Tagesordnung. Für die The- rapie ist ein hochwirksames und trotzdem sicheres Kortikoid essenziell. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass das neue Korti- koid-Monotherapeutikum Cortotic® bei mi- krobieller Überwucherung mit Bakterien und/oder Hefepilzen genauso wirksam ist wie das Referenzprodukt mit einer fixen Kombination aus einem Kortikoid, einem Antibiotikum und einem Antimykotikum. Cortotic® wird gemäß Zulassung als Erst- linientherapie bei Hunden mit einer akuten zeruminös-erythematösen Otitis externa empfohlen. Es ist in Flaschen zu 16 ml er- hältlich. Die Dosierung beträgt 0,44 ml/ Ohr einmal täglich über 7 bis 14 Tage. Das Applikationssystem gewährleistet eine exakte Dosierung und einfache Verabrei- chung. 97% der Hundebesitzer stimmten der Aussage zu, dass Cortotic® einfach an- zuwenden ist. 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Leonie Löffler, Tel.: 07 11/89 31-9 86, Fax: 07 11/89 31-8 23, leonie.loeffler@thieme.de Anzeigenleitung: Thieme Media, Pharmedia Anzeigen- und Verlagsservice GmbH, Jan Schröder, Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Tel.: 07 11/89 31-4 14 jan.schroeder@thieme-media.de Abonnementservice: Abo bestellen? Fragen und Änderungen zu Ihrem bestehenden Abonnement? Das KundenServiceCenter Zeitschriften freut sich auf Ihre Nachricht: Tel.: 07 11/89 31-3 21, Fax: 07 11/89 31-4 22, https://kundenservice.thieme.de Produktion: Christel Idalinya, Tel.: 07 11/89 31-7 16, Fax: -3 93, christel.idalinya@thieme.de Satz: Ziegler + Müller, text form files, Kirchentellinsfurt Druck und Weiterverarbeitung: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Erscheinungsweise: 6-mal im Jahr zzgl. 2 Sonderheften Heimtier konkret, davon 4-mal mit Beilage Team konkret – der Zeitschrift für Tiermedizinische Fachangestellte. Bezugspreise 2024: Persönlicher Jahresbezugspreis: 202,– € inkl. Versand. Jahresbezugspreis für Studierende/Schüler*innen: 96,– € inkl. Versand. Institutioneller Jahresbezugspreis: 307,– € inkl. Versand (Der institutionelle Jahresbezugspreis inkludiert den Online-Zugriff für 1 Standort. Wei- tere Informationen finden Sie unter https://lp.thieme.de/fachzeitschriften/ijbp/). Jährliche Bezugspreise in €, unverbindlich empfohlene Preise inkl. der gesetzl. MwSt. und inkl. der Versand- und Handlingkosten. Preisänderungen vorbehalten. Preis für ein Einzelheft 44,– €. Das Abonnement wird im Voraus berechnet und zur Zahlung fällig. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, sofern das Abonnement nicht bis spätestens 30.09. mit Wirksamkeit zum Kalenderjahresende gekündigt wird. Im Ausland verstehen sich die Preise und Versandkosten exkl. der gesetzlichen MwSt. Manuskripte: Der Verlag haftet nicht für Manuskripte, die unverlangt eingereicht werden. Grund- sätzlich werden nur solche Manuskripte angenommen, die vorher weder im Inland noch im Aus- land veröffentlicht worden sind. Die Manuskripte dürfen auch nicht gleichzeitig anderen Blättern zum Abdruck angeboten werden. Mit der Annahme des Manuskriptes zur Veröffentlichung über- trägt der Verfasser für die Dauer der gesetzlichen Schutzfrist (§ 64 UrhG) dem Verlag die aus- schließlichen Verwertungsrechte im Sinne der §§ 15ff des UrhG für alle Auflagen/Updates, ins- besondere das Recht zur Vervielfältigung in gedruckter Form, in elektronischen Medienformen (Datenbanken, Online-Netzsysteme, Internet, CD-ROM, DVD etc.) sowie zur Übersetzung und Weiterlizenzierung. Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind für die Dauer des Urheberrechts geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhe- berrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbeson- dere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Ver- arbeitung in elektronischen Systemen. Wichtiger Hinweis: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prü- fung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in dieser Zeitschrift abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt ge- bracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. Die Rubrik „Forum der Industrie“ enthält Beiträge, die auf Unternehmens- informationen basieren. Einzelne Beiträge sind ganz oder teilweise von einem Unternehmen ge- sponsert und separat gekennzeichnet. Die Rubrik sowie Anzeigen und Beilagen erscheinen außer- halb der Verantwortung der wissenschaftlichen Herausgabe der Zeitschrift. Sprache: Thieme Publikationen streben nach einer fachlich korrekten und unmissverständlichen Sprache. Dabei lehnt Thieme jeden Sprachgebrauch ab, der Menschen beleidigt oder diskriminiert, beispielsweise aufgrund einer Herkunft, Behinderung oder eines Geschlechts. Thieme wendet sich zudem gleichermaßen an Menschen jeder Geschlechtsidentität. Die Thieme Rechtschreibkonven- tion nennt Autor*innen mittlerweile konkrete Beispiele, wie sie alle Lesenden gleichberechtigt an- sprechen können. Die Ansprache aller Menschen ist ausdrücklich auch dort intendiert, wo im Text (etwa aus Gründen der Leseleichtigkeit, des Text-Umfangs oder des situativen Stil-Empfindens) z. B. nur ein generisches Maskulinum verwendet wird. Datenschutz: Wo datenschutzrechtlich erforderlich, wurden die Namen und weitere Daten von Personen redaktionell verändert (Tarnnamen). Dies ist grundsätzlich der Fall bei Patienten, ihren Angehörigen und Freunden, z. T. auch bei weiteren Personen, die z. B. in die Behandlung von Patienten eingebunden sind. Hinweis für unsere Leser: Der Verlag ist um eine zuverlässige Zustellung der abonnierten Zeit- schrift äußerst bemüht. Gelegentlich versäumen Abonnenten nach einem Umzug, ihre neue An- schrift zu nennen. In diesen Fällen hilft die Deutsche Post AG, die neue Anschrift dem Verlag mit- zuteilen. Abonnenten, die mit diesem Vorgehen nicht einverstanden sind, werden gebeten, dies dem Verlag zu schreiben. Thieme-connect: Ausgewählte Inhalte der Kleintier konkret (ab dem Jahrgang 2007), der team. konkret (neu ab Ausgabe 1/2010) sowie den vormals erschienenen Zeitschriften Tierarzthelferin. konkret (Ausgabe 1/2008–4/2009) und team spiegel (1/2003–4/2009) stehen online in Thieme- connect zur Verfügung. Internetseite: www.thieme-connect.de/products. Der Zugang ist für per- sönliche Abonnenten im Preis enthalten. Bei Fragen wenden Sie sich bitte per E-mail an das Thieme- connect Helpdesk: helpdesk@thieme-connect.de, Tel.: 07 11/89 31-4 20. Über kostenpflichtige Zugangsmöglichkeiten und Lizenzen für Institutionen (Bibliotheken, Kliniken, Firmen, etc.) infor- miert Sie gerne das Sales-Team, E-mail: sales@thieme-connect.de, Tel.: 07 11/89 31-4 07. 66 Kleintier konkret 2024; 27 | © 2024. Thieme. All rights reserved.

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