Die Pferde profi tieren davon, wenn die Besitzer gut informiert sind. Wie hat sich denn das Ganze nach den ersten Podcastfolgen bei dir weiterent- wickelt? Nach den ersten Podcastfolgen habe ich re- lativ schnell Anfragen bekommen – von ver- schiedenen Schulen, die Pferdebesitzer ausbilden – sodass ich viel als Dozentin ge- arbeitet habe, digital und anfangs auch vor Ort. Dadurch hatte ich sehr viel Material gesam- melt, die Nachfrage war sehr groß und ich habe damit begonnen, eigene Online-Kur- se zu konzipieren. Der große Vorteil dabei ist, dass man digital viel mehr Leute errei- chen und dadurch auch mehr Pferden hel- fen kann. Gestartet habe ich mit dem „Erste-Hilfe- Kurs“, dann kam der Kurs zur „Trainingspla- nung für Freizeitpferde“ und schließlich der große Gesundheitskurs „Mein gesundes Pferd“. Darin geht es in erster Linie um ge- sunde Lebensführung. Die Idee dazu liegt in meinem Werdegang begründet. Ich bin ja Tierärztin geworden, um Pferden zu hel- fen. Nur um dann feststellen zu müssen, dass die Schulmedizin halt auch nicht immer die Lösung ist. Und das nicht, weil sie etwa nicht wirkt, sondern weil man als Tierärztin oft erst sehr spät hinzugezogen wird. Daraufhin habe ich mich dann in Phy- siotherapie, Chiropraktik und Akupunktur weitergebildet. Aber auch da wird man meist nicht früh genug hinzugerufen. Die Ergebnisse waren oft nicht wirklich nach- haltig. Denn wenn der Sattel nicht passt, das Training nicht stimmt, die Futterration falsch ist oder das Pferd in der engen Box ohne Fenster gehalten wird, dann können weder Schul- noch Komplementärmedizin nachhaltige Ergebnisse erzielen. Meiner persönlichen Erfahrung nach gründet fast alles auf einer gesunden Lebensführung. Daher habe ich online genau hier meinen Fokus gelegt. Und ich sehe es als Privileg, als Tierärztin nicht nur mit Krankheiten, sondern mit Prävention und Gesundheits- förderung zu tun zu haben. Die Begegnung mit den Pferdemenschen und die Kommu- nikation geschieht hier auch auf einer ganz anderen Ebene. Neben deiner Website und deinen Kur- sen bist du auch noch auf Facebook un- terwegs, hast einen sehr erfolgreichen Instagram-Account, bist bei Pinterest. Ja, um eine Vision in die Welt zu tragen braucht man natürlich auch Methoden, um sichtbar zu werden. Es ist wie bei einem Laden. Um die Produkte an den Mann zu bringen, braucht dieser Laden auch ein Schild, ein Werbeplakat auf der Straße, das auf das Angebot aufmerksam macht. Der Instagram-Kanal z. B. funktioniert wie das Werbeplakat vor der Tür. Der Podcast ist das Probierhäppchen, mit dem mich jeder erst- mal kennenlernen und „testen“ kann, um herauszufi nden, ob das was ich anbiete für ihn passend ist und ihm gefällt. Ich stehe ja ganz klar dafür, dass es keine schnellen Hau-Ruck-Lösungen gibt. Es gibt nicht DIE Lösung, DAS Gerät oder das eine Futtermit- tel, die schnelle Pille. Es ist ein Weg, den wir jeden Tag ein bisschen besser gehen. Und dafür muss man auch bereit sein. Und mein Instagram-Account ist genau dafür da. Er generiert Reichweite, um meine Werte zu vermitteln; also gesunde Lebensführung für langfristige Erfolge. Es ist wichtig, dass ich das über Social Media so kommuniziere, damit die Leute nicht mit falschen Erwar- tungen in meine Kurse kommen und dann eventuell total unzufrieden sind. Wie lang hat es gedauert, bis man den ersten Erfolg sehen konnte bzw. wie sah und sieht der Erfolg für dich aus? Ganz am Anfang war es natürlich schon ein Erfolg für mich, dass ich bei meinem Pod- cast einen Zuhörer hatte und drei Likes (lacht) . Oder dass ich es überhaupt ge- schaff t hatte, einen Podcast hochzuladen. Technisch war es schließlich absolutes Neu- land für mich. einer Freude und einem Bedarf heraus ge- startet. Den Podcast gab es schon ca. 1 Jahr lang, bevor ich überhaupt Produkte hatte. Geld damit zu verdienen war anfangs bei dem Podcast ja gar nicht die Idee dahinter. Das hat sich mit der Zeit dann so entwickelt, sodass ich die Praxistätigkeit nach der Schwangerschaft immer weiter zurück- schrauben konnte. Das hat mir neue beruf- liche und private Möglichkeiten eröff net; und das ist natürlich auch ein Erfolg. Wie hast du dir das nötige Know-how hinsichtlich Technik, Social Media, Mar- keting etc. angeeignet? Ich habe mir damals ein Buch zum Thema „Podcasts“ besorgt und viele Tutorials im Internet angeschaut. Davon gibt es mittler- weile so viele mit vielen Tipps zu den jewei- ligen Themen. Damit kann man sich alles Wissen aneignen, das man dafür benötigt. Ich hatte wirklich gar keine Ahnung von Technik. Ich hatte ein Mikrofon zu Weih- nachten geschenkt bekommen. Hatte ein Laptop und ein IPhone. Und damit habe ich halt gestartet. Die Technik sehe ich als kleinste Hürde. Man braucht auch kein teures Equipment. Manche denken, sie bräuchten eine Spie- gelrefl exkamera und ein professionelles Mi- krofon etc. Das ist aber nicht nötig. Alle meine Online-Kurse werden beispielsweise mit der Handykamera aufgenommen. Was sind deiner Meinung nach die wich- tigsten Erfolgsfaktoren? Welche Voraus- setzungen muss man dafür mitbringen? Intrinsische Motivation. Die ist bei den meisten von uns, die im Gesundheitssektor arbeiten ohnehin gegeben. Heute ist Erfolg für mich das Feedback von Pferdemenschen, dass es mit ihren Pferden einfacher, schöner und gesünder läuft. Jede Nachricht, in der sie mir beschreiben, wie sie sich vorher gefühlt haben, wie sie sich hinterher fühlen, und was das für eine Ver- änderung für ihr Pferde bedeutet. Das ist für mich Erfolg. Dann habe ich mit „Kern- kompetenz Pferd“ genau das erreicht, was ich wollte, nämlich die Pferdewelt langfris- tig und nachhaltig zu verbessern. Natürlich ist auch die Monetarisierung ein Erfolg. Ich habe das Ganze anfangs aus Außerdem braucht man natürlich Durch- haltevermögen. Man muss dran bleiben. Es wird dauern; durchaus mehrere Monate bis 1 Jahr oder länger. Man sollte sich einen kla- ren Fokus setzen, seine Vision und Mission klar defi nieren und auf dieses Ziel hinarbei- ten. Nicht zu schnell aufhören und etwas Neues anfangen. 1000 Follower bekommt man eben nicht von einem Tag auf den an- deren. Ganz wichtig für uns ist auch die Selbstfür- sorge. Dass wir alle mehr auf uns selbst ach- ten. Wir alle wollen schließlich helfen. Und Von der Pferdepraxis zum Online-Business. Handson 2022 ; 4 : 43 – 46 | © 2022 . Thieme. All rights reserved. 45