10 Praxis | Medizinprodukteaufbereitung nissen der Risikoanalyse, welche Aussagen über die Notwendigkeit und über die Prio- ritäten der Risikobewältigung macht. Auch umfasst sie den Vergleich der in der Risi- koanalyse festgestellten Risikohöhe mit den vorausbestimmten Risikokriterien. In manchen Situationen kann das Er- gebnis der Risikobewertung zur Entschei- dung führen, weitere Analysen durchzu- führen. Es kann auch zur Entscheidung führen, einzig die bereits bestehenden Ri- sikokontrollen aufrechtzuerhalten.3 Risikoschwerpunkte Ein effi zientes Risikomanagement in der Medizinprodukteaufbereitung setzt somit die Identifi zierung, Analyse und Bewer- tung vorhandener und potenzieller Risi- ken voraus. Weyh/Bauer4 nennen hierfür einige Schwerpunkte, die eine Risikoquel- le im OP-Bereich darstellen, die auch für die Medizinprodukteaufbereitung heran- gezogen werden können: ▬ Mitarbeiter, ▬ Arbeitsschutz, ▬ Hygiene, ▬ Medizintechnik ▬ und Organisationsstruktur. Mitarbeiter Nacht- und Bereitschafts- dienste, Dienste an Sonn- und Feiertagen sowie Schichtdienste wirken sich auf den menschlichen Biorhythmus aus und kön- nen die Lebensqualität der Mitarbeiter in Mitleidenschaft ziehen. Dies sind aber nur einige Beispiele dafür, warum auch die Ar- beitsbedingungen der Mitarbeiter von we- sentlicher Bedeutung sind und sich in wei- terer Folge auf den Aufbereitungsprozess auswirken können. Bei den teils intensiven Arbeitsbelas- tungen und geringen Ruhepausen kom- men die erforderlichen Fort- und Wei- terbildungen für die Mitarbeiter häufi g zu kurz. In der Praxis ist vielfach die Mei- nung verbreitet, dass eine einmal er- worbene Berufsqualifi kation ein Leben lang gilt.5 vorhandener Lücken in der Kommunikati- onskette niemand weiß. Arbeitsschutz und Hygiene Die Einhal- tung hygienischer Richtlinien spielt ge- nauso eine wichtige Rolle wie Vorgaben durch den Gesetzgeber, beispielsweise der Arbeitnehmerschutz.5 Werden diese nicht eingehalten, kann sich das eins zu eins auf die Sicherheit und den Behandlungserfolg des Patienten auswirken. Medizintechnik Die Risikoquelle, welche von der Medizintechnik ausgeht, beinhal- tet die fortwährende Veränderung und Er- neuerung komplexer medizinischer Gerä- te. Mitarbeiterunterweisungen von neuen medizintechnischen Geräten fi nden viel- fach aus unterschiedlichen Gründen, wie Zeitmangel, nicht statt, was in der tägli- chen Praxis fatale Folgen haben kann. Beispielsweise können fehlende Unter- weisungen dazu führen, dass Mitarbeiter Medizinprodukte aufbereiten, auf die sie nicht eingewiesen wurden, Geräte falsch zerlegen, falsch zusammenbauen oder gar einem falschen Aufbereitungsverfah- ren unterziehen. Auch werden bedeutende Überprüfungen und Wartungen vielfach vernachlässigt, verspätet oder gar nicht durchgeführt.5 Organisationsstruktur Für das Risikoma- nagement spielen ebenso die einzelnen Hierarchieebenen in den jeweiligen Orga- nisationsstrukturen sowie die damit ver- bundene Kommunikation eine wesentli- che Rolle.5 Werden diese nicht eingehalten, kann dies dazu führen, dass für den Aufbe- reitungsprozess relevante Informationen nicht weitertransportiert werden bezie- hungsweise verloren gehen. Als Beispiel kann hier ein für eine un- mittelbar bevorstehende Operation, mit hoher Priorität, benötigtes Instrumenten- set genannt werden, von dem aufgrund Literatur 1 Wirth CJ, Mutscher W, Bischoff HP, Püschmann H, Neu J. Komplikationen in Orthopädie und Unfall- chirurgie – vermeiden – erkennen – behandeln. Stuttgart: Thieme Verlag; , 2010: 35 2 Denk R, Exner-Merkelt R, Ruthner R. Corporate Risk Management. Wien: Linde Verlag; 2008: 82 3 ÖNORM 49001:2010: Risikomanagement für Or- ganisationen und Systeme – Umsetzung von ISO 31000 in der Praxis. Wien: Austrian Standards Ins- titute; 2010: 16–19 4 Weyh G, Bauer M. Risikomanagement. In: Welk I, Bauer M, Hrsg. OP-Management – Von der Theo- rie zur Praxis. Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag; 2011: 87–98 5 Woloshynowych M, Rogers S, Taylor-Adams S, Vincent C. The investigation and analysis of cri- tical incidents and adverse events in healthcare. Health Technology Assessment. Bd. 9, Nr. 19; 2005: 3 ff Autoren Maximilian Ehrengruber, M.A. Projekt-, Qualitäts- und Risikomanager, Leitung der Abteilung Sicherheitstech- nik in einem internationalen Gesund- heitskonzern, Experte im Bereich der Medizinprodukteaufbereitung Claudius Wurm, M.Sc. OP-Manager und Gesamtleitung der AEMP, Anästhesie- und OP-Pflege sowie stellvertretender Pflegedirektor in ei- nem Krankenhaus, Inhaber der Firma Medical Crew Bibliografie DOI 10.1055/s-0043-119666 Im OP 2018 ; 8 : 6–10 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1611-7905 [ ] Fazit Fazit Operationssäle und chirurgische Eingriff sräume zählen seit jeher zu den wesentlichen Leistungsbereichen mit einer hohen Operationssäle und chirurgische Eingriff sräume zählen seit jeher zu den wesentlichen Leistungsbereichen mit einer hohen Risikoexposition. Die Sterilgutversorgung, die einen der wichtigsten Dienstleister für den OP-Bereich darstellt, wird dabei oftmals nur am Rande betrachtet oder ganz außer Acht gelassen. Doch auch hier bergen sich nicht vernachlässigbare Risiken, denen man mit einem Instrument, wie beispielsweise dem Risikokompass, entgegnen kann. Im OP 1 | 18 www.thieme.de/im-op