Geburtsleitung und Betreuung in der Eröffnungsphase 29.2.1 Aufgaben der Hebammen in der EP ● psychische Unterstützung (Gespräche, Zuspruch) ● körperliche Unterstützung und Schmerzlin- derung unter Einbeziehung der Begleitperson (Massagen, Lagerungshilfe, Atemanleitung, Wärmflasche, Entspannungsbad) ● Kontrolle des Geburtsverlaufs (Beobachtung von Wehen und kindlicher Einstellung) ● Förderung des Geburtsfortschrittes durch güns- tige Gebärpositionen oder Medikamente zur Entspannung, Schmerzlinderung, Wehenunter- stützung (nach Absprache mit dem Arzt/Ärztin) ● Kontrolle der kindlichen Vitalität (FHF-Auskulta- tion, CTG) ● Kontrolle der mütterlichen Vitalzeichen ● Beobachtung von Ernährung und Ausscheidung ● Arztinformation bei Regelwidrigkeiten Die Verfügbarkeit aller klinischen Möglichkeiten zur fetalen Überwachung, operativen Entbindung und Reanimation und die Nähe einer Kinderklinik stellen für viele Eltern ein wichtiges Kriterium für die Wahl des Geburtsortes dar. Ebenso wichtig ist ihnen aber auch die Qualität der Betreuung. Merke H Die ständige Anwesenheit bzw. Erreichbarkeit der Hebamme (und Ärztin), ihre Erfahrung und Fachkompetenz vermitteln den Eltern ein Gefühl der Sicherheit. Die Gebärende braucht regelmä- ßig beruhigenden Zuspruch, Unterstützung bei der Wehenveratmung, Hilfe, um eine bequeme Lage zu finden, Erklärungen zum Geburtsver- lauf und Verständnis für ihre Schmerzen und Bedürfnisse. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass die permanente, persönliche Betreuung der Gebä- renden die Geburtsdauer signifikant verkürzen und den Verbrauch von Oxytocin zur Wehenunter- stützung senken kann (Chalmers u. Wolman 1993, Groß 2001, Hodnett et al. 2011). Die Anwesenheit einer ausgebildeten unterstützenden Person führ- te zu einem geringeren Schmerzmittelverbrauch, zu weniger vaginal-operativen Geburten und sel- tener zu Apgarwerten < 7 nach 5 min (Enkin et al. 2006). 29.2.2 Nahrungsaufnahme Während der Geburtswehen sind viel Frauen durs- tig, einige haben keinen Appetit, andere verspüren deutlich Hunger. Leider gibt es keine veröffentlich- ten Daten über den Nahrungs- und Flüssigkeits- bedarf von Gebärenden, er dürfte aber ähnlich hoch sein wie bei anstrengenden sportlichen Betä- tigungen (Bergsteigen, Marathonlauf). ▶ Essen. Da mit zunehmender Wehentätigkeit die Magenpassage verlangsamt ist, sollte die Frau ab Beginn der Eröffnungsphase nur leichtverdauliche Speisen zu sich nehmen (z. B. belegte Brote/Bröt- chen, Banane, Joghurt, Obst oder Schokolade). Ver- spürt die Frau Übelkeit und muss im Verlauf der Geburt erbrechen (oft, wenn der Muttermund 5– 8 cm eröffnet ist), wird sie kaum Appetit haben. Zur Energiezufuhr kann dann Traubenzucker als Kautablette oder in Tee aufgelöst angeboten wer- den. ▶ Trinken. Es ist wichtig, der Gebärenden viel zu trinken anzubieten (Mineralwasser, Obstsäfte, Tee, „Powerdrinks für Sportler“), denn sie verbraucht während der Geburt viel Flüssigkeit durch Schwit- zen und intensive Atmung. ▶ Nahrungskarenz. Kann eine Frau bei der Geburt weder Getränke noch Nahrung tolerieren, besteht die Gefahr einer Wehenschwäche wegen Energie- mangel. Frauen, die mehrere Stunden nüchtern waren, sollten alle 3–4 Stunden 500 ml Infusions- lösung mit Glukose und Elektrolyten erhalten, da- mit sie keinen Flüssigkeitsmangel (Durstfieber) und keine Hypoglykämie (Unterzuckerung) ent- wickeln. Den Flüssigkeitsmangel der Gebärenden erkennt die Hebamme an der Ausscheidung von wenig dunkel gefärbtem, konzentriertem Urin, die Unterzuckerung am Azetongeruch des Atems. Merke H Eine Gebärende braucht ausreichend Flüssigkeit und Energie für ihre körperlich anstrengende Geburtsarbeit. Wenn sie diese oral nicht tole- riert, sind regelmäßige Infusionen notwendig und hilfreich. Im letzten Jahrhundert untersagten viele Kliniken den Frauen bei der Geburt jegliches Essen und V 502 . g n u d n e w r e V n e h c i l n ö s r e p r u z k c u r d r e d n o S r e h c s i n o r t k e E l