DEUTSCHE Heilpraktiker ZEITSCHRIFT DHZ 1. 2022 ▪ 17. Jahrgang ▪ www.haug-verlag.de ▪Kinderheilkunde Die Darmmikrobiota von Säuglingen unterstützen ▪Homöopathie Trockene Schleimhäute in den Wechseljahren ▪Phytotherapie Heilpflanzen für jeden Husten Schleim- haut

DHZ EDITORIAL 1 m o c . e b o d a . k c o t s / o i d u t s m a e r d 9 © Abb. 1 © 9dreamstudio/stock.adobe.com Die Mutter aller Schleimhäute Ein einjähriges Kind steht noch ganz am Anfang seiner körperlichen und geisti­ gen Entwicklung. Die Menge und Zusammensetzung seiner mikrobiellen Mitbewohner im Darm ist in diesem Alter jedoch bereits voll ausgereift und entspricht normalerweise der eines Erwachsenen. Bis es jedoch so weit ist, muss der Säugling allerlei Anpassungssymptome wie Blähungen und Durchfall überstehen. Hier können mikrobiologische Präparate wo nötig unterstützen (S. 24). Dass die mikrobielle Besiedelung des Darms vergleichsweise früh abgeschlossen ist, liefert ein wichtiges Indiz dafür, wie wichtig die Darmmikrobiota für viele andere Systeme ist. Angefangen bei der Darmschleimhaut (S. 12). Die Darm­ mikrobiota schützt diese vor Krankheitserregern, fördert ihren Stoffwechsel und ihre Durchblutung und versorgt sie mit Nährstoffen und beeinflusst sie immuno­ logisch. Die Darmschleimhaut selbst ist als größte Schleimhautoberfläche die Mutter aller anderen Schleimhäute und immunologisch mit ihnen verbunden. Bei Bedarf zunächst den Darm zu sanieren, stellt somit jede weitere Schleimhaut­ Therapie auf eine solide Basis: Etwa die homöopathische (S. 52) oder phytothera­ peutische (S. 58) Behandlung von trockenen Schleimhäuten in den Wechseljah­ ren, die Ernährungsberatung bei gereizter Magenschleimhaut (S. 32) oder den Einsatz verschiedener Heilpflanzen, differenziert nach trockenem, produktivem oder krampfartigem Husten (S. 44). Viel Freude beim Lesen und wertvolle therapeutische Impulse wünscht Ihnen Ihr DHZ-Herausgeber Siegfried Kämper Editorial DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 1 | © 2022. Thieme. All rights reserved. „Bei Bedarf zunächst den Darm zu sanieren, stellt jede weitere Schleimhaut- Therapie auf eine solide Basis.“

DHZ INHALT 3 DHZ AKTUELL DHZ MAGAZIN 04 Verbindung zwischen Darm und 70 Buchempfehlungen Gelenken 05 Psychischer Stress schwerwiegend für das Herz 05 Mütterliche Ernährung beeinflusst Geschmacksstoffe in Muttermilch DHZ SERVICE 06 Erhitzen von Honig – zwar Nähr­ stoffverlust, aber kein Schaden 71 Aus Industrie und Forschung 06 Autogenes Training in der 73 Forum der Industrie BDH INTERN 79 BDH: zukunftsweisend – praxisnah – serviceorientiert 79 Update Heilpraxis 2022 – Termine vormerken 80 Naturheilpraxis ohne Gren­ zen – ein Herzensprojekt Schmerztherapie 06 Schrumpelige Finger: Zystische Fibrose? 07 Wieviel Curcumin täglich akzeptabel ist 08 Abgewägt und abgewogen #6: Der Heilpraktiker als Vorbild – müssen wir perfekt sein? 09 Augenverletzungen durch Desin­ fektionsmittel bei Kindern 09 Polymyalgie und Erblindungs­ gefahr 10 Zusammenhang von Riechen und Schmerzen 10 Mehr Raucher in Deutschland: Ein Stresseffekt der Corona­ Pandemie? 01 Editorial 49 Impressum 84 Vorschau Covergestaltung: © Thieme Bildnachweis: © Krafla/stock.adobe.com Inhalt. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 2–3 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

DHZ AKTUELL 5 Psychischer Stress schwerwiegend für das Herz Mütterliche Ernährung beeinflusst Geschmacksstoffe in Muttermilch KARDIOLOGIE – Eine Minderversorgung des Herzens mit arteriel- lem Blut (Myokardischämie) kann verschiedenste Gründe haben. Oft ist eine Arteriosklerose ursächlich. Risikofaktoren dafür sind einerseits genetische Dispositionen, Alter und Geschlecht, andererseits aber auch Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Bewegungs- mangel. Es kommen aber noch in erheblichem Ausmaß psychische Faktoren hinzu. Zu ihnen gehört ein stressreicher Alltag. Die körperlichen Ursachen zusammen mit psychischem Stress ermög- lichen eine Abschätzung der individuellen Gefahr von Herzinfarkten und des Todesrisikos in der Zukunft. Damit setzten sich Forscher der Emory University in Atlanta (USA) auseinander. Sie untersuchten die Daten von 918 Patienten mit einer stabilen koronaren Herzkrankheit (KHK). Mit den beteiligten Menschen mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren (34 % Frauen, 66 % Männer) wurde ein konventioneller Ischämietest und ein psychischer Provokationstest durchgeführt. Für letzteren mussten sie sich innerhalb von 2 min auf eine Rede vor Pub- likum vorbereiten. Die Blutversorgung des Myokards (Myokardperfu- sion) wurde per SPECT (Single Photon Emission Computed Tomogra- phy) registriert, im Ruhe- und Belastungszustand. Bei 16 % der Teilnehmer trat eine psychisch induzierte Myokardischä- mie auf, bei 31 % eine konventionell induzierte. Beides fanden die For- scher bei etwa 10 % der Teilnehmer. In der Nachbeobachtungzeit von 5 Jahren erwies sich die psychisch induzierte Myokardischämie als deutlich ungünstiger: Probanden mit diesem Stressphänomen erlit- ten mehr als doppelt so oft einen Myokardinfarkt oder starben sogar, als Menschen nur mit konventioneller, also körperlich induzierter Myokardischämie. Lagen beide Ursachenkomplexe vor, war das Risiko beinahe 4-mal so hoch wie bei ausschließlich physisch ausgelöster Is- chämie. www.medical-tribune.de 16.12.2021/RN GEWINNER ... AUS DER DHZ 7/2021 In jeder DHZ-Ausgabe gibt es etwas zu gewinnen. Achten Sie also auf die Kästen mit dem Hinweis „DHZ-Plus“. An der Verlosung nimmt teil, wer das Stichwort bis zum Einsen- deschluss an die Redaktion (Redaktion DHZ, Georg Thieme Ver- lag, Rüdigerstr.14, 70469 Stuttgart) schickt. Je ein Exemplar des Buches „Lehrbuch der Diagnostik und The- rapie nach F.X. Mayr" von Erich Rauch haben gewonnen: Min- gers S aus Geilenkirchen, Beu J aus Hamburg, Breburda Y aus Nebra, Burke E aus Löningen, Schneider N aus Frankfurt am Main. HYGIENE – Verschiedene Geschmacksstoffe aus dem Essen einer stillenden Mutter finden sich auch in ihrer Milch wieder. Es ist denkbar, dass so schon beim werdenden Kind Geschmackspräferenzen ange- legt werden. Bekannt ist, dass beispielsweise geruchs- und ge- schmacksaktive Substanzen aus Kaffee und Knoblauch auch in der Muttermilch vorkommen. Für Aromastoffe aus Fischöl oder Stilltees gilt dies offenbar nicht. Für scharf schmeckende Substanzen unter- suchten Wissenschaftler in München, welche Konzentrationen von Chili, Ingwer und Pfeffer aus einem standardisierten Curry-Gericht in die Muttermilch übergehen. Massenspektrometrische Analysen erga- ben: Vom Chili und Ingwer fanden sich keine Spuren in der Milch. An- ders bei Piperidin aus Pfeffer. Hier waren Konzentrationen maximal zwischen 14–57 µg je Liter vorhanden. Dies liegt immer noch weit un- ter der Wahrnehmungsgrenze von Erwachsenen. Dennoch könnten auch diese niedrigen Konzentrationen eine Aktivierung des Scharf- stoffe-Rezeptors TRPV1 bewirken und damit die postnatale Toleranz des Kindes für Schärfe steigern. www.idw-online.de 25.11.2021/RN m o c . e b o d a . k c o t s / r e d n a L l l i H © In die Muttermilch können einer Untersuchung zufolge auch Abb. 2 vereinzelt Geschmacksstoffe gelangen, zum Beispiel Piperidin. (Symbol- bild) © HillLander/stock.adobe.com Aktuell. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 4–10 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

DHZ AKTUELL 7 Wieviel Curcumin täglich akzeptabel ist NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL – Kurkuma und Curcumin finden Anwendung als Gewürz, Lebensmittelzusatzstoff (E100) und Nahrungsergänzungsmittel (NEM). In solchen Produkten können auch Piperin oder piperinangereicherte Extrakte aus Pfeffer enthalten sein. Piperin kann bewirken, dass Curcumin besser vom Körper aufgenom- men wird. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat als akzeptable tägliche Aufnahmemenge (engl.: Acceptable Daily Intake, ADI) von Curcumin eine Menge von 3 mg/kg Körpergewicht und Tag festgelegt. Diesen Wert empfiehlt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als Maximalwert. Dabei sind alle Aufnahme- quellen zu berücksichtigen. Eine längerfristige, auch nur geringe, Überschreitung kann vor allem für empfindlichere Menschen gesund- heitlich negative Folgen haben, zum Beispiel gastrointestinale Be- schwerden. Zu möglichen Risiken der Toxizität curcuminhaltiger Pro- dukte mit verbesserter Bioverfügbarkeit durch Piperinzugabe sind weitere Forschungen nötig. Es seien bereits potenziell leberschädi- gende Effekte beobachtet worden. www.bfr.bund.de 14.12.2021/RN m o c . e b o d a . k c o t s / i a m m o s © Abb. 4 Curcumin ist zwar gesund – sollte jedoch nicht dauerhaft über- dosiert werden, um mögliche Folgen wie gastrointestinale Beschwerden zu vermeiden. © sommai/stock.adobe.com

DHZ AKTUELL 9 Augenverletzungen durch Desinfektionsmittel bei Kindern Polymyalgie und Erblindungs­ gefahr HYGIENE – Alkoholische Desinfektionsmittel dürfen auf keinen Fall in die Augen geraten. Es drohen schwere Hornhautschäden. Die allge- genwärtigen Spender für die Handdesinfektion sollten vor allem von kleinen Kindern nicht unbeaufsichtigt genutzt werden. Die US-ameri- kanische Arzneimittelbehörde warnt vor einer Zunahme der Augen- schäden aufgrund von Berichten aus Frankreich und Indien und auch einer selbst erstellten Analyse. An einem Pariser Hospital mussten Au- genärzte etliche Kinder im durchschnittlichen Alter von 3,5 Jahren be- handeln, denen alkoholische Händedesinfektionsmittel in die Augen gelangt war. Die resultierenden Ulzera wurden bei einigen der Kinder mit einer verzögerten Re-Epithelialisierung per Amnionmembran- transplantation therapiert. Französische Giftnotrufzentralen regist- rierten eine Steigerung der Anfragen aufgrund von so geschädigten Augen um das 7-Fache gegenüber dem vorhergehenden Jahr. Indi- sche Ärzte schilderten Fälle von Hornhautläsionen bei Kindern im Al- ter von 4–5 Jahren. Gelangen alkoholische Händedesinfektionsmittel ins Auge, ist es notwendig, es sogleich unter leicht fließendem Wasser mindestens 15–20 min lang auszuspülen. www.aerzteblatt.de 4.11.2021/RN OPHTHALMOLOGIE – Patienten mit Polymyalgia rheumatica (PMR) oder entsprechenden Symptomen sollten eine Ultraschallun- tersuchung ihrer Gefäße vornehmen lassen. Denn bei einer eventuell gegebenen Riesenzellarteriitis (RZA) besteht eine Erblindungsgefahr. RZA ist oft mit PMR assoziiert: Bei PMR entsteht in 10–20 % der Fälle eine RZA. Ist bei Patienten eine RZA gegeben, zeigen sich zu 40–60 % der Fälle PMR-Symptome. Helfen kann eine zeitnahe ärztliche Behand- lung mit hochdosierten intravenösen Glukokortikoiden. Gerade wenn ältere Patienten über Myalgien wie Schmerzen im Schulterbereich oder der Beckengürtelmuskulatur und sonstiges Unwohlsein klagen, sollte die mögliche Gefahr für das Augenlicht berücksichtigt werden. Vorübergehende Sehstörungen können ebenfalls Hinweise auf eine Erblindungsgefahr geben. www.aerztezeitung.de 2.12.2021/RN

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Grundlagen DHZ PRAXIS 13 Hotspot Darmschleimhaut PHYSIOLOGIE, PATHOLOGIE und DIAGNOSTIK Annemarie Gollsch, Anna Kleinhenz, Diana Krause, Martina Niebling, Adrienn Teibert Andreas Rüffer, Julia Back, Markus Böger, Michaela Eckert, KURZ GEFASST 1 Die Darmschleimhaut übernimmt zahlreiche vitale Funktionen im Körper: von der Nährstoffversorgung bis zur Barriere gegen potenzielle Schadstoffe. 2 Störungen der Barrierefunktion (Leaky Gut) wirken proinflam- matorisch und können daher bei verschiedenen chronischen Erkrankungen beteiligt sein. 3 Verschiedene Schleimhautmarker – insbesondere im Stuhl – liefern Hinweise auf den Zustand der Darmschleimhaut als Basis für gezielte therapeutische Maßnahmen. Sie ist nicht nur Dreh­ und Angelpunkt für die Nahrungsverwer­ tung und damit für die Energieversorgung des Körpers. Die Darm­ schleimhaut dient auch dem permanenten immunologischen Austausch mit der Umgebung. Dazu kommen weitere Funktionen wie Sekretion, Entgiftung und Regulation. Störungen der Darm­ schleimhaut können daher weitreichende Folgen haben. Wichtige Hinweise auf ihren Zustand liefert die Bestimmung verschiedener Stuhlparameter. Digestion und Resorption Mit geschätzt mehreren hundert Quadratmetern ist die Darm­ schleimhaut die Hauptkontaktfläche des Körpers mit der Umge­ bung. Diese immense Fläche ermöglicht die effektive Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darminhalt. Nach der mechanischen Zerkleinerung der Nahrung in der Mundhöhle und der Vorverdauung im Magen erfolgt im Dünndarm zunächst eine Aufspaltung der Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate durch die ent­ sprechenden Pankreasenzyme. Nahrungsproteine werden dabei meist bis zu Oligo­ und Polypeptiden zerlegt. Die Zerkleinerung zu resorbierbaren Dipeptiden und Aminosäuren übernehmen dann die schleimhautständigen Peptidasen. Auch an der Kohlenhydratverdauung ist die Darmschleimhaut maßgeblich beteiligt. Durch Speichel­ und Pankreas­Amylase ent­ stehen bei der Kohlenhydratspaltung zunächst Disaccharide. Die­ se werden durch die ebenfalls von der Schleimhaut produzierten Saccharidasen in die Einfachzucker überführt – und damit letzt­ lich in eine aufnahmefähige Form. Ein prominentes Beispiel dafür ist die laktosespaltende Laktase. An der Fettverdauung ist die Darmschleimhaut nicht direkt be­ teiligt. Dafür sind die Gallensäuren sowie die Pankreas­Lipase er­ forderlich. Sind die Nahrungsbestandteile ausreichend zerkleinert, erfolgt deren Resorption durch die Darmschleimhaut, gemeinsam mit wichtigen Mikronährstoffen, Vitaminen und Wasser. Dies findet primär in den vorderen Dünndarmbereichen statt. Wasser wird zum kleineren Teil auch noch im Dickdarm aufgenommen. Am Dünndarmende, dem terminalen Ileum, werden außerdem Vita­ min B12 sowie die bei der Fettverdauung und ­resorption nicht verbrauchten Gallensäuren resorbiert. Die Gallensäuren werden dann über den enterohepatischen Kreislauf wieder der Leber zu­ geführt und stehen erneut für die Fettverdauung und ­resorption zur Verfügung. Barrierefunktion Die für die Nährstoffversorgung notwendige große Oberfläche der Darmschleimhaut bringt allerdings die Gefahr mit sich, dass auch potenzielle Schadstoffe übertreten. Diese ist nirgends im Körper so groß wie im Darm. Daher bedarf es neben der Durchlässigkeit für Nährstoffe effizienter Abwehrmechanismen. Die Darm­ schleimhaut fungiert dabei nicht nur als mechanische Barriere. Sie schützt sich auch durch die Produktion von Darmschleim so­ wie antimikrobieller Peptide wie den Defensinen. Darüber hinaus sind im Darm 70–80 % der gesamten Immunzellen zu finden – im darmassoziierten Immunsystem, dem sogenannten GALT (Gut As­ sociated Lymphoid Tissue, zu Deutsch: darmassoziiertes lympha­ tisches Gewebe). Diese Immunzellen bewachen einerseits die größte Grenzfläche des Körpers. Andererseits erfahren sie im Darm auch ein fundiertes Abwehrtraining. Denn der Darm ist als Transitstrecke mit der in das Körperinnere verlagerten Außenwelt für die immunologische Erkundung der Umgebung prädestiniert. Spezielle Schleimhautzellen wie die M(icrofold)­Zellen fungieren dabei als Mittler zwischen Darminhalt und Immunsystem. Immu­ nogenes Material aus der Ingesta, also der aufgenommenen Nah­ rung, wird von ihnen aufgenommen, konfektioniert und die Im­ munzellen in der Submukosa damit trainiert. Die so geschulten Immunzellen bleiben nicht im Darm, sondern wandern über die Zirkulation auch auf andere Schleimhautoberflächen, um dort Rüffer A et al. Hotspot Darmschleimhaut. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 12–17 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Grundlagen DHZ PRAXIS 15 Malabsorption Eine weitere Kohlenhydratunverträglichkeit geht ebenfalls auf ein Problem an der Darmschleimhaut zurück: die Fruktosemalab­ sorption. Fruktose muss als Einfachzucker nicht gespalten wer­ den. Hier ist die Resorption aus dem Darm gestört. Hintergrund dafür ist ein Mangel an dem Transportprotein GLUT­5. Daraus folgt bei entsprechender Zufuhr mit der Nahrung ebenfalls ein vermehrter Übertritt in den Dickdarm mit mikrobieller Fermen­ tation. Die Folgen sind dieselben wie bei der Laktoseintoleranz: Durchfall und Blähungen. Verschiedene Einflüsse, wie Infektionen oder onkologische Therapien (siehe Abschnitt „Störungen der Darmschleimhaut“), können die Dünndarmschleimhaut auch so weit schädigen, dass nicht nur die Aufnahme einzelner Nährstoffe eingeschränkt wird. Solch eine grundsätzliche Malabsorption ist bei dem klassischen Verlauf der Zöliakie zu beobachten. Das Gluten sorgt dabei für eine Dünndarmzottenatrophie und damit für eine Einschränkung der resorptiven Oberfläche. Die klinischen Folgen beschränken sich dann nicht nur auf Darmbeschwerden. Die reduzierte Nähr­ stoffaufnahme führt zu Gewichtsabnahme und anderen Mangel­ symptomen. Resorptionsprobleme der Schleimhaut können auch die Ursa­ che für das Gallensäure­Verlustsyndrom sein. Dies ist beispiels­ weise bei Morbus­Crohn­Patient*innen mit Entzündungen des terminalen Ileums der Fall. Die dann nicht ausreichend rückresor­ bierten Gallensäuren treten vermehrt in den Dickdarm über und führen über ihre osmotische Aktivität zu einem vermehrten Flüs­ sigkeitsverlust. Die Folge ist Durchfall, die chologene Diarrhö. Au­ ßerdem reizen die Gallensäuren die Dickdarmschleimhaut und können durch gewisse Bakteriengruppen, insbesondere die NDH­ Clostridien (NDH: Nuclear Dehydrogenating), zu (Prä­)Kanzeroge­ nen umgebaut werden. Auch die Leber bekommt ein Problem, sie muss den Gallensäureverlust letztlich ausgleichen [6]. Erhöhte Darmpermeabilität: Leaky Gut Einschränkungen der Darmbarriere können massive klinische Auswirkungen haben. Dies wird auch als Leaky Gut bezeichnet. Die dann unkontrollierten Übertritte aktivieren das Immunsys­ tem – beispielsweise von Allergenen und Zellwandbestandteilen gramnegativer Bakterien, den Lipopolysacchariden oder Endoto­ xinen. Diese an sich im Einzelfall normalen Abwehrreaktionen führen bei wiederholten „Grenzverletzungen“ letztlich zu perma­ nenten, chronischen Entzündungsreaktionen im Darm. Der ist aufgrund seiner großen Oberfläche, dem direkten Kontakt mit po­ tenziellen Schadstoffen, den vielen Bakterien und der hohen im­ munologischen Präsenz ein inflammatorisches Hochrisikogebiet. Klinisch müssen daraus nicht zwangsläufig Darmsymptome resultieren. Häufig glimmen die Entzündungen im Hintergrund, Der Darm ist ein inflammatorisches Hochrisikogebiet. Allergische Erkrankungen/ Asthma Neurodegenerative Erkrankungen Metabolisches Syndrom Silent/Low-grade Inflammations Steatosis hepatis Arterio- sklerose Parodontitis Rheumatoide Arthritis Leaky Gut Hashimoto- Thyreoiditis Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Abb. 2 Leaky Gut als ein Einflussfaktor auf chronische Erkrankungen. Silent und Low-grade Inflammations können verschiedene chronische Krankheiten fördern sowie eine Vorstufe für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen darstellen. Quelle: Enterosan®/Labor LS als sogenannte Silent oder Low­grade Inflammations. Aufgrund der zentralen Bedeutung des Darms kann diese erhöhte immuno­ logische Alarmbereitschaft aber Entzündungsprozesse und Aller­ gien in ganz anderen Lokalisationen im Körper triggern. Daher wird ein Leaky Gut mittlerweile bei vielen chronischen Erkran­ kungen als ein wichtiger ätiologischer Faktor angesehen – von Adipositas bis zur Parodontitis (siehe Abbildung 2) [7]. Sind Patient*innen stark abwehrgeschwächt, können Barriere­ störungen im Darm sogar Septikämien zur Folge haben. Das heißt, lebende Bakterien (Bakteriämie) oder Pilze (Fungämie) schaffen den Übertritt und das Überleben im Körper außerhalb des Darms. Dies wurde bei schwer Immunsupprimierten in sehr seltenen Fäl­ len sogar nach der Gabe von Probiotika beobachtet. Allerdings handelt es sich dabei um sehr wenige Einzelfälle [8]. Entzündungen und Neoplasien der Darmschleimhaut Auch die Darmschleimhaut selbst kann sich entzünden. Das kön­ nen akute Enteritiden durch enteropathogene Bakterien, Viren oder Parasiten sein. Möglich sind darüber hinaus auch chronische Entzündungen als vermutliche Folge von Barrierestörungen. Dazu zählen auch die chronisch­entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Als letzte Eskalationsstufe der Schleimhautstörung ist die neo­ plastische Entgleisung der Darmschleimhaut anzusehen. Der Darm hat nicht nur ein besonders hohes Risiko für Entzündungen. Rüffer A et al. Hotspot Darmschleimhaut. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 12–17 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Grundlagen DHZ PRAXIS 17 Entzündungsmarker Auch zu den weiteren Eskalationsstufen der Schleimhautstörun­ gen liefert die Stuhldiagnostik wichtige Erkenntnisse. Verschiede­ ne Entzündungsmarker im Stuhl weisen eine hohe Übereinstim­ mung mit endoskopischen Schleimhautbefunden auf und sind da­ her als nichtinvasive Inflammationsdiagnostik nutzbar. Hier sind insbesondere Calprotectin, Lactoferrin und PMN­Elastase zu nen­ nen, die sich auch in der Verlaufskontrolle chronisch­entzündli­ cher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bewährt haben [10]. Marker zur Darmkrebsfrüherkennung Zur möglichst frühzeitigen Erkennung von Darmneoplasien ste­ hen verschiedene Parameter im Stuhl zur Verfügung. Über den immunologischen Nachweis von Hämoglobin(­Haptoglobin) so­ wie Serum­Albumin werden versteckte intestinale Blutungen er­ fasst. Die Tumor­M2­PK steigt außerdem an, wenn vermehrte Zellproliferationen im Darm stattfinden. Diese Parameter erset­ zen keinesfalls eine endoskopische Diagnostik, sondern dienen der niederschwelligen Darmkrebsfrüherkennung. Auffällige Wer­ te sollten stets koloskopisch kontrolliert werden. Weitere Diagnostik Darmschleimhautassoziierte Kohlenhydratintoleranzen – wie die Laktoseintoleranz sowie die Fruktosemalabsorption – können über einen Atemtest mit der Messung von Wasserstoff und Me­ than nach Einnahme des jeweiligen Zuckers abgeklärt werden. Wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Schleimhautthera­ pie ist außerdem die Berücksichtigung von externen und internen Einflussfaktoren. Dies gilt insbesondere für die Darmmikrobiota, die im engen Austausch mit der Darmschleimhaut steht. Die quantitative Untersuchung der lebensfähigen Bakterien und Pilze im Rahmen der Stuhlmikrobiota­Diagnostik liefert wichtige Hin­ weise zu deren Zustand. Letztlich erlaubt die Zusammenschau der verschiedenen diagnostischen Parameter dann gezielte Maßnah­ ● men zur erfolgreichen Darmschleimhauttherapie. Dieser Artikel ist online zu finden: http://dx.doi.org/10.1055/a-1652-7353 Literatur [1] Tokuhara D, Kurashima Y, Kamioka M et al. A comprehensive understan- ding of the gut mucosal immune system in allergic inflammation. Allergol Internat 2019; 68: 17–25 [2] Beutling DM (Hrsg.). Biogene Amine in der Ernährung. Berlin, Heidelberg: Springer; 1996 [3] Parada Venegas D, de La Fuente MK, Landskron G et al. Short chain fatty acids (SCFAs)-mediated gut epithelial regulation and its relevance for in- flammatory bowel disease. Front Immunol 2019; 10: Art 277 [4] Round JL, Mazmanian SK. The gut microbiota shapes intestinal immune respons during health and disease. Nat Rev Immunol 2009; 9: 313–323 [5] Körner U, Schareina A. Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten. Stuttgart: Thieme; 2021 [6] Barkun A, Love J, Gould M et al. Bile acid malabsorption in chronic di- arrhea: Pathophysiology and treatment. Can J Gastroenterol 2013; 27 (11): 653–659 [7] Fasana A. All disease begins in the (leaky) gut: role of zonulin-mediated gut permeability in the pathogenesis of some chronic inflammatory disea- ses. F1000Research 2020; 9 (F1000 Faculty Rev): 69 [8] Heller KJ. „Pharmakokinetik“ und Sicherheit von Probiotika. In: Bischoff SC (Hrsg.). Probiotika, Präbiotika und Synbiotika. Stuttgart: Thieme; 2009: 88–94 [9] Robert Koch­Institut, Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (Hrsg.). Krebs in Deutschland 2015/2016. 12. Ausga- be. Berlin; 2019 [10] Langhorst J, Elsenbruch S, Koelzer J et al. Noninvasive markers in the assessment of intestinal inflammation in inflammatory bowel diseases: Performance of fecal lactoferrin, calprotectin, and PMN-Elastase, CRP, and clinical indices. Am J Gastroenterol 2008; 103: 162–169 DR. MED. VET. ANDREAS RÜFFER Andreas Rüffer ist Fachtierarzt für Mikrobio- logie und beschäftigt sich seit über 25 Jah- ren im Bereich Enterosan® des Labor LS mit der Diagnostik und Therapie der Darmöko- logie. E-Mail: info@enterosan.de Internet: www.enterosan.de

Behandlung DHZ PRAXIS 19 Zum Teil werden damit auch Fitness, Lebenslust und Gewichtsab­ nahme verbunden. Therapeuten sollten hier jedoch nicht vor­ schnell Erwartungshaltungen schüren: Der Darm und damit das Mikrobiom ist zwar mit dem Gehirn und Hormonsystem verbun­ den. Aber von Einzelfällen abgesehen ist eine Verbesserung einer depressiven Verstimmung meist nur in Kombination mit anderen Maßnahmen erfolgreich. Das gilt auch für den Wunsch, über eine Darmsanierung an Gewicht zu verlieren. Denn eine Verschiebung der Darmflora allein lässt noch keine Pfunde purzeln. Schließlich helfen zur Wiederherstellung der Fitness hauptsächlich Bewegung einschließlich Muskelaufbau und eine Reduzierung der Kalorien­ zufuhr. Darmbakterien sorgen hingegen für die Resorption von Nährstoffen, Spurenelementen und Vitaminen. So zeigt sich be­ reits, dass eine Darmsanierung nicht als Selbstzweck, sondern als Teil eines Gesundheits­ oder Therapiekonzeptes zu verstehen ist – angefangen bei Einläufen, Colon­Hydro­Therapie und speziellen Ernährungskonzepten (zum Beispiel Flohsamen, ballaststoffreiche Kost, Schrotkuren), bis hin zu probiotischen Arzneimitteln, Milch­ säurebakterien oder Heilerde. Am Ende steht jeweils die Wieder­ herstellung der Eubiose (natürlich zusammengesetztes, ausbalan­ ciertes Mikrobiom) der Darmbakteriengemeinschaft im Fokus – als gemeinsamer Nenner, der alle Verfahren verbindet. Wichtigstes Element der Darmsanierung: genaue Beobachtung Eine therapeutische Darmsanierung kann zum Beispiel zum Ziel haben, einen Reizdarm zu verbessern oder eine Ausleittherapie zu begleiten. Auch kann es darum gehen, sie zur Verbesserung von Migräne oder Fatigue einzusetzen. Für einen Therapieerfolg spielt die genaue Beobachtung eine wichtige Rolle. Denn alle Schritte erfordern im therapeutischen Einsatz eine professionelle Beglei­ tung und einen ständigen Abgleich von Therapieziel und tatsäch­ licher Wirkung. Dazu sollte auch der Patient Notizen vornehmen, unter anderem zu Häufigkeit und Stärke der Magen­Darm­Be­ schwerden, Allgemeinbefinden und Veränderungen bei der mög­ licherweise bestehenden Grunderkrankung. Wir geben dem Körper nur Regulations- impulse, den letzten Schritt muss er immer selbst tun. rischale. Somit können wir dem Körper nur Regulationsimpulse geben. Den letzten Schritt muss er immer selbst tun. Deshalb ist die Idee, fehlende Bakterien durch die Gabe von außen „aufzu­ füllen“, für viele Therapeuten und vor allem ihre Patienten zwar einleuchtend, funktioniert in der Praxis aber nur bedingt. Das beste Beispiel dafür sind die Milchsäurebakterien: Wir wissen, dass diese täglich gegeben werden müssen. Denn sie verweilen zwar länger im Darm, als eine normale Darmpassage dauert, werden aber nicht zum Bestandteil der körpereigenen Bakteri­ enbesiedelung. Sie geben steuernde Signale, produzieren Milch­ säure und verdrängen proteolytische Bakterien. Somit können sich die ihnen verwandten, dauerhaft im Darm siedelnden Milchsäurebakterien wieder besser vermehren. Sind vor diesem Hintergrund die einzelnen Stämme in einem entsprechenden Probiotikum wirklich so entscheidend, wie meist angenom­ men? Immuntrigger Enterokokken und Colibakterien: Der Stamm entscheidet! Andere Bakterien entfalten ihre Wirkung schon in kleiner Anzahl. Wir gehen davon aus, dass dabei Immunsignale die entscheiden­ de Rolle spielen. Hier kommen Enterococcus faecalis (Cave: nicht Enterococcus faecium!) und die arzneimittelrechtlich zugelasse­ nen Escherichia­coli­Medikamente zum Einsatz. Bei Letzteren ist auf die Galenik zu achten: Flüssige Zubereitungen, zum Beispiel Mutaflor Suspension (Fa. Ardeypharm) und Symbioflor 2 (Fa. SymbioPharm), interagieren schon im Rachenraum mit den Im­ munorganen und erreichen die Peyerschen Plaques im Dünn­ darm. Verkapselte Produkte (Mutaflor) sind dagegen höher do­ siert und vor allem auf unterschiedlichen Ebenen im Dickdarm wirksam. Auch bei diesen Arzneimitteln werden verschiedene Stämme verwendet, wobei hier die Stammspezifität tatsächlich von größerer Bedeutung zu sein scheint. Merke: Bei Probiotikazubereitungen – insbesondere in flüssiger Form – empfehlen sich ein Therapiebeginn mit wenigen Tropfen und ein Steigern der Dosis (nach individuel- ler Verträglichkeit, zum Beispiel über 10 Tage um tgl. 2 Tr.) bis zur im Beipackzettel empfohlenen Höchstdosis. Eine zu hohe Initialdosis kann vor allem bei Patienten mit Reizdarm oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu Darmbe- schwerden wie Blähungen oder Durchfall bis hin zu schmerz- haften Krämpfen führen. Milchsäurebakterien stärken das Mikrobiom, ohne sich anzusiedeln Die Mikroökologie des Darmes beruht auf einem komplexen Wechselspiel der Bakterien untereinander und ihrer Interaktion mit menschlichen Zellen (insbesondere Darm­ und Immunzel­ len). Die Informationswege sind immer bi­ oder sogar multidi­ rektional. Monokausale Zusammenhänge gibt es nur in der Pet­ Die tatsächliche Wirkung zeigt sich individuell und in der Praxis Man kann allerdings nicht im Vorfeld sagen, welcher Patient auf welches Mittel besser anspricht, sodass fallweise ein Präparat­ wechsel erforderlich sein kann. Zudem empfiehlt sich, insbeson­ dere bei flüssigen Zubereitungen (Tabletten sind nur in wenigen Dosierungen erhältlich), ein Beginn mit wenigen Tropfen und ein Steigern der Dosis bis zur im Beipackzettel empfohlenen Höchst­ Peters U. Darmsanierung, aber richtig. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 18–23 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Behandlung DHZ PRAXIS 21 HINTERGRUNDWISSEN Arbeitskreis für Mikrobiologische Therapie Der Arbeitskreis für Mikrobiologische Therapie (AMT e. V.) ist ein ge- meinnütziger, unabhängiger Verband von Ärzten, Apothekern und Heilpraktikern, der seit 1954 auf diesem Gebiet unter anderem Wis- sen und Erfahrungen zusammenträgt, Empfehlungen und Hinter- grundinformationen erarbeitet und Referenten für die ärztliche Aus- bildung zur Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren stellt. und früh an. Dabei handelt es sich um ein Regulationsprotein der Zelle, das sehr schnell auf toxische Reize reagiert, die diese errei­ chen. Wird jedoch der Zellstress zu groß, kommt die Zonulinpro­ duktion aufgrund eines komplizierten Regelungsmechanismus zum Erliegen. Die Tight­Junction­Regulation (Tight Junctions = dicht schließende Zellkontakte als Diffusionsbarriere) kann voll­ ständig ausfallen, worauf vermehrt Alpha­1­Antitrypsin austritt. Dieses ist unabhängig von der Zellregulation und tritt auch dann aus, wenn Zonulin aufgrund stärkerer Defizite auf Seiten der Epi­ thelzellen nicht mehr gebildet werden kann. Ein Befund, in dem nur Alpha­1­Antitrypsin vorliegt, Zonulin dagegen nicht reagiert, ist das ungünstigste Ergebnis: Hier müssen wir nach aktuellem Stand des Wissens von einem fortgeschrittenen leaky gut ausge­ hen. Calprotectin, Laktoferrin, sIgA: zusätzliche Marker bei Reizdarmsyndrom Außerdem bieten sich als Entzündungsmarker Calprotectin, Lyso­ zym und Laktoferrin an. Sie dienen im Zweifelsfall einer besseren Einordnung der dysbiotischen Zustände und geben Aufschluss auf die Wechselwirkung der Bakterien mit dem Immunsystem. Die Immunmarker sIgA (sekretorisches IgA) und ß­Defensin runden die Analyse ab. Diese zusätzlichen Marker sind besonders bei Reizdarmpatien­ ten hilfreich. Denn die reine Bakterienanalytik liefert hier oft un­ auffällige Befunde. Es gibt Literaturhinweise auf eine kompensa­ torische Starre, die im Stuhlbefund nahezu Normwerte vor­ täuscht, aber im Inneren des „unechten“ Biofilms im Darm trotz­ dem zu Funktionseinschränkungen führt. Probiotika und mikrobiologische Arzneimittel Nach eingehender Anamnese und Laboranalysen kann ein thera­ peutisches Schema für die Darmsanierung festgelegt werden. Die Therapiedauer orientiert sich wesentlich an den Laborergebnis­ sen. Als Faustregel geht man bei leichten, mittleren oder schwe­ ren Abweichungen jeweils von ca. 3, 5–6 oder 12 Monaten Dauer aus. Hierbei geht es jeweils nicht um Substitution, sondern um die

Behandlung DHZ PRAXIS 23 DR. UWE PETERS Uwe Peters ist Diplombiologe, seit 2012 Vor- standsmitglied des AMT e. V., Referent in der Fort- und Weiterbildung (zum Beispiel für Naturheilverfahren) und Autor im Bereich Mikrobiologische Therapie. Dabei steht eine humanmedizinisch-ökologische Betrach- tungsweise im Vordergrund, die Empirie, Evidenz und Individualität verbindet. Seit 28 Jahren ist er am Institut für Mikroökologie in Herborn beschäftigt. E-Mail: info@amt-herborn.de nend mit ca. 2 × tgl. 5 Tr., steigern auf ca. 2 × 30 Tr.) zur Auswahl, je nach individueller Verträglichkeit. Neben diesem Medikament wird Symbioflor 1 weiter eingenommen. Somit erhält das Im­ munsystem Reize von zwei Seiten: über grampositive Enterokok­ ken und gramnegative Colibakterien. Dies spricht die mukosalen T­Lymphozyten an, die eine Signalwirkung über die T­Helferzell­ balance bewirken. Diese Kombination wird wiederum 8 Wochen eingenommen: Der Patient nimmt morgens vor dem Frühstück und abends vor dem Zubettgehen Symbioflor 1 und zu den Mahl­ zeiten das ausgewählte Produkt mit lebenden Colibakterien. Darmsanierung bedeutet, natürliche Regulation wiederherzustellen Die Erfahrung zeigt, dass mit einer solchen Darmkur in vielen Fäl­ len die Mikroökologie des Darmes wiederhergestellt werden kann. Dabei sollten wir den Fokus in der Praxis auf das regulative Prinzip der Mikrobiologischen Therapie legen. Darmsanierung bedeutet, die Eubiose wiederherzustellen und den Patienten nachhaltig und langfristig in die natürliche Regulation zurückzu­ bringen. Eine stabile Mikroökologie bietet eine wichtige Basis für ● langfristige Gesundheit. Dieser Artikel ist online zu finden: http://dx.doi.org/10.1055/a-1651-3666

Diagnostik und Behandlung DHZ PRAXIS 25 aktionen kommen (der Zusammenhang zwischen Darmgesund­ heit und Immunsystem wird an dieser Stelle als hinreichend be­ kannt vorausgesetzt und nicht näher ausgeführt). Die oft durch die Symptomatik gestörte Schlafruhe belastet nicht nur das Kind zusätzlich. Auch die Eltern leiden darunter. Nachts stundenlang einen schreienden Säugling nicht beruhigen zu können oder er­ folglos gegen dessen Verdauungsbeschwerden zu kämpfen, kann Mutter und Vater an die physische und psychische Belastungs­ grenze führen. Manchmal jedoch muss man die Eltern nur beruhigen, denn Symptome in einem bestimmten Ausmaß sind im Rahmen der Verdauungsentwicklung ganz normal (siehe nächster Abschnitt). Im Gegenzug gilt es, Entgleisungen beziehungsweise Defizite der intestinalen Mikrobiota anamnestisch und diagnostisch zu diffe­ renzieren (siehe Abschnitte „Vom Weg abgekommen?“ und „Der diagnostische Blick in den Darm“) – und entsprechend therapeu­ tische Maßnahmen zu ergreifen („Was tun?“). Wie entwickelt sich die frühkindliche Mikrobiota? Mit fast 12 Monaten gleicht die Darmmikrobiota eines Kindes be­ reits der eines Erwachsenen. Um bis dahin die wichtigsten Mei­ lensteine für eine gesunde Darmökologie zu erreichen, müssen ei­ nige Faktoren zusammenpassen. Vieles ist zu diesem Thema bereits publiziert worden. Die be­ deutsamste Erkenntnis ist, dass es viele Umstände gibt, die das Verdauungs­ und Immunsystem gesund gedeihen lassen. Beson­ ders wichtig ist das zeitlich und räumlich richtige Zusammen­ spiel von Ernährungssubstraten, Darmschleimhaut sowie pas­ senden Mikroorganismen. Als multifunktionales Organ baut der Darm seine Verdauungs­ und immunologischen Kompetenzen erst auf. Durch die bakterielle Erstbesiedlung werden passende pH­Wert­Milieus erzeugt, welche die Ansiedelung von weiteren Keimgattungen erst ermöglichen. Präbiotische Faktoren aus der Muttermilch sorgen für den optimalen Stoffwechsel der Mikro­ organismen, dessen Endprodukte (zum Beispiel Buttersäure) die Darmschleimhaut stärken und die Darmmobilität in Schwung bringen. Wie gelangen die Mikroorganismen in das Kind? Die gängige Vorstellung, dass Neugeborene nahezu steril zur Welt kommen, hat sich mittlerweile verändert. In einer Studie hat man das Mekonium (erste Darmentleerung von Neugeborenen) auf Bakterien untersucht. Dabei hat man Mikroorganismen gefunden, die vom Kindsvater stammen. Die interessante Frage war, wie die­ se in das ungeborene Kind kommen. Offensichtlich handelte es sich hier um orale Keime des Erzeugers, die durch Küssen der Schwangeren in ihren Organismus gelangt und letztlich bis in den kindlichen Darm vorgedrungen sind. Wie genau diese Keimwan­ derung erfolgte, ist wissenschaftlich noch unklar. Allerdings lässt diese Beobachtung neue Dimensionen und Eigenschaften unserer mikrobiellen Mitbewohner erahnen. Das ließe auch die pränatale mikrobielle Kompetenz des mütterlichen Organismus für das Un­ geborene bedeutsamer erscheinen. Fruchtbarkeit, gesunde Schwangerschaft, Kindesentwicklung und Geburt sind eng mit der mikrobiellen Kommunikation verbunden [1]. Auf natürlichem Wege geborene Kinder nehmen wichtige bak­ terielle Erstsiedler normalerweise aus der mütterlichen Zervikal­, Vaginal­ und Fäkalflora auf. Neugeborene erleben ihre erste orale Kontamination beim Durchtritt der mütterlichen Geburtswege. Schon 24 Stunden später sind erste Bakterien im Stuhl nachweis­ bar. Besiedelung in zwei Wellen Escherichia coli und Enterokokken sind dabei die Vorreiter der ge­ sunden ersten Welle. Sie bereiten als aerobe Bakterien ein sauer­ stoffarmes Milieu für eine weitere Kolonisationswelle mit anaero­ ben Keimen vor. Diese später mengen­ und zahlenmäßig größte Gruppe der Darmmikrobiota verträgt keinen Sauerstoff und ist daher auf das enge Zusammenleben mit aeroben, sauerstoff- verbrauchenden Bakterien angewiesen. Die zweite Welle der Kolonisation bilden vornehmlich Bifido­ bakterien und in geringerem Maße auch Laktobazillen. Deren saccharolytische (zuckerlösende) Aktivität lässt sich direkt er­ fahren: Der typisch säuerlich­aromatische Geruch des Säug­ lingsstuhls geht auf die mikrobielle Bildung kurzkettiger Fett­ säuren vor allem durch die Bifidobakterien zurück. Nach 4–5 Monaten und insbesondere nach Zufütterung kommen weitere Bakteriengruppen hinzu. Dazu zählen auch verschiedene Keime mit einer Vorliebe für Eiweiße. Die daraus resultierende Produk­ tion flüchtiger Phenolverbindungen macht sich dann auch ge­ ruchlich bemerkbar: Die Ausscheidungen fangen an zu stinken. Etwa mit einem Jahr erreicht die Darmmikrobiota weitgehend die Zusammensetzung der Erwachsenen. Dann haben über 400 diverse Bakterienarten mit einer Anzahl an Keimen, welche die unserer Erdbevölkerung weit überschreitet, ihre Heimat im Darm gefunden. Turbulenzen sind normal Bis dahin sind allerdings meist noch einige kleine mikrobielle Tur­ bulenzen im Rahmen der Kolonisierung zu überstehen. Ein wun­ der Po oder so manch kleines Pupskonzert sind durchaus normal. Der neue Erdenbürger und seine Untermieter müssen sich erst aneinander gewöhnen und ein synergistisches Zusammenleben etablieren. Denn Artenvielfalt und „Kooperationsbereitschaft“ der mikrobiellen Darmbesiedelung werden stark durch die Ernährung beeinflusst. Ein Wechsel der Ernährungsgewohnheiten oder un­ terschiedliche Kombinationen der Ernährungssubstrate (Mutter­ milch, unterschiedliche Milchpulver) begünstigen jedes Mal un­ terschiedliche bakterielle Zusammensetzungen und entsprechen­ de biochemischen Ergebnisse. So kann zum Beispiel ein zu pH­ saurer Stuhl den Po reizen. Mit ungefähr 3–4 Monaten hat die bakterielle Zusammenset­ zung viel Übung und eine zunehmende physiologische Stabilität erlangt. Das verschafft mehr Toleranzen und etwas mehr Ruhe im Bauch. Opalka M. Die Geburt der Darmmikrobiota. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 24–28 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Probiotika Probiotika enthalten (lebendige) Mikroorganismen, die in der richtigen Dosis einen positiven Einfluss auf die Gesundheit des Wirts haben. Hierzu werden vornehmlich Escherichia coli, Lacto­ bacillus sp., Bifidobacterium sp., Enterococcus sp., Streptococcus thermophilus und Hefen der Spezies Saccharomyces cerevisiae verwendet. Bis auf die Streptokokken und Saccharomyces sind dies alles Vertreter der normalen Darmmikrobiota. Therapeutisch gesehen gibt es keine guten oder schlechten Probiotika. Es gibt nur weniger oder besser zum individuellen Pa­ tienten passende Präparate. Ausschlaggebend ist der Stuhlbefund. Zu berücksichtigen sind ferner pragmatische Gesichtspunkte wie die Formulierung, unnötige Zusatzstoffe oder der Preis. Auch die Anzahl und Art der in einem Probiotikum enthaltenen Spezies scheint für die klinische Wirkung weniger ausschlaggebend zu sein. Entscheidend ist die wirksame Gesamtzahl zum Beispiel an Laktobazillen oder Bifidobakterien. Wie setzt man Probiotika bei Säuglingen und Kleinkindern ein? Bei leichten Problemen wie gelegentlichen Koliken, Schrei­ phasen oder generell als Prävention kann man sich therapeutisch an der physiologischen Besiedlung orientieren. Dazu zählen Prä­ parate mit Escherichia coli und Bifidobakterien sowie Laktobazil­ len. Eine bewährte Kombination, die bei regelmäßiger Einnahme direkt nach der Geburt präventiv wirkungsvoll ist: ▪ 1.–10. Tag: Escherichia­coli­Präparat: zum Beispiel Mutaflor Suspension), 10 × 1 ml ▪ 11.–42. Tag: Kombination aus Bifidobakterien und Laktobazil­ len: zum Beispiel Lactobact Baby Tropfen, tgl. 20 Tr. oral Präbiotika Bei Präbiotika handelt es sich um nahezu unverdauliche Nah­ rungsmittelbestandteile. Solche langkettigen Kohlenhydrate kön­ nen vom Körper nicht aufgespalten werden und gelangen unver­ daut in den Dickdarm. Dort dienen sie der autochthonen Mikrobi­ ota als wichtiges Nahrungssubstrat. Die Bakterien Akkermansia muciniphila und Faecalibacterium prausnitzii profitieren beson­ ders davon. Sie produzieren über die Verstoffwechselung von Prä­ biotika wertvolle kurzkettige Fettsäuren (Buttersäure, Essigsäure, Propionsäure), welche für eine dichte innere Mukusschicht und eine gesunde Darmschleimhaut sorgen. Normalerweise erfolgt in der frühkindlichen Ernährung die Versorgung mit präbiotischen Faktoren optimal über die Mutter­ milch. Flaschenmilch, auch hypoallergenen und adaptierten Zu­ bereitungen fehlen solche Faktoren. Die Darmmikrobiota des ge­ stillten Kindes unterscheidet sich daher deutlich von der des mit Flaschenmilch ernährten Kindes. Besonders auffällig ist die gerin­ gere Präsenz von Säuerungskeimen sowie die vermehrte Ansiede­ lung von potenziellen Fäulniskeimen. Dadurch ist der Stuhl­pH­ Wert häufig zu basisch und ermöglicht ein pathogenes Milieu. Der Mangel an kurzkettigen Fettsäuren verändert die Darmschleim­ haut und deren Motilität. Nicht selten haben daher Flaschenkin­ der neben Koliken auch eine deutlich trägere Verdauungsleistung. Bei diesen Säuglingen kann der Stuhlgang durch Zusatz von Hafer­ schleim zur Flaschenmahlzeit reguliert werden. Bei leichter Ver­ Diagnostik und Behandlung DHZ PRAXIS 27 stopfung sollte am Anfang ein Zehntel des Flascheninhalts zuge­ setzt werden. Bei starker Verstopfung ein Fünftel. Ab dem 6. Mo­ nat kann die pflanzliche Kombination aus Manna­Esche, Pflau­ men, Apfelsaft, Malve und den löslichen Ballaststoffen Apfelpek­ tin und Inulin eine natürliche Hilfe sein (zum Beispiel CasaSana FreeLaxan KIDS, Fa. HLH BioPharma). Synbiotika und Postbiotika Synbiotika sind Kombinationen aus Probiotika und Präbiotika. Sie vereinen die einzelnen therapeutischen Vorteile. Ob die Kombina­ tion in einer Formulierung jedoch besser ist als die Gabe von Ein­ zelpräparaten, muss im Einzelfall geprüft werden. Bei Einzelprä­ paraten kann die Dosierung für das jeweilige Therapieziel besser angepasst werden als bei Synbiotika. Je nach Therapieziel (Schleimhautregeneration oder Modulation der Florabestandtei­ le) bedarf es in der Regel individueller Anpassungen. Postbiotika wiederum sind lösliche Produkte, die von lebenden Bakterien durch Fermentation ausgeschieden oder nach bakteri­ eller Auflösung freigesetzt werden. Passende Präparate enthalten dann hochwertige Enzyme, Peptide und organische Säuren wie etwa die rechtsdrehende Milchsäure [2]. Postbiotika zeigen unter anderem aufgrund der chemischen Struktur der Signalmoleküle sowie der langen Haltbarkeit Vorteile gegenüber reinen Probiotika. Als kaskadenfermentiertes Naturprä­ parat (zum Beispiel Rechtsregulat Bio, Fa. Dr. Niedermaier) weisen sie entzündungshemmende, immunmodulatorische, antiprolifera­ tive und antioxidative Aktivitäten auf, weshalb sie auch in den Fo­ kus der Kinderheilkunde gerückt sind. Die beobachteten Eigen­ schaften deuten darauf hin, dass Postbiotika zur Verbesserung der Immunität, Energiegewinnung und Stoffwechselregulation und zum Aufbau der Darmmikrobiota beitragen können [3]. Fallbeispiel Der Weg meines kleinen Patienten ins Leben war nicht einfach. Die Mutter erlitt eine schwere Infektion im letzten Trimenon. Trotz stationärer Antibiose musste er frühzeitig in der 34. Schwangerschaftswoche per primärer Sectio entbunden werden. Er wurde 12 Tage auf der Intensivstation betreut und stabilisierte sich recht zügig. Leider konnte die Mutter aufgrund der zeitweili­ gen Trennung nicht voll stillen. Die Muttermilchbildung war auf­ Abb. 2 Quelle: Markus Opalka Opalka M. Die Geburt der Darmmikrobiota. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 24–28 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

HPA Prüfungstrainer DHZ PRAXIS 29 Dieser Artikel ist online zu finden: http://dx.doi.org/10.1055/a-1648-1919 Prüfungsthema: Schleimhaut Liebe Heilpraktikeranwärter – mit diesen Karteikarten wollen wir Sie bei der Vorbereitung auf die mündliche Heilpraktikerprüfung unter- stützen. Viel Erfolg beim Lernen wünscht Ihnen HP Eva C. Schmid! FRAGE Welche exokrinen Zellen der Magen- schleimhaut kennen Sie? Was ist/sind deren Funktion(en)? FRAGE Welche Auswirkung hat das Rauchen auf die Bronchialschleimhaut? FRAGE Nennen Sie mindestens 5 Symptome einer Endometriose! FRAGE Die beiden häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkran- kungen (CED) sind die Colitis ulcerosa (CU) und der Morbus Crohn (MC). Sie weisen viele Gemeinsamkeiten wie Bauch- schmerzen, Übelkeit, Durchfälle oder extraintestinale Symp- tomatiken, beispielsweise Gelenkbefall oder Hautverände- rungen, auf. Nennen Sie 3 Unterschiede im Befalls- muster! FRAGE Eine 57-jährige Patientin klagt über eine seit gestern beste- hende Pollakisurie sowie Brennen beim Wasserlassen. In der Vergangenheit traten bereits Blasenschleimhautentzündun- gen auf, bei denen Colibakterien nachgewiesen wurden. Sie führen daraufhin eine Urinuntersuchung mittels eines Com- bur-9-Urinteststreifens durch. Welche Ergebnisse erwarten Sie? FRAGE Nennen Sie 5 Ursachen für eine chemisch induzierte Gastritis (Typ C-Gastritis)! HPA Prüfungstrainer. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 29–30 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Wissensquiz DHZ PRAXIS 31 Was wissen Sie über … Schleimhaut? Liebe Leser, testen Sie Ihr Wissen und frischen Sie Ihre Kenntnisse auf. Bitte kreuzen Sie jeweils eine Antwort an. Viel Spaß beim Beantworten wünscht Ihnen HP Eva C. Schmid! Frage 1: Welche der folgenden Aussagen zur Stomatitis treffen zu? 1. Stomatitis tritt gehäuft im Rahmen einer Therapie mit Zytostatika auf. □ b Die Mundschleimhaut besteht aus einschichtigem Plattenepithel. □ c Schleimhäute können Antikörper □ c Aussagen 2, 3 und 5 sind richtig. □ d Aussagen 1, 3, 4 und 5 sind richtig. □ e Aussagen 2, 3, 4 und 5 sind richtig. absondern. 2. Die Stomatitis aphthosa wird durch □ d Östrogen fördert den Abbau der Parainfluenzaviren hervorgerufen. 3. Die Stomatitis aphthosa tritt in der Gebärmutterschleimhaut. □ e Der Locus Kiesselbachi ist eine Regel erstmalig im Erwachsenenalter auf. gefäßarme Schleimhaut im hinteren, oberen Teil der Nase. 4. Stomatitis kann durch Eisenmangel verursacht werden. 5. Bei einer Soor­Stomatitis finden sich weiße Beläge. □ a Aussagen 1, 3 und 4 sind richtig. □ b Aussagen 1, 4 und 5 sind richtig. □ c Aussagen 1, 2, 3 und 5 sind richtig. □ d Aussagen 1, 3, 4 und 5 sind richtig. □ e Alle Aussagen sind richtig. Frage 2: Welche der folgenden Aussa- gen zu Schleimhäuten trifft zu? □ a Die Colonschleimhaut besitzt mehr Zotten als die Dünndarmschleimhaut. cken“ bezeichnet. e. Richtig. Sie werden als „Koplik­Fle­ des Abkratzens bluten. Pseudomembranen, die beim Versuch d. Falsch. Hier finden sich grau­weiße verursacht. humane Herpesviren (Typ 6 oder 7) Exanthema subitum) wird durch c. Falsch. Roseola infantum (auch bereich. schen Veränderungen im Mund­ b. Falsch. Sie zeigen keine charakteristi­ muqueuses (rötliche Papeln). a. Falsch. Hier finden sich Plaques Frage 4: Antwort e schmerzen. Angioödeme sind kolikartige Bauch­ 5. Richtig. Das Leitsymptom viszeraler mittelten Angioödem. dem Bradykinin­ und Histamin­ver­ Frage 3: Welche der folgenden Aussa- gen zum Angioödem (Quincke-Ödem) treffen zu? 1. Führt typischerweise zur Gewichtszu­ nahme. 2. Kann hereditär verursacht sein. 3. Kann mit einer Makroglossie einher­ gehen. 4. Ist oftmals Bradykinin­vermittelt. 5. Kann im Gastrointestinaltrakt auftreten. □ a Aussagen 1, 2 und 4 sind richtig. □ b Aussagen 2, 4 und 5 sind richtig. Kopfbereich lokalisiert. 3. Richtig. Angioödeme sind oft im auf. vererbt. Die Ödeme treten episodisch Angiödem wird autosomal­dominant 2. Richtig. Die Neigung zum hereditären Herzerkrankungen zu beobachten. Ödeme ist vor allem bei Nieren­ oder 1. Falsch. Gewichtszunahme durch Frage 3: Antwort e unteren Teil der Nase. gefäßreiche Schleimhaut im vorderen, e. Falsch. Es handelt sich um eine Endometriums. d. Falsch. Es fördert den Aufbau des um Immunglobulin A. c. Richtig. Dabei handelt es sich vorrangig gem Plattenepithel. 4. Richtig. Man unterscheidet zwischen b. Falsch. Sie besteht aus mehrschichti­ Wissensquiz. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 31 | © 2022. Thieme. All rights reserved. Frage 4: Bei welcher Infektionskrank- heit tritt typischerweise vor dem Exanthem ein Enanthem auf, und zwar in Form von kleinen weißlichen Stippchen der Wangenschleimhaut mit leicht gerötetem Hof in Höhe der oberen und unteren Backenzähne? □ a Syphilis □ b Röteln □ c 3­Tage­Fieber □ d Diphtherie □ e Masern Dieser Artikel ist online zu finden: http://dx.doi.org/10.1055/a-1648-2000 befinden sich im Colon keine Zotten. a. Falsch. Im Gegensatz zum Dünndarm Frage 2: Antwort c kung. Beispiel im Rahmen einer AIDS­Erkran­ Auftreten durch Immunschwäche, zum sind Candida­Hefen. Begünstigt wird das 5. Richtig. Am häufigsten verantwortlich Mangel können Ursache sein. wie Eisen­, Vitamin­B­ oder Vitamin­C­ 4. Richtig. Diverse Mangelerscheinungen HSV­1 auf. Kindesalter bei der Erstinfektion mit 3. Falsch. Erstmalig tritt sie meist im Typ 1 (HSV­1) hervorgerufen. 2. Falsch. Sie wird durch Herpes simplex als auch Strahlentherapie gehäuft auf. sowohl als Nebenwirkung von Chemo­, aber auch anderer Schleimhäute treten 1. Richtig. Entzündungen im Mundbereich, Frage 1: Antwort b

Grundlagen DHZ PRAXIS 33 oder Gastritiden. Dyspepsie kennzeichnet sich als Symptomkom­ plex durch unterschiedliche Beschwerdebilder wie Übelkeit, Sod­ brennen, Völlegefühl und Schmerzen im Oberbauch. Halten die Beschwerden länger als 12 Wochen an oder treten immer wieder auf, ohne dass eine Erkrankung gefunden wird, spricht man von einer funktionellen Dyspepsie oder einem Reizmagen. Dieser be­ trifft, vor allem aufgrund moderner Lebens­ und Ernährungswei­ se, etwa ein Drittel der Bevölkerung. Die Diagnose erfolgt nach dem Ausschlussverfahren: Wenn keine anderen Ursachen gefun­ den werden, wie etwa eine Gastritis (die nicht Gegenstand der Empfehlungen dieses Beitrags ist, siehe Kasten „Exkurs: Merkma­ le einer Gastritis“) oder ein Geschwür, bleibt der Reizmagen „üb­ rig“. Stress, Wut, Trauer: Emotionale Ursachen gereizter Magenschleimhaut Emotionen und Reaktionen des Körpers sind untrennbar mitein­ ander verbunden. Unser Magen­Darm­Trakt ist durchzogen von einem komplexen Geflecht aus Nervenzellen, dem sogenannten Enterischen Nervensystem (ENS). Es besitzt mit ca. 100 Millionen 4­ bis 5­mal so viele Neuronen wie das Rückenmark, kann voll­ ständig autonom arbeiten, unterliegt aber den Einflüssen von Sympathikus und Parasympathikus. Zu den wichtigsten Neuro­ transmittern innerhalb des Enterischen Nervensystems zählt Se­ rotonin. Etwa 95 % der gesamten Serotoninmenge im Körper wird im Magen­Darm­Trakt gespeichert und hat unter anderen einen Einfluss auf die Peristaltik des Darmes. Durch Stress oder Emotio­ nen wie Wut oder Trauer wird der Sympathikus aktiviert und kann eine verstärkte Magensäureproduktion auslösen. Die ständig HINTERGRUNDWISSEN Exkurs: Merkmale einer Gastritis Bei einer Gastritis handelt es sich um eine Entzündung der Magen- schleimhaut. Man unterscheidet eine akute von einer chronischen Form. Erstere steht meist in Zusammenhang mit einer magenbelas- tenden Situation wie übermäßigem Essen, exzessivem Alkoholkon- sum, Stress oder Medikamenteneinnahme. Bei einer chronischen Gastritis sind die Beschwerden meist unspezifisch, entwickeln sich langsamer und dauern über Monate bis Jahre an. Entsprechend den häufigsten Ursachen unterscheidet man drei Typen chronischer Gastritis: ■ Typ A: autoimmun (selten, keine Beschwerden, Vitamin B12 muss häufig substituiert werden) ■ Typ B: bakteriell (häufigste Form, ausgelöst meist durch Helicobac- ter pylori) ■ Typ C: chemisch (ausgelöst durch Medikamente wie nichtsteroida- le Antirheumatika, Rauchen, Alkohol, reizstoffreiche Ernährung) Die Diagnose erfolgt mittels Magenspiegelung (Gastroskopie), beglei- tet durch Stuhl- und Blutuntersuchungen.

Grundlagen DHZ PRAXIS 35 m o c . e b o d a . k c o t s / a r e H i r i J © In einer magenfreundlichen Ernährung können verdauungsför- Abb. 2 dernde Kräuter wie Basilikum eingesetzt werden, um den Geschmack von Speisen zu verfeinern. Dadurch lässt sich auch Salz einsparen. © Jiri Hera/stock.adobe.com milch, Kefir, Quark oder Käse. Sind – häufig aufgrund ansonsten energiereduzierter Ernährung – kalorienreiche Zutaten erforder­ lich, bieten sich fettreiche Hartkäsesorten wie Parmesan oder Bergkäse an sowie Mascarpone, Sahne oder Schmand, wobei die individuelle Verträglichkeit und Menge durch vorsichtiges Aus­ probieren getestet werden sollte. Nüsse und Samen als Nährstoffcluster Nüsse und Samen liefern viele essenzielle Amino­ und Fettsäuren und sind aus der vegetarischen und veganen Ernährung nicht mehr wegzudenken. Aufgrund der harten Konsistenz sind sie je­ doch für manche Betroffene schwer verträglich. Besser eignen sie sich dann in vermahlener Form oder als Nussmus. Besonders be­ währt haben sich Walnüsse, Macadamianüsse, Haselnüsse und Mandeln. Getränke anpassen Auch flüssige Nahrung soll dem Körper angepasst werden. So sieht eine magenfreundliche Ernährung Getränke warm oder zimmer­ warm vor statt kühlschrankkalt oder eisgekühlt (starke Kälte oder Hitze reizen den Magen). Hier eignen sich vor allem stilles Wasser oder Kräutertees – Kaffee hingegen nur in kleinen Mengen, da er auf den Magen als Reizfaktor und Säurelocker wirkt. Gesüßte Ge­ tränke wie Limonaden, Eistee oder Milchmischgetränke empfehlen sich aufgrund ihres Zuckergehalts nicht. Alkohol sollte komplett ge­ mieden werden, da er die Magenschleimhaut reizt. Aus der Patientenakte Eine Patientin, Mitte 60, suchte therapeutischen Rat, weil sie schon lange unter wiederkehrendem Magendruck, Sodbrennen

Patienteninformation DHZ PRAXIS 37 Was ist ein Reizmagen und was kann helfen? ▪ scharfes Anbraten mit viel Fett ▪ geräucherte oder frittierte Speisen ▪ sauer eingelegte Lebensmittel ▪ Rohkost – hierbei ist die individuelle Verträglichkeit zu beachten, Rohkost kann gut oder schlecht verträglich sein. Des Weiteren ist es meist ratsam, Porti­ onsgrößen zu verringern und eher mehre­ re kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Weitere Hinweise Bei Reizmagen­Beschwerden kann der be­ handelnde Heilpraktiker oder Arzt weiter­ helfen. Wenn die Anpassung des Lebens­ stils nicht hilft, um Reizmagen­Beschwer­ den ausreichend zu lindern, kann auch eine medikamentöse Behandlung erfol­ gen. Diese kann schulmedizinisch oder naturheilkundlich sein. Hierbei sollten an­ dere Ursachen für die Symptome ausge­ ● schlossen sein. Dieser Artikel ist online zu finden: http://dx.doi.org/10.1055/a-1648-1874 Quelle [1] Haufe K, Kaltner U. Reizmagen. Wenn alles auf den Magen schlägt. Stuttgart: Trias; 2021 Mit den besten Grüßen überreicht: Praxisstempel / Unterschrift Liebe Patientin, lieber Patient, Sie haben sicherlich schon einmal von dem Beschwerdebild „Reizmagen“ gehört. Doch was genau ist darunter zu verstehen, und was sind mögliche Einflussfaktoren? Und: Was kann helfen? Typische Symptome Bei einem Reizmagen können unter­ schiedliche Symptome auftreten, bei­ spielsweise Sodbrennen, Übelkeit, Magen­ schmerzen, Druck im Oberbauch, Übel­ keit, Völlegefühl, Appetitlosigkeit und Blä­ hungen. Reizmagen – Wenn andere Ursachen ausgeschlossen sind Die Diagnose Reizmagen erfolgt meist durch ein Ausschlussverfahren. Das heißt, dass die Beschwerden auf keine andere Ursache zurückzuführen sind. Hierfür müssen Erkrankungen wie ein Magenge­ schwür, die Refluxkrankheit, Gallensteine und eine Bauchspeicheldrüsenentzün­ dung ausgeschlossen werden. Damit ist auch sichergestellt, dass keine andere not­ wendige Behandlung ausbleibt. Jedoch können nicht nur Erkrankungen ursäch­ lich sein. Auch einige Medikamente kön­ nen eine gereizte Magenschleimhaut ver­ ursachen und dadurch zu entsprechenden Symptomen führen. Ist die Suche nach möglichen anderen Ursachen erfolglos und treten die Be­ schwerden bereits mindestens 3 Monate wiederholt auf, kann die Diagnose Reiz­ magen erfolgen. Mögliche Ursachen Auch wenn die Diagnose durch Ausschluss anderer Erkrankungen erfolgt, hat auch ein Reizmagen Ursachen. Diese können zum einen körperlich sein. Reizmagen­Betroffene haben oft ein zu empfindliches Nervensystem im oberen Magen­Darm­Trakt. Dadurch ist der Ma­ gen insbesondere gegenüber Magensäure zu empfindlich, was zu Unwohlsein führen kann. Eine weitere körperliche Ursache kann eine verminderte Magenbeweglich­ keit sein. Hierbei verbleibt die Nahrung zu lange im Magen. Auch wenn Gallenflüssig­ keit in den Magen fließt, kann es zu Reiz­ magen­Beschwerden kommen. Zum anderen spielt der Lebensstil eine wichtige Rolle. Insbesondere Stress, Schlaf­ und Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol und eine ungünstige Ernährung können einen Reizmagen begünstigen. Im nächs­ ten Abschnitt erfahren Sie etwas mehr zur Ernährung. Ernährung bei Reizmagen- Beschwerden Die Ernährung spielt bei Reizmagen eine wichtige Rolle. Eine geeignete Lebensmit­ tel­ und Zubereitungswahl kann sehr hilf­ reich sein. Oftmals ist nicht eindeutig, welche Le­ bensmittel Beschwerden auslösen. Ein Er­ nährungstagebuch und die Rücksprache in einer Ernährungsberatung können hier Aufschluss geben. Unabhängig von individuellen Auslö­ sern ist eine allgemein magenschonende Kost hilfreich. Eher ungeeignet sind hier­ bei insbesondere: ▪ sehr fettige Nahrungsmittel ▪ blähende Nahrungsmittel wie Kohl und Hülsenfrüchte ▪ scharfe Gewürze ▪ Genussmittel wie Kaffee, Schwarztee und Alkohol ▪ Zitrusfrüchte ▪ säurereiche Säfte wie Orangen­, Grapefruit­ und Apfelsaft ▪ Limonaden wie Cola Auch die Zubereitungsart spielt eine wichtige Rolle und kann mehr oder weni­ ger magenfreundlich sein. So sind folgende eher ungünstig für eine magenschonende Kost: Patienteninformation. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 37 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Diagnostik DHZ PRAXIS 39 TABELLE 1 Klassischer Untersuchungsgang bei Verdacht auf Erkrankungen des Atemapparats Befund Untersuchungsschritte Alpha 1­Antitrpysin spezifische Symptome: ■ Husten (mit/ohne Auswurf, Therapieresistenz, Lageab- Inspektion/Anamnese: ■ Thorax; Rippen (zum Beispiel Fassthorax); Halsvenenstau; Hypoxiezeichen: hängigkeit, Tageszeitenabhängigkeit, Auslöser etc.) Zyanose, Trommelschlegelfinger, Uhrglasnägel ■ Auswurf (Farbe; Menge; Beimengungen, vor allem Blut; ■ Atemfrequenz-/typ (siehe Abschnitt „Vor der Untersuchung: Patienten inspizieren“), typische Schonhaltung Auskultation (siehe Tabelle 3): ■ physiologische Atemgeräusche ■ pathologische Atemgeräusche ■ Infiltrationszeichen unter anderem: ■ Perkussion ■ Palpation ■ Körpertemperaturmessung ■ Pulsoxymetrie Labor, zum Beispiel: ■ Entzündungsparameter (unspezifisch), IgE ■ Blutgasanalyse ■ Sputumuntersuchung (nur bei konkreter Indikation) bildgebende Verfahren/apparative Diagnostik: ■ Lungenfunktionstest ■ Röntgen, CT, MRT ■ Bronchoskopie, Biopsie Konsistenz) ■ Dyspnoe (Belastung, Ruhe, Orthopnoe) ■ Zyanose nach Befundlage: weitere körperliche Untersuchungen nach Befundlage: Erhärtung/Bestätigung im Labor nach Befundlage: Erhärtung/Bestätigung durch bildgebende Verfahren/appa- rative Diagnostik TABELLE 2 Sekret aus der Nase und bei Husten Art des Sekrets Hinweis auf (Beispiele) schleimig gelbgrün, eitrig bakterieller Infekt (Rhinitis, Sinusitis, Laryngitis, Pharyngitis, Bronchitis) klar, zäh viraler Infekt, allergische Rhinitis, Asthma bronchiale wässrig blutig grau viraler Infekt, allergische Rhinitis hämorrhagische Diathese, Hypertonie, Malignome, schwere Infekte Verschmutzung der Atemwege (zum Beispiel durch Stäube), Silikose, Raucher- husten und MRT/CT gesichert sowie ergänzt durch spezifische Tests (zum Beispiel eine Lungenfunktionsprüfung). Der klassische Untersuchungsgang, wenn ein Verdacht auf eine Erkrankung des Atemapparats besteht, ist in Tabelle 1 skizziert. Im Fokus: Untere Atemwege und Pleuren Anlass für eine Untersuchung der unteren Atemwege und Pleuren können verschiedene Leitsymptome geben. Weitere Hinweise gibt die Anamnese. Herzog M, Sengebusch J. Genau hingehört. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 38–43 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Diagnostik DHZ PRAXIS 41 ▪ Hypoventilation: flache Atmung; Vorkommen bei/Hinweis auf zum Beispiel: Schmerzen, Parasympathikotonus, Atemde­ pression ▪ Hyperpnoe/Hyperventilation: rasche und tiefe Atmung, Vorkommen bei/Hinweis auf zum Beispiel: körperliche Anstrengung, Sympathikotonus, Pneumonie, Hypoxie Auskultation von Thorax und Lunge Indikationen für die Auskultation sind Verdacht auf Erkrankungen der Bronchien, Lungen und Pleuren sowie des Herzens. Die Auskultation des Thorax ist grundlegend für die Befun­ dung von Erkrankungen des Atemapparats. Sie muss mit besonde­ rer Sorgfalt und auf Basis guter Kenntnisse in der Pathophysiolo­ gie und Anatomie durchgeführt werden. Der Auskultation gehen immer eine sorgfältige Anamnese und die Inspektion des Thorax voraus. Ein Video (Quelle: Sengebusch J, Herzog M. Intensivtrai­ ning körperliche Untersuchung und Diagnostik für Heilpraktiker. Stuttgart: Haug; 2021. Video: Quelle: teamWerk, Stuttgart) zum Untersuchungsablauf der Auskultation ist über den QR­Code im Kasten „Weg zum Film“ abrufbar. Durchführung Zur Untersuchung kann der Patient stehen oder aufrecht sitzen. Der Oberkörper ist vollständig entkleidet und Schmuck (wie eine Halskette, die Störgeräusche erzeugen könnte) ist abgelegt. Merke: Wenn ein Patient „es besonders gut machen“ möchte, atmet er möglicherweise zu stark oder zu schnell. Dies kann eine Hyperventilation hervorrufen! Weisen Sie gefährdete Patienten darauf hin. Beginnen Sie mit der Auskultation dorsal und an den Lungen­ spitzen. Bedenken Sie dabei, dass sich die Lungenspitzen sehr weit oben im Thorax befinden können. Setzen Sie das Stethoskop nacheinander an 8–10 Punkten der Thoraxwand auf (siehe Abbildung 1a). Auskultieren Sie grundsätzlich seitenvergleichend. Ob Sie je­ weils auf einer Ebene von links nach rechts oder treppenförmig auskultieren, bleibt Ihnen überlassen. Stoßen Sie auf einen Befund, auskultieren Sie in der entspre­ chenden Region engmaschiger. Auskultieren Sie anschließend den Thorax auch von ventral (siehe Abbildung 1b) und – aufgrund der besonderen Lage des Mittellappens der rechten Lunge – rechts von lateral, also mit mehreren Punkten auf der Axillarlinie. Mögliche Fehler bei der Auskultation Versuchen Sie unbedingt, jegliche Nebengeräusche zu vermeiden, die Ihren Befund beeinträchtigen können. Das können sein: ▪ Kratzgeräusche von Kleidungsstücken oder Schmuck ▪ Schabegeräusche der Hände auf der Haut, wenn der Patient die Arme vor der Brust verschränkt hat Bitten Sie den Patienten, zu husten, bevor Sie mit der Untersu­ chung beginnen. Damit löst sich eventuell vorhandenes zähes Se­ kret in den Atemwegen. ▪ Haare des Patienten, wenn sie mit dem Stethoskop in Berührung kommen. Sie verursachen häufig ein lautes Knacken. Fordern Sie den Patienten auf, etwas forciert beschleunigt, aber gleichmäßig mit leicht geöffnetem Mund ein- und auszuat­ men. WEG ZUM FILM Mit einem Tablet oder Smartphone können Sie die- sen QR-Code einscannen. Sie bekommen dann ei- nen Link angezeigt. Klicken Sie den Link an. Er bringt Sie als Abonnent der DHZ zur Onlineversion des Beitrags. Klicken Sie nun den Reiter „Volltext“ an und scrollen Sie den Beitrag bis zum Ende her- unter. Das Video ist am Ende des Beitrags eingebettet. Sollten Sie auf dem Tablet oder Smartphone noch nicht als Abonnent angemeldet sein, gibt es einen kleinen Zwischenschritt: In dem Fall müssen Sie Benutzername und Passwort eingeben, nachdem Sie den Reiter „Voll- text“ angeklickt haben. Für alle Geräte von Apple finden Sie kostenlo- se QR-Code-Scanner im App-Store, für Android-Geräte entsprechend bei Google Play. Wenn Sie kein Smartphone besitzen, können Sie den Film dennoch anschauen. Geben Sie alternativ die Internetadresse ein, die am Ende des Beitrags unter dem Hinweis „Dieser Beitrag ist online zu finden: …“ angegeben ist. Sie gelangen dann ebenfalls zur Onlineversion des Beitrags und gehen wie oben beschrieben vor. ▪ Nebengeräusche durch Zittern, wenn der Untersuchungsraum für den Patienten nicht warm genug ist Gehen Sie außerdem nicht zu hastig vor und bedenken Sie, dass Sie Atemwegs­ und Lungenbefunde nur erhalten, während der Pa­ tient atmet. Physiologische und pathologische Atemgeräusche Grundsätzlich unterscheidet man zwischen physiologischen (sie­ he Abbildung 2a) und pathologischen Atemgeräuschen (siehe Ab­ bildung 2b). Folgende Atemgeräusche sind physiologisch: ▪ Tracheal­ und Bronchialatmen als zentrales Atemgeräusch ▪ Vesikulär­, Bläschen­ oder Alveolaratmen als peripheres Atemgeräusch ▪ Zwischenstufen zentraler und peripherer Atemgeräusche Die wichtigen pathologischen Atemgeräusche, die Sie bei der Aus­ kultation hören können, sind folgende: ▪ Rasselgeräusche unterschiedlicher Qualität ▪ Krepitationen, also Knistern (auch als Knisterrasseln bezeichnet) ▪ forciertes, also verstärktes, Atemgeräusch ▪ abgeschwächtes oder aufgehobenes Atemgeräusch ▪ Stridor (Pfeifen) ▪ amphorisches Atmen (auch als Kavernenatmen oder Flaschenhalsatmen bezeichnet) Herzog M, Sengebusch J. Genau hingehört. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 38–43 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Diagnostik DHZ PRAXIS 43 Trachealatmen Bronchotrachealatmen Bronchialatmen zentrales Atemgeräusch Bronchovesikuläratmen Vesikuläratmen Bläschen-, Alveolaratmen peripheres Atemgeräusch inspiratorischer Stridor trockene, grobblasig- feuchte RG AG AG exspiratorischer Stridor feuchte, feinblasige RG Krepitation Pleurareiben Kavernen- atmen Abb. 2a + b Physiologische (a) und pathologische (b) Atemgeräusche bei der Auskultation /AG=Atemgeräusche, RG=Rasselgeräusche). Quelle: Sengebusch J, Herzog M. Intensivtraining körperliche Untersuchung und Diagnostik für Heilpraktiker. Stuttgart: Haug; 2021 ▪ verstärkte Bronchophonie ▪ ausgedehntes Bronchialatmen (Projektion des zentralen Atmens in die Peripherie) ▪ Reibegeräusche („Lederknarren“, „Schneeballknirschen“) Eine Übersicht über die Auskultationsbefunde an Lunge und Atemwegen zeigt Tabelle 3. Zusatzuntersuchung: Bronchophonie Die Bronchophonie ist ein einfaches Verfahren, das Hinweise auf die Dichte des Lungengewebes gibt. Eine Indikation zur Durchfüh­ rung einer Bronchophonie ist der Verdacht auf eine Pneumonie. Durchführung: ▪ Fordern Sie den Patienten auf, mit möglichst hochfrequenter, also zischend­flüsternder Stimme, das Wort „Sechsundsech­ zig“ mehrmals hintereinander ruhig auszusprechen. ▪ Auskultieren Sie dabei die Lungen. ▪ Bewertung: ▪ Über verdichtetem Gewebe, zum Beispiel bei einer Pneumo­ nie, hören Sie das Gesprochene lauter. ▪ Über größeren Luftansammlungen, zum Beispiel beim Emphysem oder einem Pneumothorax, nehmen Sie es leiser wahr. Weitere Schritte Nach der Inspektion und Auskultation der Lunge würden die Per­ kussion und Palpation zur weiteren Abklärung folgen. Siehe hier­ zu zum Beispiel S. 79 in der DHZ 3/2018 und S. 45 in der DHZ ● 4/2018. Dieser Artikel ist online zu finden: http://dx.doi.org/10.1055/a-1714-2607 HP JÜRGEN SENGEBUSCH Jürgen Sengebusch ist Heilpraktiker. Als Dip- lom-Pädagoge blickt er u. a. auf langjährige gesundheitspädagogische Arbeit in unter- schiedlichen bundesweiten Einrichtungen und Verbänden zurück. Er ist Autor u.a. eini- ger Bücher und vieler DHZ-Artikel im Haug- Verlag. Als Dozent arbeitet er seit ca. 20 Jah- ren an der Hufeland-Schule Senden und be- treibt zudem eine umfangreiche Online-Lernplattform zur Vorbereitung auf die Heilpraktikerüberprüfung. E-Mail: info@artuweise.de; info@heilpraktikerlernzentrum.de HP MICHAEL HERZOG Michael Herzog ist Diplom-Theologe und Heilpraktiker. Seit 1988 ist er in eigener Pra- xis tätig. Er ist Autor u.a. einiger Bücher und vieler DHZ-Artikel im Haug-Verlag. Seit 1991 Referent in der Heilpraktikerausbildung. Er ist Gründer und Leiter der Hufeland-Schule Senden. E-Mail: michael.herzog@hufelandschule.de Herzog M, Sengebusch J. Genau hingehört. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 38–43 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Behandlung DHZ PRAXIS 45 Die gängigste Zubereitung ist ein Tee aus Eibischblättern bezie­ hungsweise ­wurzeln. Dazu werden 1–2 g zerkleinerte Eibisch­ blätter oder 5 g zerkleinerte Eibischwurzeln mit ca. 150 ml ko­ chendem Wasser übergossen und nach 10 min abgeseiht. Da die Eibischwurzeln einen höheren Gehalt an Stärke und Pektinen aufweisen, gibt es auch die Möglichkeit, die Wurzeln als Kaltauszug zuzubereiten. Dazu werden die zerkleinerten Wurzeln mit 150 ml kaltem Wasser übergossen und unter häufigem Um­ rühren 1–2 Stunden stehen gelassen. Danach wird abgeseiht und das Mazerat vor dem Trinken kurz zum Sieden erhitzt. Da die reizmildernden Schleimstoffe vom Speichel immer wie­ der weggespült werden, ist es sinnvoll, mehrmals täglich einen Ei­ bischtee zuzubereiten und schluckweise zu trinken. Eibischwurzeln gibt es auch als Fertigpräparat: Phytohustil Si­ rup und Pastillen (Fa. Bayer). Bei produktivem Husten: Expektoranzien Von einem produktiven Husten spricht man, wenn die Infektion bereits einen „Etagenwechsel“ nach unten in die Bronchien voll­ zogen hat und zähen, festsitzenden Schleim produziert. Die Be­ handlung eines solchen Hustens zielt darauf, den Schleim aus den Atemwegen nach draußen zu befördern. Denn im festsitzenden Schleim siedeln gerne Bakterien an und vermehren sich dort. Des­ halb kann zusätzlich zu einer viralen Infektion der Bronchien eine bakterielle Superinfektion mit einem dicken, gelblich­grünen Hustensekret entstehen. Bei produktivem Husten werden sogenannte Expektoranzien, auswurfsfördernde Heilpflanzen, eingesetzt. Diese enthalten als Wirkstoffe meist Saponine oder ätherische Öle. Saponine Saponinhaltige Heilpflanzen besitzen seifenähnliche Eigenschaf­ ten und schäumen in wässrigen Lösungen. Sie mindern die Ober­ flächenspannung von Flüssigkeiten und entfalten so ihre reini­ gende Wirkung. Saponine können resorbiert werden. Ihr Wirk­ mechanismus bei Husten hängt mit dem gastropulmonalen Re­ flex zusammen. Durch Reizung der Magenschleimhaut wird über den Nervus vagus die Bronchialschleimhaut angeregt, dünnflüssiges Sekret zu produzieren, was den festsitzenden Schleim in den Bronchien verdünnt. Nebst dieser sekretolyti­ schen Wirkung werden gleichzeitig die Viskosität des Bronchial­ schleims herabgesetzt (mukolytische Wirkung) und die Flim­ merhärchen (Zilien) dazu angeregt, den nun dünnflüssigeren Schleim effizienter aus den Bronchien zu befördern (sekretomo­ torische Wirkung). Zubereitung und Einnahme: Saponine sind wasserlösliche In­ haltsstoffe und eignen sich daher bestens zur Teezubereitung. Aber auch wässrig­alkoholische Lösungen wie Tinkturen sowie Fertigpräparate sind mögliche Alternativen. Nebenwirkungen: Saponine sind nicht besonders gut verträglich (Ausnahme: Saponine im Süßholz) und können daher innerlich eingenommen die Magenschleimhaut reizen. Bei längerer Einnah­ Abb. 1 Eibisch: hier mit Blüte im Fokus, gut erkennbar ist auch die filzi- ge Behaarung der Blätter. Medizinisch verwendet werden die Blätter (Althaeae folium) und die geschälte, weiße Eibischwurzel (Althaeae ra- dix). Quelle: Cornelia Stern Schleimstoffhaltige Heilpflanzen bei Reizhusten Zu den Schleimstoff­Drogen, die bei Reizhusten eingesetzt wer­ den, gehören beispielsweise Isländisches Moos, Königskerzenblü­ ten, Malvenblüten und ­blätter, Lindenblüten sowie Spitzwege­ richblätter. Eine weitere bei Reizhusten oft verwendete Schleim­ stoff­Droge ist der Eibisch mit seiner Wurzel und den Blättern. Er soll an dieser Stelle etwas genauer unter die Lupe genommen werden, da er mit seinen Wurzeln zu den schleimstoffreichsten Heilpflanzen zählt. Eibisch – Althaea officinalis Der Eibisch ist eine mehrjährige Staude, an der aufgrund ihrer fil­ zigen Behaarung alles samtig­weich ist. An seinem unverzweigten Stängel wachsen eckige, unregelmäßig gezähnte Blätter. Im Som­ mer erscheinen in den Blattwinkeln radiär­symmetrische weiß­ rosa Blüten mit vielen violett gefärbten Staubblättern, die zu einer Röhre, der sogenannten Columna, verwachsen sind. Im Boden bil­ det der Eibisch ein kurzes Rhizom, aus dem sich bis zu 50 cm lan­ ge Wurzeln von grau­brauner Farbe entwickeln. Medizinisch verwendet werden die Blätter (Althaeae folium) und die geschälte, weiße Eibischwurzel (Althaeae radix). Beide machen das Teewasser mit ihren Schleimstoffen weich, wobei die Wurzel zusätzlich noch eine gewisse Süße aufweist. Die Blätter enthalten mit 6–9 % Schleimstoffen deutlich weni­ ger als die Wurzeln, die mit bis zu 20 % zu den reichhaltigeren Schleimstoff­Drogen gehören. Daher haben die Blätter nur eine Monografie der Kommission E erhalten, die Wurzeln hingegen von der Kommission E, der ESCOP und dem HMPC: ▪ innerlich bei Schleimhautreizungen im Mund­ und Rachen­ raum ▪ innerlich bei trockenem Reizhusten ▪ innerlich zur Linderung von Magenbeschwerden Stern C. Heilpflanzen für jeden Husten, DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 44–48 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Behandlung DHZ PRAXIS 47 Abb. 3 Thymian: Medizinisch verwendet wird das Thymiankraut. Quelle: Cornelia Stern Thymian (Thymus vulgaris) Der Echte Thymian ist ein mehrjähriger, verholzender und aroma­ tisch duftender Zwergstrauch. Seine Zweige tragen lanzettliche, ganzrandige Blätter mit nach unten gerolltem Rand. Deren Ober­ seite ist grünlich­grau und auf der Unterseite von weiß­filzigen Haaren bedeckt. Im Sommer bis hin zum Herbst erscheinen am Ende der Stängel kurze Blütenstände mit rosa Blüten. Die Blüten des Spanischen Thymians (Thymus zygis), der ebenfalls verwen­ det wird, sind hingegen weiß. Medizinisch verwendet wird das Thymiankraut (Thymi herba), das ätherisches Öl mit Thymol und Carvacrol, Rosmarinsäure so­ wie Flavonoide enthält. Neben der expektorierenden findet sich auch eine entzündungshemmende und spasmolytische Wirkung, sodass Thymianzubereitungen auch bei Bronchitis und krampfar­ tigem Husten eingesetzt werden können. Alle drei Kommissionen (Kommision E, ESCOP, HMPC) haben dem Thymiankraut eine Mo­ nografie gewidmet mit den Indikationsgebieten: ▪ innerlich als schleimlösendes Mittel (Expektorans) bei erkältungsbedingtem Husten ▪ innerlich bei Symptomen der Bronchitis und des Keuchhus­ tens Mögliche Zubereitungsarten sind ein Infus wie auch die Herstel­ lung einer Tinktur. Bei der Teezubereitung werden 3–4 × tgl. 1–2 g gerebeltes Thymiankraut mit 150 ml heißem Wasser übergossen, zugedeckt 10 min ziehen gelassen und dann abgeseiht. Aus Thymian kann man auch eine Tinktur herstellen, indem zerkleinertes Thymiankraut im Verhältnis 1 : 5 mit Ethanol 70 % v/v übergossen und ca. 2–3 Wochen an einem warmen Ort ausge­ zogen wird. Davon werden 3–4 × tgl. 20­30 Tr. eingenommen. Als Fertigpräparate sind beispielsweise Aspecton Saft und Tropfen (Fa. Hermes), Bronchicum Elixir (mit Schlüsselblume, Fa.

IMPRESSUM DHZ 49 DHZ Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift Verbandsunabhängige Zeitschrift des Karl F. Haug Verlag in Georg Thieme Verlag KG ISSN 1862–2267; Jahrgang 17/2022; Ausgabe 1/2022 Hauptverantwortliche Herausgeberin Elvira Bierbach, Bielefeld Herausgeber Magga Corts, Köln Dr. med. Harald Kämper, Dorsten Siegfried Kämper, Gelsenkirchen Cornelia Stern, Freiburg Die Herausgeber sind nicht verantwortlich für in der Zeitschrift enthaltene Anzeigen und Beilagen sowie die Service-Rubriken „ADVERTORIAL Aus Industrie und Forschung“ und „Forum der Industrie“. Redaktioneller Beirat (Psychologie / Psychotherapie) Reinhard Textor, Duisburg Verlag Karl F. Haug Verlag in Georg Thieme Verlag KG, Rüdigerstraße 14 · D-70469 Stuttgart Tel.: (0711) 89 31-0; Fax: (0711) 89 31-706 www.thieme.de Redaktionsleitung Christian Böser (v.i.S.d.P.) 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Vorzugspreis für Mitglieder der ACON e. V. 48,– € zzgl. Versand und der NVS bzw. SVANAH 57,– € (mit Nachweis). Heilpraktikeranwärter 48,– € zzgl. Versand (mit Nachweis). Preis für ein Einzelheft 27,– €. Inklusive: Freier Zugang zum Online-Archiv der DHZ. Alle Preise inkl. MwSt. Der Abonnementpreis wird im Voraus in Rechnung gestellt. Das Abonnement kann bei Neubestellung innerhalb von 10 Tagen schriftlich durch Mitteilung an den Georg Thieme Verlag, Leserservice, Postfach 300 504, 70445 Stuttgart, widerrufen werden. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs (Datum des Poststempels). Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn keine Abbestellung bis zum 30. September vorliegt. Die Mitglieder des Bundes Deutscher Heilpraktiker e. V. erhalten die Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Institutioneller Jahresbezugspreis: 173,– €. Jährliche Bezugspreise in € (D), unverbindlich empfohlene Preise inkl. der gesetzl. MwSt. (D). 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4 Fachleute – 4 Behandlungsstrategien DHZ PRAXIS 51 Dieser Artikel ist online zu finden: http://dx.doi.org/10.1055/a-1648-1686 3 HP LISA RAUTH E-Mail: info@lisa-rauth.de 4 HP RALF BLUME E-Mail: ralfblume@t-online.de Mikrobiologische Therapie: Schleimhäute sanieren Klassische Homöopathie: Häufig bewährte Mittel Eine chronisch verstopfte Nase gilt als Indikator einer immunolo­ gischen Dysregulation und Schwäche. Daher behandle ich als ers­ tes den Darm als Hauptorgan des Immunsystems, welches mit 400–500 m² die größte Schleimhautoberfläche des Körpers auf­ weist. Ziel ist ein starkes Immunsystem, das sich aller Antigene adäquat erwehrt. Die Behandlung enthält somit 2 Komponenten: die Darmsanierung zur Stärkung des Immunsystems und die The­ rapie der Schleimhäute des HNO­Bereichs. Die nachfolgenden Empfehlungen sind nicht alle gleichzeitig einzunehmen, sondern ggf. selektiv. Eine grundlegende Darmsanierung dauert 6–12 Monate. Wir beseitigen zuerst die Dysbiose mit OMNi­BiOTiC 10 über 1 Mo­ nat 1 Beutel morgens vor dem Essen, anschl. mind. ½ Jahr OMNi­ BiOTiC 6, ebenfalls 1 Beutel morgens vor dem Essen. Entzündun­ gen erfordern über 2 Monate OMNi­BiOTiC SR­9 1 Beutel abends vor dem Essen (alle Präparate Fa. Allergosan) sowie Colibiogen (Fa. Laves) 5 ml/Tag. Anschließend Aufbau der Darmschleimhaut mit MetaCare Colon Lecithin 3–6 Kps./Tag. Bei Obstipation ent­ giftet und reinigt MikroSan 30 ml/Tag den trägen Darm. In den Epithelzellen der Nasenschleimhaut findet die Synthe­ se proinflammatorischer Zytokine statt. Diese monozytär­neu­ trophile Infiltration benötigt Streptokokkus salivarius K12, ein effektives Bakterium: über 3 Monate tgl. 2 Tbl. OMNI­BiOTiC iM­ MUND lutschen. Sinupret extract (Fa. Bionorica) 3 × tgl. 1 Tbl., Schüßler Salze Nr. 3, 8, 10 und 21 je 10 Tbl./Tag. Immuntraining mit Symbioflor 1 (Fa. SymbioPharm) jeweils vor dem Essen 3 × tgl. 30 Tr. Bei Halsschmerzen WALA Echinacea Mund­ und Ra­ chenspray. Alternativen zu abschwellenden Nasensprays: WALA Nasenbalsam, Meerwassersprays zur regelmäßigen Befeuchtung oder Algovir Spray (Fa. Hermes) mit Rotalge als Schutz gegen Vi­ ren. Vorsichtige Raumluftbefeuchtung bei trockener Heizungs­ luft, sowie regelmäßiges Inhalieren. Ergänzend Vitamin C und D, ● Omega­3­Fettsäuren sowie Zink. Die Ursachen für eine chronisch verstopfte Nase können vielfältig sein. Neben einem Infekt oder einer allergischen Reaktion sollte man auch an psychische Ursachen denken. Nicht immer ist es möglich, eine Ursache zu finden. In einem solchen Fall kommen häufig bewährte Arzneien zum Einsatz. Das sind u. a.: Silicea ist eine Arznei, die in vielen Fällen schnelle Abhilfe bringen wird. Als eines unserer wichtigsten Mittel bei allen chro­ nischen Beschwerden des Bindegewebes hat es auch eine enge Beziehung zu den Schleimhäuten. Besonders Schwellungen und, falls vorhanden, gelbliche oder sogar grünliche Absonderungen sind ein guter Hinweis auf diese Arznei. Es ist ein sehr wichtiges Mittel bei Vereiterung bzw. Verstopfung der Stirnhöhlen. Kalium sulphuricum kommt oft zum Einsatz, wenn nach ei­ ner akuten Entzündung Schwellungen und gelbliche Absonde­ rungen zurückbleiben. Der Geruchssinn ist stark eingeschränkt oder sogar ganz verschwunden. Auch nächtliches Schnarchen ge­ hört zu den Symptomen dieses Mittels. Die Betroffenen sind ge­ zwungen durch den Mund zu atmen. Bei Sticta pulmonaria findet sich eine starke Neigung zu Ka­ tarrhen aller Schleimhäute, die auch chronisch werden können. Typisch ist ein Völle­ bzw. Druckgefühl an der Nasenwurzel. Die Nase ist mit einem klebrigen Sekret verstopft. Es findet sich ein Bedürfnis, sich ständig die Nase zu putzen, es kommt aber nichts. An der frischen Luft bessert sich die Verstopfung. Hydrastis canadensis kann bei Störungen der Schleimhäute z. B. Über­ oder Unterfunktion verordnet werden. Zur Dosierung: Die genannten Mittel haben sich in der C30 bewährt. 3–5 Glob. in ca. einem halben Glas (stillem) Wasser auflösen. Von dieser Lösung sollte mehrfach am Tag ein Schluck genommen werden. Bitte vor jeder neuen Einnahme die Lösung mehrfach mit einem Löffel kräftig verrühren (verkleppern). So­ bald sich eine Wirkung zeigt, Verbesserung oder Verschlechte­ ● rung, das Mittel zunächst aussetzten. 4 Fachleute – 4 Behandlungsstrategien. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 50–51 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Behandlung DHZ PRAXIS 53 TABELLE 1 Trockene Schleimhäute in den Wechseljahren im Überblick Körperregion Symptome Haut Mund Nase Trockenheit und Faltenbildung, weniger Hyaluronsäure und Wasserbindung vorhanden Trockenheit und vermehrtes Auftreten von Gingivitis und Parodontose, Mundsoor trockene Schleimhaut, Neigung zu Nasenbluten Kehlkopf/Stimmbänder Stimmprobleme Augen Vagina Harnwege Gelenke Die Bildung der Menge an Tränenflüssigkeit ist vermindert. Dadurch fehlt die Feuchtigkeit von Hornhaut und Binde- haut. Atrophie und Trockenheit der Schleimhaut, oft auch verbunden mit Schmerzen beim Koitus, häufigeres Auftreten von bakterieller Vaginitis und Vaginal-Mykosen Atrophie und Trockenheit der Harnröhrenschleimhaut, dadurch wiederkehrendes Auftreten von Harnwegsinfektionen Trockenheit der Synovialschleimhaut der Gelenke. Dies macht Gelenkschmerzen, die oft mit rheumatischen Schmer- zen verwechselt werden. den, die für die betroffenen Frauen als sehr belastend und ein­ schränkend in Bezug auf Aktivitäten im Alltag empfunden wer­ den. Die hauptsächlichen Körperregionen, die von diesen Sympto­ men betroffen sind, werden in der Tabelle 1 aufgeführt. Wie wird die Diagnose gestellt? Ein großer Teil der Diagnosestellung ergibt sich aus einer ausführ­ lichen Anamnese. Zuvor sollten andere Erkrankungen, bei denen ähnliche Symptome auftreten können, vom Arzt oder Heilprakti­ ker ausgeschlossen werden. Neben Erhebung des aktuellen Standes in Bezug auf die Men­ ses sollten auch andere Symptome abgefragt werden. Auf eine Wechseljahressymptomatik können folgende Symptome hinwei­ sen: ▪ Hitzewallungen oder Frösteln, ▪ erst in letzter Zeit aufgetretene Ein­ oder Durchschlafstörun­ gen ▪ eventuell auch Gemütsveränderungen wie Reizbarkeit und Weinerlichkeit ▪ Scheidentrockenheit, eventuell mit Schmerzen beim Geschlechtsverkehr ▪ Metrorrhagien ▪ Gedächtnisstörungen ▪ Gelenk­ und Muskelschmerzen ▪ Haarausfall ▪ Tachykardien Freie Hormone im Speichel bestimmen Im Labor kann der Hormonstatus im Blut erhoben werden, um Veränderungen zu erkennen. Auch eine Untersuchung des Spei­ chels kann als diagnostisches Hilfsmittel herangezogen werden. Dieser Test gilt als besonders aussagekräftig, da hier freie, dem Körper zur Verfügung stehende Hormone bestimmt werden kön­ nen. Neben dem Östradiolspiegel ist auch das Hormon Östriol in­ teressant, da es eine befeuchtende Wirkung auf die Schleimhäute des Körpers hat. Auch weitere Geschlechtshormone wie Progeste­ ron und Testosteron sollten in diesem Zusammenhang bestimmt werden, da das Verhältnis der einzelnen Parameter zur Interpre­ tation des Befundes heranzuziehen ist [1]. Im Mund ist eine verminderte Speichelfließmenge und ­fließ­ rate der Grund für Auswirkungen im Bereich Mundschleimhaut und Zahnfleisch, aber auch auf die Zähne. Auch die Zusammen­ setzung des Speichels ist durch die hormonelle Umstellung verän­ dert. Merke: Von Xerostomie (Mundtrockenheit durch verminder- ten oder fehlenden Speichelfluss) spricht man bei einer stimulierten Speichelmenge von < 0,5 ml/min. Fließrate und trockenes Mundgefühl stimmen aber nicht immer überein [2]. Auch Medikamente können Mundtrockenheit auslösen Differenzialdiagnostisch ist hier zu bedenken, dass neben hormo­ nellen Ursachen auch Nebenwirkungen von Medikamenten, zum Beispiel Antidepressiva, ACE­Hemmer, Betablocker oder Diureti­ ka, das Symptom Mundtrockenheit auslösen können. Welsch K. Wenn Feuchtigkeit fehlt. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 52–57 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Behandlung DHZ PRAXIS 55 gen nach frischer Luft, Durstlosigkeit und starker Tränenfluss am Auge. ne, hier sind in den Wechseljahren rezidivierende Zystitis und Va­ ginalentzündungen zu nennen. Sepia – in der Homöopathie als eines der wichtigen Frauenmit­ tel bekannt – wirkt besonders gut auf die weiblichen Beckenorga­ Cimicifuga kann bei Mundtrockenheit eingesetzt werden. Be­ sonders häufig leiden die Patientinnen begleitend unter starken FALLBERICHT Probleme mit den Augen Anfang 2020 kam eine langjährige Patientin zum Verlaufskontrollter- min. Die Probleme am Bewegungsapparat in der Vorgeschichte waren durch die homöopathische Behandlung wieder in Ordnung gekom- men. Das heutige Anliegen der über 50-jährigen Frau waren Probleme mit den Augen. Sie litt unter starkem, fast nicht zu stoppendem Trä- nenfluss der Augen. Diesen Anfällen gingen Schmerzen im Auge und das Gefühl von einem Fremdkörper, ähnlich einem Sandkorn, voraus. Die Patientin war bereits beim Augenarzt vorstellig geworden, der zu ihrer Überraschung trockene Augen diagnostizierte, was die Patientin aufgrund der starken Absonderungen verwunderte. Diese produzierte der Körper anfallsweise als Gegenreaktion, da die Bindehaut durch die Trockenheit stark gereizt wurde. Es wurde ein Schirmer-Test (siehe S. 54) zur Messung der Tränenflüs- sigkeitsmenge durchgeführt, der deutlich unter dem Normwert lag. Als Ursache sah der Augenarzt die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren. Beim Termin in meiner Praxis hatte die Patientin eine rote Gefäßzeich- nung in den Skleren beidseits und eine leichte Schwellung der Oberli- der. Den Schmerz beschrieb sie als brennend, abwechselnd mit dem Gefühl eines Fremdkörpers. Das Sehen war nicht beeinträchtigt. Auf- fällig war, dass sich die Beschwerden beim Lesen oder Anstrengen der Augen, zum Beispiel bei Bildschirmarbeit, verschlimmerten. Als weitere Symptome gab die Patientin eine trockene Nasenschleim- haut an. Außerdem war ihr aufgefallen, dass sie in letzter Zeit ab und zu Probleme mit Schwindel hatte. Unter welchen Umständen dieser auftrat, konnte die Patientin nicht genau berichten. Das Bewegen des Kopfes schien die Beschwerde zu verstärken. Fallanalyse Zur Mittelwahl zog ich folgende Symptome heran: ■ starker Tränenfluss ■ Verschlimmerung der Beschwerde durch Anstrengung der Augen ■ Schmerzen wie durch Sand im Auge ■ Schwindel, verschlimmert durch Bewegung Aufgrund der Analyse dieser Symptome wurden folgende Arzneien näher untersucht: Natrium chloratum, Phosphor und Conium macu- latum (siehe S. 56). Nach einem Vergleich mit der Arzneimittellehre [4] konnte ich beim Eintrag von Conium maculatum folgende Symptome finden, die mit dem Beschwerdebild der Patientin übereinstimmten: ■ Schwindel, schlimmer durch Bewegung des Kopfes und der Augen ■ Röte des Augenweißes, Brennen der Augen, kann die Lider kaum heben, Schwellung der Oberlider ■ Trockenheit der Nase Des Weiteren war in der Literatur zu finden [6]: ■ starker Tränenfluss ■ Verschlimmerung durch Anstrengung Außerdem [7]: Drücken wie von einem Sandkorn Ich verordnete der Patientin Conium maculatum C12, 1 × tgl. 2 Glob. (Leonardo-Apotheke, Hamburg). Rückmeldung nach drei Wochen Die Patientin berichtete, dass sich keine Veränderung eingestellt habe. Mein optischer Eindruck war, dass die Augen ein bisschen weniger Schwellung und Rötung zeigten. Auch der Schwindel und die Trocken- heit der Nasenschleimhaut waren unverändert. Da ich von der Ver- ordnung überzeugt war, veränderte ich die Potenz und gab der Pati- entin Conium maculatum Q3 Dilution, Dosierung 1 × tgl. 2 Tr. in 200 ml Wasser, davon 1 TL einnehmen. Vor der nächsten Einnahme sollte die Flasche 4 × geschüttelt werden. Rückmeldung nach zwei Monaten Erst verspätet bekam ich einen Anruf von der Patientin, die mir mit- teilte, dass sich die Beschwerden verbessert hatten. Noch immer tra- ten die Anfälle mit starkem Tränenfluss auf, allerdings viel seltener und auch kürzer andauernd. Die Trockenheit der Nasenschleimhaut und der Schwindel waren besser geworden. Auch wenn die Probleme noch ab und zu auftraten, kam sie sehr viel besser im Alltag zurecht und empfand die Verbesserung als zufriedenstellend. Ich erhöhte die Potenz des Mittels auf die nächste Stufe (Q4) bei glei- cher Dosierung. Weiterer Verlauf und Fazit Im Verlauf mussten noch 2 weitere Flaschen von Conium verordnet werden. Das Conium wurde bei jeder Flasche um eine Potenzstufe erhöht. Dann trat das Problem in den Hintergrund. Der Fall zeigt, dass es sich unter Umständen lohnt, die Potenzierungsart des homöopa- thischen Mittels zu wechseln, falls sich bei gut gewählten Arzneien keine Verbesserung zeigt. Welsch K. Wenn Feuchtigkeit fehlt. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 52–57 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Behandlung DHZ PRAXIS 57 [5] Phatak SR. Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Aufl. München: Urban & Fischer; 2004 [6] Boericke W. Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen. Materia Medica und Repertorium. 6., überarb. Aufl. Leer: Grundlagen und Praxis; 2000 [7] Noack A, Trinks KF, Müller C. Handbuch der homöopathischen Arzneimit- tellehre. Nach den gesamten älteren und bis auf die neueste Zeit herab genau revidierten Quellen der Pharmakodynamik und Therapie dem ge- genwärtigen Standpunkte der Homöopathie gemäß bearbeitet. Unver- änd. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1847. Göttingen: Burgdorf; 1984 HP KATJA WELSCH Katja Welsch ist Heilpraktikerin und Kinder- krankenschwester, SHZ-zertifizierte Thera- peutin, Dozentin und Supervisorin für klassi- sche Homöopathie, seit 2003 tätig in eige- ner Praxis in Coburg. Sie ist in der Homöopathie-Ausbildung tätig, des Weite- ren Lehrtätigkeit an der Hochschule Anhalt im Studiengang Naturheilkunde. E-Mail: homoeopathie@katjawelsch.de

Behandlung DHZ PRAXIS 59 Bildung von feuchtigkeitspendender Hyaluronsäure und schleim­ bildenden Polysacchariden. Deshalb kommt es in der Peri­ und Postmenopause oftmals zu trockenen Vaginalschleimhäuten. Mit zunehmendem Alter spielt zusätzlich geschlechterunabhängig die alterungsbedingte Feuchtigkeitsabnahme eine Rolle. Zudem geht der verringerte Östrogenspiegel mit einer Rückbil­ dung des vaginalen Epithels (vaginale Atrophie) und verschiede­ nen dadurch bedingten körperlichen und seelischen Beschwerden einher. Die Beschwerden sind unterschiedlich ausgeprägt. In bei­ nahe 80 % der Fälle begleitet Scheidentrockenheit die vaginale Atrophie. Andere häufige Beschwerden der Atrophie sind Bren­ nen, Juckreiz, Entzündungen und leichte Blutungen der Scheide. Ein niedrigerer Östrogenspiegel schmälert zudem die sexuelle Erregbarkeit. Auch die möglichen Schmerzen beim Geschlechts­ verkehr (Dyspareunie), die durch die Dünne der Scheidenwand in Verbindung mit der mangelnden Befeuchtung beim Geschlechts­ verkehr (Lubrikationsmangel) bedingt sind, verringern oft die se­ xuelle Lust. Östrogene beeinflussen außerdem die Elastizität der Scheiden­ wand, indem sie den Einbau von Kollagenfasern fördern. Daneben sind Östrogene ein wichtiger Faktor für das Scheiden­ milieu, da sie den vaginalen pH­Wert regulieren. Das wird ermög­ licht, indem sie die Glykogenproduktion der vaginalen Epithelzel­ len fördern. Die in der Vagina ansässigen Milchsäurebakterien (Döderlein­Bakterien) verstoffwechseln das Polysaccharid Glyko­ gen zu Milchsäure. Diese senkt den pH­Wert und erschwert damit die Ansiedelung von pathogenen Pilzen oder Bakterien. Mit dem Absinken des Östrogenspiegels in den Wechseljahren steigt da­ durch auch das Risiko für Entzündungen und Infektionen. Merke: Für Heilpraktiker*innen besteht gemäß dem Infekti- onsschutzgesetz (IfSG) Behandlungsverbot für alle Infektionen des Genitaltrakts, die sexuell übertragen werden können. Dazu zählen auch Pilzinfektionen mit Candida albicans, die unter anderem in den Wechseljahren häufig auftreten. Isoflavone: Der pflanzliche Östrogenersatz Isoflavone binden aufgrund ihrer strukturellen Ähnlichkeit mit Östrogen an Östrogenrezeptoren – auch an jene der vaginalen Epi­ thelzellen. Isoflavone können diese Bindung auf zwei Wegen er­ reichen: Durch orale Einnahme oder lokale Applikation. Bei der lokalen Applikation muss aber sichergestellt sein, dass Isoflavone bereits in ihrer aktiven Form vorliegen und nicht glykosidisch ge­ bunden, wie es im Pflanzenorganismus teilweise der Fall ist. Bei der oralen Einnahme werden im Darm – bei einer physiologischen Darmmikrobiota – glykosidische Bindungen gelöst (siehe Ab­ schnitt „Zweiter Termin“). Isoflavone haben Untersuchungen zufolge einen regulierenden Einfluss auf die Schleimhaut, der sich auch bei vaginaler Trocken­ heit in den Wechseljahren positiv auswirken kann [1]. Die tägliche Einnahme von 80 mg Rotklee­Isoflavonen zeigte bei einer Studie mit 60 Frauen Wirkung: Die vaginale Trockenheit besserte sich und das Scheidenepithel nahm an Dicke zu [2]. ③ ② ① Blutbahn ① Isoflavone verlassen die Blutbahn und docken an Östrogenrezeptoren vaginaler Epithelzellen an. ② Die Aktivierung der Östrogenrezeptoren führt zur Produktion und Sekretion von Glykogen. ③ Milchsäurebakterien bilden Milchsäure aus Glykogen. Schleimschicht Epithelzelle Milchsäure Glykogen Isoflavone Östrogen- rezeptoren Milchsäure- bakterium Isoflavone können den pH-Wert des Vaginalsekrets senken, Abb. 2 indem sie an der Vaginalschleimhaut mithilfe der Mikrobiota die Milch- säureproduktion beeinflussen. Quelle: Sebastian Vigl, Berlin Die Isoflavone der Sojabohne (Glycine max) zeigen ähnliche Wirkung. Bisherige klinische Studien konzentrierten sich auf die lokale Anwendung. Dabei kam es unter anderem zu einer besse­ ren Durchblutung der Vaginalschleimhaut [3]. Aber auch über die Ernährung können die enthaltenen Isoflavone hilfreich sein (sie­ he Abschnitt „Phytoöstrogene in die tägliche Ernährung integrie­ ren“). Isoflavone können wie Östrogene (siehe Abschnitt „Östrogene und Scheidengesundheit“) über die Glykogenproduktion Einfluss auf den vaginalen pH­Wert haben (siehe Abbildung 2) [4, 5]. Weitere Phytoöstrogene Der Fenchel (Foeniculum vulgare) zeigt östrogene Eigenschaften, wofür ätherisches Öl und Flavonoide verantwortlich sein dürften. Positive Ergebnisse in Studien zeigten die lokale Anwendung einer fenchelhaltigen Creme und die innerliche Einnahme von ätheri­ schem Fenchelöl bei Vaginaltrockenheit [6]. Wanitschek A. Pflanzliche Begleiterinnen in einen neuen Lebensabschnitt. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 58–62 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Behandlung DHZ PRAXIS 61 te phytotherapeutische Anregung der Schilddrüse, zum Beispiel mit jodhaltigen Drogen wie Isländisches Moos (Cetraria islandi­ ca), ist daher erfahrungsgemäß sinnvoll – außer bei Hyperthyreo­ se (aufgrund des Jodgehalts). REZEPT Teemischung für die Patientin Bestandteile: Noch nicht eindeutig: Bitterstoffe Vielleicht tragen auch die Bitterstoffe von Isländisch Moos zu sei­ ner positiven Wirkung bei. Bitterstoffrezeptoren finden sich an vielen Stellen im Körper, auch im Vaginalepithel [13]. Es ist bis jetzt reine Spekulation, dass sich bittere Drogen dadurch positiv auf die Vaginalgesundheit auswirken, es ist aber nicht auszu­ schließen. In diesem Zusammenhang ließe sich zum Beispiel an durchblutungsfördernde aromatische Bittermittel (Amara aroma­ tica) wie Beifuß (Artemisia vulgaris) oder Wermut (Artemisia ab­ sinthium) denken. Auch die lokale Anwendung von Majoran bekä­ me eine neue Sichtweise. Aus der Praxis Eine fast 50­jährige Patientin kam zum ersten Mal in meine Pra­ xis. Ihre letzte Monatsblutung lag fünf Monate zurück. Sie nutzte selbst schon lange Heilpflanzen und Phytotherapeutika. Gegen ihre Wechseljahresbeschwerden nahm sie seit drei Monaten ein Präparat mit einem Extrakt aus der Traubensilberkerze (Cimicifu­ ga racemosa) ein. Dadurch hatten sich Hitzewallungen und Nacht­ schweiß gebessert. Belastend fand sie die weiterhin anhaltende Scheidentrockenheit. Daneben klagte sie über Gewichtszunahme, zunehmende Ängstlichkeit und nachlassende Motivation. Ich empfahl ihr bei unserem ersten Treffen, statt des Trauben­ silberkerzen­ ein Rotkleepräparat einzunehmen (Menoflavon, Fa. Kyberg vital, 1 × tgl. 1 Tbl. mit 80 mg Rotklee­Isoflavonen). Die ■ 5 g Hopfenzapfen (Lupuli strobuli) ■ 30 g Fenchelfrüchte (Foeniculi fructus) ■ 20 g Isländisches Moos (Lichen islandicus) ■ 20 g Majorankraut (Majoranae herba) ■ 20 g Schafgarbenkraut (Millefolii herba) ■ 20 g Passionsblumenkraut (Passiflorae herba) ■ 30 g Spargelwurzel (Asparagi radix) ■ 40 g Bitterorangenschale (Aurantii pericarpium) ■ 40 g Sanddornfrüchte (Hippophae fructus). Hinweis: In der Teemi- schung lösen sich die heilsamen Öle der Sanddornfrüchte nur be- dingt im Wasser. Als reine Schmuckdroge sehe ich die Beeren, die unter anderem auch Flavonoide und Carotinoide enthalten, aber nicht und rezeptiere sie in Teemischungen bei diversen Haut- und Schleimhauterkrankungen. Zubereitung/Dosierung: 2- bis 3-mal tgl. 1 gestr. EL der Mischung mit 250 ml siedendem Wasser zugedeckt 20 min ziehen lassen und ungesüßt vor den Mahlzeiten trinken. Traubensilberkerze kann meiner Erfahrung und Studien zufolge bei vielen Wechseljahresbeschwerden hilfreich sein. Ihr Wirkme­ chanismus, insbesondere die Wechselwirkungen mit Östrogen­ Rezeptoren, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt [14]. Da­ her bevorzuge ich meist Rotkleepräparate, die sich zudem positiv auf den Fettstoffwechsel auswirken können.

Kollegenfrage DHZ PRAXIS 63 Wissen auch Sie manchmal nicht, an wen Sie sich mit einem kniffligen fachli- chen oder organisatorischen Problem wenden können? Wir laden Sie ein, uns Ihre Frage zu schreiben oder zu mailen (DHZ-Redaktion@thieme.de). Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass in dieser Rubrik ausschließlich allge- meine therapeutische Fragestellungen diskutiert werden. Fragen zu konkreten Fällen können wir leider nicht beantworten. Terminvergabe: Per Callcenter oder Online-Terminkalender? Frage: Seit einigen Monaten kommen immer mehr Patienten in meine Praxis. Da ich keine Mitarbeiter habe, denke ich nun darüber nach, mich bei der Terminvergabe von einem Callcenter unterstützen zu lassen oder einen Online­Terminkalender zu nutzen. Was muss ich dabei beachten? Antwort: Zunächst einmal möchte ich Ihnen zum Praxiserfolg gratulieren! Doch leider muss ich Sie zugleich ein wenig enttäuschen. Aus meiner Sicht überwiegen bei beiden Lösungsmöglichkeiten die Nachteile deutlich. Was spricht gegen die Auslagerung von Terminvergaben, ob­ gleich durch ein Callcenter oder einen Online­Terminkalender? Ein Callcenter muss einem Anrufer sofort und unmissver­ ständlich deutlich machen, dass dieser nicht bei Ihnen in der Pra­ xis durchgekommen ist. Das ist frustrierend für neue Patienten, weil das erste Kennenlernen und damit ein wichtiger vertrauens­ bildender Moment verpasst wird. Das wichtigste Kapital einer Heilpraktikerpraxis ist der Patientenstamm. Jeder neue Patient, der gewonnen wird, ersetzt nicht nur einen, der verloren geht, sondern wird bei Zufriedenheit im persönlichen Umfeld für Mundpropaganda sorgen. Gerade neue Patienten haben Fragen und möchten sich vergewissern, dass sie bei Ihnen mit ihren Be­ schwerden gut aufgehoben sind. Auf spezifische Fragen kann und darf ein Mitarbeiter eines Callcenters nicht antworten. Nur Pati­ enten, die Sie schon kennen und lediglich einen neuen Termin wollen, würden durch ein Callcenter ausreichend bedient werden können. Doch in unserem Beruf kommt es auch darauf an, dass entweder der Heilpraktiker oder vertraute Mitarbeiter bei der Terminvereinbarung entscheiden können, wie zeitnah ein Termin zu vergeben ist und mit welchem Zeitfenster. Der dazu notwendi­ ge Austausch zwischen Patienten und Heilpraktiker kann ausgela­ gert nicht adäquat stattfinden. Auch eine Online­Terminvergabe mit einem Terminkalender im Internet möchte ich nicht empfehlen. Welche Rasterung soll es sein? Es liegt doch in unserem Ermessen, zwischen den Terminen mal mehr und mal weniger Platz zu lassen oder auch mal einen Patienten „dazwischen“ zu schieben. Diese Möglichkeit bietet kein mir bekannter Online­Terminkalender. Und: Wenn man noch nicht so viele Patienten hat, ist es aus der Sicht des Praxismarke­ tings nicht klug, viele Lücken zu zeigen, weil jeder online sehen kann, welche Termine frei sind. Gerade im Aufbau einer Praxis rate ich, die Termine so zu legen, dass Patienten einen gewissen Patientenverkehr wahrnehmen. Keine Lösung wäre es, Termine zu blockieren, um Auslastung vorzutäuschen, denn dann würden Pa­ tienten verloren gehen, die zu einer bestimmten Zeit kommen möchten und sich dann im Zweifelsfall an eine andere Praxis wen­ den. Zum Abschluss möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass es schon aus Gründen des Datenschutzes nicht möglich ist, dass (potenzielle) Patienten die Telefonnummer der von ihnen ausgewählten Heilpraktikerpraxis vertrauensvoll wählen, dann aber von Angestellten eines Servicebetriebes angesprochen wer­ den. Unklar ist ebenfalls, wie im Voraus einer solchen Situation eine rechtskräftige Einverständniserklärung möglich sein soll, die sicherstellt, dass der Servicebetrieb überhaupt den Namen auf­ nehmen, speichern und einen Termin für Ihre Praxis vereinbaren darf. Daher meine Tipps: ▪ Termine immer persönlich vergeben. Während der Behand­ lungen und außerhalb der Bürozeiten Anrufe auf den Anrufbeantworter umleiten und dort Sprechzeiten zur Terminvereinbarung nennen. ▪ Sich unentgeltliche Hilfe bei Familie und Freunden suchen, bis die Praxis genug Umsatz für einen Empfangsmitarbeiter zum Beispiel in Teilzeit generiert. Sofern Sie unentgeltliche Assistenzen für „frische“ Heilpraktikerkollegen anbieten, können diese sicherlich auch hin und wieder die Terminver­ gabe betreuen. Dabei sollten Sie unbedingt darauf achten, dass sie diese Kollegen vor allem in die therapeutische Arbeit involvieren und nicht als kostenlose Bürohilfe „abstellen“. HP Siegfried Kämper, Gelsenkirchen Dieser Artikel ist online zu finden: http://dx.doi.org/10.1055/a-1648-1655 Kollegenfrage. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 63 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Funktionelle Anatomie DHZ PRAXIS 65 lis (sein parasympathischer Ast ist der N. petrosus major) zu den Ganglien. Dort werden sie für die Glandulae lacrimalis et nasales (Tränen­ und Nasendrüsen) sowie für die Glandula submandibu­ laris (Unterkieferspeicheldrüse) und Glandula sublingualis (Un­ terzungenspeicheldrüse) umgeschaltet. Die efferenten Fasern des Ganglion pterygopalatinum wirken auf die Tränen­ und Nasen­ drüsen ein. Ein weiteres Ganglion im Kopfbereich ist das Ganglion ciliare. Hier gelangen parasympathische Fasern mit dem Hirnnerv oculo­ motorius zum Ganglion, werden dort umgeschaltet und verlaufen dann zum Auge. Das 4. Ganglion des Parasympathikus im Kopfbe­ reich ist das Ganglion oticum. Der N. glossopharyngeus wird hier mit den parasympathischen Fasern für die Glandula parotidea (Ohrspeicheldrüse) umgeschaltet. Sensorische und sympathische Fasern im Ganglion pterygopalatinum Die sensorischen und sympathischen Fasern werden ohne Ver­ schaltung durch das Ganglion pterygopalatinum hindurchgeleitet. Die Erklärung hierfür ist, dass das sympathische und sensorische System sehr schnell reagieren müssen, um Gefahr vom Körper fern­ zuhalten. Für die Verschaltung der sensorischen und sympathischen Fa­ sern sind andere Umschaltstellen zuständig, zum Beispiel sympa­ thische Grenzstrangganglien an der Wirbelsäule. Dabei ist jede Umschaltung und der dazu nötige Botenstoff auf Geschwindigkeit ausgerichtet. Sympathische Fasern Die Fasern des sympathischen Nervensystems, die durch das Gang­ lion pterygopalatinum hindurchziehen, gehören zum N. petrosus profundus und kommen aus einem Nervengeflecht, das um die A. carotis interna liegt (Plexus caroticus internus). Dieses Nervenge­ flecht wird vom obersten Halsganglion (Ganglion cervicale superi­ us) des Grenzstranges gebildet. Der N. petrosus profundus zieht dann zu den Tränen­ und Na­ sendrüsen und Glandulae palatinae (Gaumenspeicheldrüsen). Sensorische Fasern Als sensible Nervenfasern werden Äste des N. maxillaris, dem 2. Ast des N. trigeminus (Hirnnerv V) durch das Ganglion pterygopalati­ num geleitet (Rami ganglionares pterygopalatini). Diese sensiblen Fasern innervieren unter anderem die Schleimhäute der Nase und des Gaumens und geben afferent die Information an das ZNS wei­ ter. Wo genau liegt das Ganglion pterygopalatinum? Das Ganglion pterygopalatinum liegt hinter der mittleren Nasen­ muschel an der Schädelbasis in einer knöchernen Grube (Fossa pte­ rygopalatina). Das ist am flügelförmigen Fortsatz des Keilbeins (Processus pterygoideus des Os sphenoidale). Das Ganglion ist mit Bindegewebe und Schleimhaut überzogen, ca. 5–10 mm dick und vom Rachenraum leicht zugänglich. Mögliche Fehlfunktionen In der Fossa pterygopalatina, wo das Ganglion pterygopalatinum liegt, teilt sich der N. maxillaris in weitere Äste auf. Zwei bis drei kleine Äste (Rami ganglionares pterygopalatini) ziehen zum Gang­ lion pterygopalatinum. Als weitere Abzweigungen des N. maxillaris ziehen N. zygomaticus und N. infraorbitalis zur Augenhöhle (Orbi­ ta). Die Funktion des N. maxillaris ist die sensible Innervation von ▪ Hirnhäuten der mittleren und vorderen Schädelgrube, ▪ Haut der Schläfen und Stirnregion, ▪ Unterlidern, ▪ Nase, ▪ Oberlippe, ▪ oberer Zahnreihe und ▪ Schleimhaut der Nase, des Gaumens und Nasopharynx. Vegetativ innerviert er die Tränendrüse. Gesichtsfrakturen können somit Sensibilitätsstörungen im Versor­ gungsgebiet des N. maxillaris verursachen, auch eine gestörte Trä­ nendrüsenfunktion ist möglich. Therapeutische Bedeutung Die Lage des N. maxillaris in der Flügelgaumengrube macht ihn leicht erreichbar für lokalanästhetische Injektionen. Dabei wird das Lokalanästhetikum in die Grube gegeben. Damit schaltet beispiels­ weise der Zahnarzt die Schmerzen aus, wenn Eingriffe an der Kie­ ferhöhle und den Oberkieferzähnen notwendig sind. In der Neuraltherapie wird diese Region genutzt, um chroni­ sche Gesichtsschmerzen sowie vaskuläre und neurologische Schmerzzustände in der Gesichtsregion zu behandeln. Hierfür ist eine Injektion erforderlich, die tiefer als i.c. erfolgt. Für Heilprak­ ● tiker ist diese Behandlung untersagt! HP Magga Corts, Köln Dieser Artikel ist online zu finden: http://dx.doi.org/10.1055/a-1648-1904 Funktionelle Anatomie. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 64–65 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Heilpflanzenporträt DHZ PRAXIS 67 2–3 Blüten sind jedoch nur 2 fruchtbar. Die Blüten sind wie bei den meisten Getreidearten zwittrig, und die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Die die Blüte schützenden Spelzen sind zum Rei­ fezeitpunkt fest mit dem spindelförmigen, tief gefurchten Korn verwachsen. Durch einen speziellen und arbeitsintensiven Mahl­ gang werden die dicken und unverdaulichen Spelzen vom Korn getrennt. Wo wächst Hafer? Hafer bevorzugt im Gegensatz zu Weizen ein gemäßigtes Klima und kommt auch mit vermehrten Niederschlägen und kühleren Temperaturen zurecht. Seine Ansprüche an den Boden sind ge­ ring. Aufgrund seines weit verzweigten Wurzelwerkes kann er auch bei schlechten Bodenbedingungen ausreichend Nährstoffe und Wasser aufnehmen. Durch den Anbau von Hafer kann es zu einer Übersäuerung des Bodens kommen. Diese Übersäuerung kann durch ein Un­ beziehungsweise Beikraut, den Ackersenf, ausgeglichen werden. Dieser ist häufig in Haferfeldern zu finden – sofern er belassen und nicht vernichtet wird [1, 2]. In getreidereichen Fruchtfolgen stellt der Hafer zudem eine wichtige Gesundungsfrucht dar, da sich viele Getreideschädlinge an ihm nicht vermehren [3]. Historie in Europa Funde aus der Bronzezeit belegen, dass Hafer bereits damals an­ gebaut und als Nahrungsmittel verwendet wurde. Entdeckungen von Hafer in Pfahlbauten am Bodensee gelten als frühester Beleg für den Anbau in Mitteleuropa und datieren auf ungefähr 2400 v. Chr. In archäologischen Funden taucht er nicht in Reinform, son­ dern als Beimengung zu anderen Getreidearten auf. Vermutlich wuchs er zunächst als eingeschlepptes Beigras auf Weizen­ und Gerstenfeldern [4]. Hafer ist somit im Vergleich zu Weizen eine relativ junge Kulturpflanze. Ende der Bronzezeit (1000 v. Chr.) kam es zu schlechteren klimatischen Bedingungen, in denen der Hafer besser als der herkömmliche Weizen wuchs. So trat der Ha­ fer aus dem Schattendasein hervor und wurde für den Menschen interessant und in Kultur genommen. Hafer in der Heilkunde In der Antike spielte der Hafer bei den Heilkundigen keine we­ sentliche Rolle. Lediglich Dioskurides schrieb, dass Haferbrei ge­ gen Durchfall und Haferschleim bei Husten wirkt. Gleiches findet sich bei Matthiolus im Jahr 1563: „Die Würckung vom Habern: Hafer liefert Energie, schützt die Schleimhaut, sorgt für einen erholsamen Schlaf, beruhigt juckende Haut und senkt einen zu hohen Cholesterin- und Blutzu- ckerspiegel. Die Brüe darinn Habermehl gesotten ist, ist gut wider den husten. Das Habermus wol gekocht und gessen, stopft den stulgang“ [3]. Nach Hildegard von Bingen ist Hafer gesund und wirkt sich auch positiv auf das Gemüt, den Verstand und die Nervenkraft aus. Seither hat sich Hafer auch als Arzneipflanze etabliert. Im Jahr 2017 wurde der Saathafer durch den Studienkreis „Entwicklungs­ geschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würz­ burg zur Arzneipflanze des Jahres 2017 gekürt. Drei Bestandteile als Heilmittel Verschiedene Teile des Hafers können zu Heilmitteln verarbeitet beziehungsweise in einer ausgewogenen Ernährung eingesetzt werden: ▪ Haferkraut (Avenae herba) ▪ Haferstroh (Avenae stramentum) ▪ Haferkorn (Avenae fructus) Haferkraut (Avenae herba) Unter Haferkraut versteht man die grünen oberirdischen Anteile der noch unreifen Haferpflanze – daher auch die Bezeichnung „Grüner Hafer“. Das Kraut wird vor der Vollblüte meist im Mai und Juni geerntet. Die Pflanzenteile können frisch oder getrock­ net verwendet werden. Grüner Hafer ist im Geschmack eher mild und riecht wie Stroh. Das Haferkraut enthält einen hohen Anteil an Saponinen, de­ nen immunmodulierende Eigenschaften zugesprochen werden. Weiter finden sich Mineralien wie Kalium, Kalzium, Magnesium, Kieselsäure in löslicher Form, Kohlenhydrate und antiphlogistisch (entzündungshemmend) wirkende Flavonoide. Durch den Einsatz von Grünem Hafer bei Hyperurikämie (Gicht) soll der erhöhte Harnsäurespiegel gesenkt werden kön­ nen. Unterstützend kommt er in der Therapie von Kneipp bei Gicht und Rheuma zum Einsatz. Als Aquaretikum wird er in Form von Tee angewendet. Zubereitungen aus Haferkraut wirken schlaffördernd und beruhigend, teilweise auch krampflösend und entspannend. Daraus ergibt sich sowohl eine Indikation bei Angst­ und Spannungszuständen als auch bei Schlaflosigkeit. In der Suchttherapie wird der Urtinktur bei der Entwöhnung von Ni­ kotin und Morphin eine gewisse Wirkung zugesprochen [1]. Weiter findet das Haferkraut bei Hauterkrankungen, Bindege­ websschwäche und Blasenschwäche als Aufbau­ und Kräftigungs­ mittel Verwendung. Haferstroh (Avenae stramentum) Drogen aus Haferstroh werden aus der unmittelbar vor der Voll­ blüte stehenden Pflanze gewonnen. Dabei werden die Laubblätter und Stängel getrocknet und zerkleinert. Es finden sich unter an­ derem ein hoher Kieselsäuregehalt, reichlich Flavonoide, Triter­ pensaponine, Mineralstoffe (Phosphor, Eisen, Kobalt, Aluminium, Kalium), die Vitamine K und E, Carotin und Spurenelemente (un­ ter anderem Zink, Bor, Jod). Haferstroh wirkt antiphlogistisch, adstringierend und antipru­ ristisch. Bäder oder Abkochungen, aus dem Haferstroh zubereitet Werther J. Stechender Energielieferant. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 66–69 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Heilpflanzenporträt DHZ PRAXIS 69 on E beschreibt die Anwendung von Haferstroh äußerlich bei ent­ zündlichen und seborrhoischen Hauterkrankungen, insbesondere mit Juckreiz. Dieser Artikel ist online zu finden: http://dx.doi.org/10.1055/a-1653-2716 Literatur [1] Bäumler S. Heilpflanzenpraxis heute. Porträts Rezepturen Anwendung. München: Elsevier; 2007 [2] Hafer – Ein Getreide mit Zukunft. Im Internet: https://www.hafer-die-al- leskoerner.de/landwirtschaft/haferanbau-wissen; Stand: 14.1.2022 [3] Avena sativa L. Im Internet: https://www.avogel.de/pflanzenlexikon/ave- na_sativa.php; Stand: 14.1.2022 [4] WWU Münster. Arzneipflanze des Jahres 2017. Im Internet: https://www. uni-muenster.de/Chemie.pb/institut/garten/AdJ2017.html; Stand: 3.2.2022 [5] [Verghese M, Rao D, Chawan C et al. Anticarcinogenic effect of phytic acid (IP6): Apoptosis as a possible mechanism of action. LWT Food Science and Technology 2006; 39: 1093–1098 [6] Somasundar P, Riggs D, Jackson B et al. Inositol hexaphosphate (IP6): a novel treatment for pancreatic cancer. Journal of Surgical Research 2005; 126: 199–203 [7] Braaten JT, Wood PJ, Scott FW et al. Oat beta-glucan reduces blood cho- lesterol concentration in hypercholesterolemic subjects. Eur J Clin Nutriti- on 1994; 48: 465-474 [8] Vonarburg B. Homöotanik. Arzneipflanzen in der Homöopathie. Stutt- gart: Haug; 2009 [9] Hafer. Im Internet: https://arzneipflanzenlexikon.info/hafer.php; Stand: 14.1.2021 JUTTA WERTHER Jutta Werther ist Ärztin für innere Medizin mit Zusatzbezeichnung Geriatrie. Sie hat eine Phytotherapie-Grundausbildung und -Fortbildung an der Freiburger Heilpflanzen- schule abgeschlossen. Seit Januar 2021 ist sie in der Hessing Klinik in der geriatrischen Rehabilitation tätig. Bis Dezember 2021 war sie in der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopä- die, Plastische und Handchirurgie im Bereich der Alterstraumatologie VITA (Versorgungseinheit für integrierte Traumatologie im Alter) tä- tig. E-Mail: jutta.werther@gmx.de Kontraindikationen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen Für einige Personengruppen gibt es für die Anwendung von Hafer­ kraut bisher keine Untersuchungen, welche die Unbedenklichkeit belegen können. Das gilt generell für die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die innerliche Anwen­ dung bei Kindern. Bei Kindern gibt es jedoch keine Bedenken ge­ gen die äußerliche Anwendung von Hafermehl und ­stroh. Neben­ wirkungen und Wechselwirkungen sind nicht bekannt. [9] Fertigpräparate In der Roten Liste finden sich überwiegend Kombinationspräpara­ te: ▪ Avena sativa Urtinktur (Fa. Weleda) ▪ Neurexan Tbl. (Fa. Heel) ▪ Passiflora Nerventonikum (Fa. Wala) ▪ Naturreiner Heilpflanzensaft (Fa. Schoenenberger) Fazit Hafer, das heimische Superfood, ist ein Alleskönner unter den Kör­ nern. Die oberirdischen Pflanzenteile erlauben einen breitgefä­ cherten therapeutischen Einsatzbereich mit innerlichen und äu­ ● ßerlichen Anwendungsmöglichkeiten. REZEPTUREN Haferschleim Zutaten: 60 g zarte Haferflocken 300 ml Wasser 1 Prise Salz Zubereitung und Anwendung: Zutaten in einem Kochtopf unter ständigem Rühren aufkochen, bis sich ein Brei der gewünschten Konsistenz eingestellt hat. Den fertigen Haferschleim etwas abkühlen lassen und dann servieren. Haferstrohbad 100 g Haferstroh mit 3 l Wasser für 20 min kochen, abseihen und dem Badewasser zugeben. Höchstens 2 × pro Woche darin baden und jeweils maximal 15 min. Durch die enthaltene Kieselsäure ist es hilfreich bei juckender, ent- zündeter und oder fettiger Haut. Werther J. Stechender Energielieferant. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 66–69 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Aus Industrie und Forschung ADVERTORIAL 71 wissenswerte.info: Aktuelle Informationen und hilfreiche Services - speziell für Heilpraktiker*innen! wissenswerte.info von Heel Alle Bilder © Heel reich Therapie finden sich wichtige Infor­ mationen rund um Heilkunde, Untersu­ chung und Diagnose. „Erklärt in 3 Minu­ ten“, Online­Fortbildungen und Buchtipps sind in der Mediathek gesammelt. Unter Der aktuelle Praxisfall sind Fall­ skizzen und Therapiebeispiele verschiede­ ner Krankheitsbilder gesammelt. Über 30 häufige Fälle sind dort konkret und an­ schaulich mit Anamnese, Diagnostik, Akuttherapie, homotoxikologischem The­ rapieansatz sowie Fallverlauf und Ausgang anschaulich aufgelistet. Ein Download der einzelnen Fallbeispiele ist möglich. In der Rubrik Service finden sich neu­ este Informationen, Trendthemen und eine Übersicht von Anbietern von Injekti­ onskursen. Weiterbildung ist ein wichtiges Thema für Heilpraktiker*innen. In der Rubrik Fortbildungen finden sich eine Vielzahl von Veranstaltungen mit Fortbildungs­ möglichkeit. Kostenlose Online­Fortbil­ dungen rund um die Homotoxikologie sind dort ebenso möglich, wie die regel­ mäßigen Webinare, die ganzjährig online stattfinden und auch nach der Durchfüh­ rung jederzeit angesehen werden können. Heilpraktiker*innen profitieren von der Vielfalt der Fachplattform mit vielen Infos und Services rund um die Themen Präparate, Diagnose, Heilkunde, Praxismarketing, Fallbeispielen, Trendthe- men und Fortbildung. In der Rubrik Präparate kann die pas­ sende Medikation nach Symptomen und Produktnamen gesucht werden. Im Be­ Services – speziell für Heilpraktiker*innen! Alle entscheidenden Informationen und Services auf einen Blick finden Heil­ praktiker*innen auf der kostenfreien Fachplattform wissenswerte.info von Heel. In übersichtlichen Rubriken kann jede gesuchte Information direkt ange­ steuert werden: So finden sich unter Aktuelles praxis­ relevante medizinische Themen für die therapeutische Arbeit und viele Tipps rund um das Praxismarketing sowie hilf­ reiche Hinweise, wie der Auftritt der eige­ nen Praxis und therapeutischen Arbeit ge­ staltet werden kann. ADVERTORIAL Aus Industrie und Forschung. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 71–72 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Die Beiträge in dieser Rubrik erscheinen au- ßerhalb der Verantwortung der Herausgeber und Redaktion nach Angaben der im Beitrag genannten Anbieter. Forum der Industrie DHZ SERVICE 73 Kanadische VIVO Cannabis Inc. startet mit Beacon Medical Germany GmbH im deutschen Markt für Medizinal-Cannabisblüten Beacon Medical Germany GmbH Beacon Medical Germany GmbH, die deutsche Tochtergesellschaft der kanadi- schen VIVO Cannabis Inc, startet im Dezem- ber mit der Vermarktung der ersten eigenen Cannabisblüte im deutschen Markt für Medi- zinal-Cannabis. Beacon Medical ist die globale Marke für me- dizinischen Cannabis für alle Cannabis-Prä- parate der VIVO Cannabis Inc in Kanada, Deutschland und Australien. Beacon bedeu- tet „Leuchtturm“ und soll das Engagement von VIVO zum Ausdruck bringen, Ärzten, Apothekern und Patienten Orientierung und Hilfestellung bei der Auswahl sowie dem Ein- satz von Cannabisblüten im medizinischen, verschreibungspflichtigen Bereich zu geben. Beim ersten Produkt in Deutschland handelt es sich um das Kultivar „WAPPA“, ein Indica- Sativa-Hybrid mit einem THC-Gehalt von 18 % unter der Bezeichnung „Beacon I- Hyb- rid THC 18“ (PZN 17638735). Geplant ist für das erste Quartal 2022 bereits die Einführung des nächsten Kultivars vom Typ SENSI STAR, welches unter der Bezeich- nung „BeaconIndica THC 18“ auf den Markt kommen wird. Beide Produkte repräsentieren jeweils die ersten Kultivare ihrer Art im deutschen Markt, nämlich eine „WAPPA-Genetik“ und eine „SENSI STAR-Genetik“. Diese standen bisher deutschen Ärzten und Patienten noch nicht zur Verfügung und bedeuten damit eine wertvolle Erweiterung der therapeuti- schen Optionen im Bereich Medizinal-Can- nabisblüten. Die Blüten von Beacon Medical Germany GmbH können exklusiv über die Medical Pharma Resource GmbH (Medical Pharma) mit Sitz in Langenfeld bestellt werden. Medi- cal Pharma ist der exklusive Vertriebspartner für Medizinal-Cannabisblüten der Beacon Medical Produkte und übernimmt zusätzlich Supportfunktionen für die Apothekenkun- den. Der Vertriebspartner hat bereits einen Fachbereich sowie eine Hotline für Apothe- ken eingerichtet und ist auch Ansprechpart- ner für die Fachkreise. Bestellungen sind ab sofort bei der Medical Pharma möglich. Weitere Informationen finden Sie unter www.beaconmedical.de Weitere Informationen: Beacon Medical Germany GmbH www.beaconmedical.de www.vivocannabis.com Immuntherapien in der Onkologie – aktueller Stand der Forschung BMT Braun GmbH biellen Darmbesiedlung (Mikrobiom) eine wichtige Rolle und beeinflussen das Immun- system. Das Zusammenspiel dieser Faktoren wird letztendlich darüber entscheiden, ob immuntherapeutische Ansätze erfolgreich sein können. Daher sind das Verstehen und die weitere Erforschung dieser komplexen Zusammenhänge von enormer Bedeutung. In einem Webinar präsentiert Professor Hand- gretinger aktuelle Forschungsergebnisse, aus denen sich neue immuntherapeutische Ansät- ze und praktische Herangehensweisen vor al- lem für die Krebstherapie ergeben. Informationen zu Prof. Dr. med. Rupert Handretinger: ▪ Ärztlicher Direktor der Kinderpädiatrie und Hämatologie/Onkologie (Universi- tätskinderklinikum Tübingen) ▪ Professor emeritus Universität Tübingen ▪ Berater am PediatricHematology/Onco- logyStemCell Center (Abu Dhabi) Weitere Informationen und Anmeldung Webinar am 28.02.2022, 19:30–20:30 Referent: Prof. Dr. med. Rupert Handgretin- ger Anmeldung: info@bmtbraun.de Informationen: bmtbraun.de/kongresse-messen/ Weitere Informationen: BMT Braun GmbH www.bmtbraun.de Grafik. © BMT Braun Die Immuntherapie bei Krebs hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte ge- macht und findet allmählich Einzug in die bis- herigen konventionellen Standardtherapien. Es wird immer deutlicher, dass eine effektive immunologische Krebstherapie dem Patien- ten in seiner Gesamtheit individuell ange- passt werden muss. Hierbei spielen verschie- dene Faktoren wie etwa der individuelle Stoffwechsel (Metabolom) bis hin zur mikro- Forum der Industrie. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 73–78 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Forum der Industrie DHZ SERVICE 75 Endlich schneller einschlafen: dormiLoges® Melatonin plus Tryptophan Dr. Loges Ein hohes Arbeitspensum, lange Bild- schirmtätigkeit – das Abschalten fällt vielen Menschen zunehmend schwer, was zu Schlafproblemen führen kann. Inzwischen berichtet jeder 7. Deutsche von Einschlaf- schwierigkeiten mit einer durchschnittlichen Einschlafzeit von über 31 Minuten. Für eine verkürzte Einschlafzeit mit sofort verfügba- rem Melatonin ist jetzt das neue dormiLo- ges® Melatonin plus Tryptophan apothe- kenexklusiv erhältlich. Was viele nicht wissen: Das blaue Licht von Bildschirmen kann den empfindlichen Regel- kreis bestimmter Botenstoffe negativ beein- flussen. Melatonin beeinflusst den Schlaf-Wach- Rhythmus des Körpers Licht hat innerhalb des Schlaf-Wach-Rhyth- mus eine wichtige Zeitgeberfunktion und trägt unter anderem dazu bei, die „innere Uhr“ zu synchronisieren. Gewöhnlich stimu- liert die einsetzende Dämmerung mit ho- hem Rotlichtanteil die Melatoninsynthese in der Epiphyse. Mit zunehmendem Lebensalter und durch ungünstige äußere Bedingungen lässt die Melatoninsynthese jedoch nach – was zur Folge haben kann, dass die natürliche Steue- rung der Einschlafprozesse aus dem Takt ge- rät. Jetzt zeigen Metaanalysen, dass oral zu- geführtes Melatonin die Einschlafzeit verkür- zen kann. Die EFSA bestätigt dies mit ihren Melatonin-Healthclaims: ▪ trägt dazu bei, die Einschlafzeit zu verkür- zen und ▪ trägt zur Linderung des subjektiven Jet- lag-Empfindens bei. Die körpereigene Unterstützung beim Einschlafen Das neue dormiLoges® Melatonin plus Tryp- tophan ist die sinnvolle Kombination aus Me- latonin plus Tryptophan und Vitamin B6. Das sofort verfügbare Melatonin verkürzt die Ein- schlafzeit und lindert Jetlag. Die essenzielle Aminosäure Tryptophan und das Coenzym Vitamin B6 spielen eine wichtige Rolle in der natürlichen Melatoninsynthese. dormiLo- ges® Melatonin plus Tryptophan ist gut ver- träglich, und es sind keine Gewöhnungsef- Das neue dormiLoges® Melatonin plus Trypto- phan ist die sinnvolle Kombination aus Mela- tonin plus Tryptophan und Vitamin B6. © Dr. Loges fekte bekannt. Man nimmt eine Tablette kurz vor dem Schlafengehen ein. dormiLo- ges® Melatonin plus Tryptophan ist in Pa- ckungen mit 30 (PZN 17544974) und 60 Filmtabletten (PZN 17544980) neu erhält- lich. Weitere Informationen: Dr. Loges www.loges.de Forum der Industrie. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 73–78 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

Forum der Industrie DHZ SERVICE 77 BioActive Omega-7: Ein feuchtigkeitsspendender, hochwertiger Sanddornextrakt Pharma Nord Die wohltuenden Eigenschaften von Sanddornöl werden von Frauen in den Wech- seljahren geschätzt. Das Nahrungsergän- zungsmittel, das pflegende Nährstoffe für Haut und Schleimhäute enthält, kann aller- dings noch mehr: Generell ist es für jeden, der unter trockenen Schleimhäuten wie tro- ckenen Augen oder Scheidentrockenheit lei- det, eine sinnvolle Option. Die kleine, orangefarbene Sanddornbeere enthält einige der Nährstoffe, die die Funkti- on unserer Haut und Schleimhäute unter- stützen. Aus diesem Grund greifen viele, die von Mund- und Schleimhauttrockenheit be- troffen sind, zu Sanddornextrakt. Pharma Nord stellt Omega-7 vor: Mit Fett- säuren und Vitamin A bietet es wohltuende Inhaltsstoffe für Haut und Schleimhäute. Das einzigartige, aus Sanddorn gefertigte Öl ent- stammt aus einem überaus schonenden Herstellungsprozess. Seine Produktion ist standardisiert; somit ist sichergestellt, dass in jeder Kapsel die exakt gleiche Menge an Wirkstoffen enthalten ist. Nährstoffe für Ihre innere und äußere Barriere Unsere Schleimhäute übernehmen eine Viel- zahl von Funktionen im Körper: Sie dienen als „innere Haut“ und stellen eine Barriere zwischen der inneren und äußeren Umge- bung dar. Eine optimale Funktion dieser Bar- riere ist nur dann sichergestellt, wenn sie mit den richtigen Nährstoffen versorgt wird. Omega-7 von Pharma Nord enthält den um- fassend dokumentierten Sanddornextrakt SBA24. Besagter Extrakt ist eine Mischung aus Omega-3-, Omega-6-, Omega-7- und Omega-9-Fettsäuren, Vitamin A, Vitamin E, Polyphenolen, Flavonoiden, pflanzlichen Ste- rolen und einer reichen Auswahl an anderen Phytonährstoffen, die Sanddorn seine einzig- artige Zusammensetzung verleihen. PZN 17529911 BioActive Omega-7, 60 Kapseln. © Pharma Nord SBA24 ist standardisiertes Sanddornöl. Wäh- rend der Nährstoffgehalt je nach Anbauge- biet, Erntezeit etc. variieren kann, erhalten Sie mit Omega-7 von Pharma Nord immer die exakt gleiche Menge und Zusammenset- zung. Erhältlich in Apotheken. Der Gehalt an Omega-7-Fettsäuren ist in die- ser orangefarbenen Beere besonders hoch. Vitamin A trägt zur Erhaltung einer physiolo- gischen Haut- und Schleimhautfunktion bei. Weitere Informationen: Pharma Nord www.pharmanord.de Forum der Industrie. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 73–78 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

intern DHZ 79 Der BDH – eine aktive Gemeinschaft ZUKUNFTSWEISEND – PRAXISNAH – SERVICEORIENTIERT Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, liebe Berufsanwärterinnen, liebe Berufsanwärter! Für diese Ausgabe der DHZ haben wir ein In- terview mit Dr. Heike Goebel geführt, die den Verein Naturheilpraxis ohne Grenzen e. V. (NoG) gegründet hat, der Menschen in Armut und finanzieller Not kostenfreie me- dizinische Hilfe anbietet. Die Arbeit des Ver- eins ist wirklich beeindruckend, und wir wollten einfach mehr darüber erfahren. Le- sen Sie selber, was der Verein alles auf die Beine stellt. Leider mussten wir den Dortmunder Natur- heilkundetag 2022 aufgrund der pandemi- schen Lage absagen. Wir hoffen nun, dass wir bald mit der Fortbildungsreihe „Update Heilpraxis“ in die Fortbildungssaison starten und vor allen Dingen im Sommer auch unse- ren Jubiläumskongress veranstalten können. Der BDH besteht in diesem Jahr seit 50 Jah- ren, und wir möchten dies gerne mit Ihnen im Rahmen eines Kongresses feiern. Drü- cken Sie die Daumen, dass die Pandemie-Si- tuation uns dies erlaubt. Apropos Pandemie: Ende des Jahres standen bei uns die Telefone nicht mehr still, als die Impfpflicht für im Gesundheitswesen Tätige beschlossen wurde. Wir möchten heute ger- ne klarstellen, dass wir die Impfung auf Basis einer individuellen Impfentscheidung befür- worten und eine allgemeine oder einrich- tungsbezogene Impfpflicht ablehnen. Wir verstehen deshalb sehr gut, dass momentan von vielen Seiten öffentlich sichtbare Aktivi- täten eingefordert werden. Aber in diesem Fall sind unserer Einschätzung nach öffentli- che Aktionen zum jetzigen Zeitpunkt eher kontraproduktiv. Eine öffentliche Diskussion zur Impfpflicht macht aus unserer Sicht kei- nen Sinn, würde unseren Berufsstand mehr spalten als einen und ihn aufgrund kontro- verser Diskussionen erneut ins Rampenlicht zerren. Juristen und Verfassungsrechtler be- schäftigen sich bereits mit der COVID- 19-Impfpflicht und werden sich zu den be- stehenden Schwachstellen äußern. In jedem Fall ist es wichtig und auch strategisch gebo- ten, dass wir Heilpraktikerverbände uns nun eben gerade nicht lautstark positionieren und unseren Gegnern eine Steilvorlage für Äußerungen liefern, die uns – völlig unver- dient – in eine prekäre Lage bringen können. Dies bedeutet aber keineswegs, dass sich der BDH und auch die anderen Verbände nicht schon jetzt auch fachlich und juristisch mit allen Entwicklungen und Gesetzen aus- einandersetzen, die für uns relevant sind, und im Austausch mit entsprechenden Sachverständigen sowie Politikern sind. Die Gemüter sind beim Thema Corona-Imp- fungen zum Teil extrem aufgeheizt. Wir möchten Sie jedoch bitten, die Auseinander- setzungen zu dem Thema – unabhängig von der eigenen Meinung – sachlich, respektvoll und versöhnlich zu führen und auch den BDH-Mitarbeitern gegenüber den angezeig- ten Respekt zu wahren. Wir sind besorgt über die steigende Aggressivität in der Dis- kussion. Lassen Sie uns gemeinsam auf Au- genhöhe und durch Respekt getragen über ein überaus vielschichtiges Thema sachlich miteinander und mit anderen sprechen. In diesem Sinne grüße ich Sie ganz herzlich. Ihr Ulrich Sümper | Präsident BDH BDH intern. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 79–83 | © 2022. Thieme. All rights reserved. Update Heilpraxis 2022 – Termine vormerken 2022 wird der BDH die Fortbildungs- reihe „Update Heilpraxis“ an sechs Orten fortsetzen. Als Extra bieten wir exklusiv für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein auf das jeweilige Pro- gramm abgestimmtes Abrechnungs- seminar von HP Siegfried Kämper. Die Fortbildungsreihe „Update Heilpra- xis“ wird selbstverständlich unter Einhal- tung der aktuellen Pandemie-Vorgaben stattfinden und immer vorausgesetzt, dass die Corona-Pandemie Präsenzveran- staltungen zulässt. Passend zu den Themen der Vorträge vor Ort wird BDH-Vizepräsident Siegfried Kämper ein Abrechnungsseminar in Kurzform anbieten, mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ebenfalls inbegriffen ist ein ausführliches Abrechnungsseminar als Web-Seminar, das alle Teilnehmer im Nachgang zur Präsenzveranstaltung kos- tenfrei nutzen können. Die Veranstaltung wird 2022 an folgen- den Orten stattfinden: ▄ Bonn (02.04.2022) ▄ Nürnberg (30.04.2022) ▄ Trier (07.05.2022) ▄ Münster (13.08.2022) ▄ Lüneburg (10.09.2022) ▄ Marburg (08.10.2022)

intern DHZ 81 genen Praxis für NoG engagieren können. Das können wir leider nicht realisieren. Wir haben zudem festgestellt, dass die Zusam- menarbeit im Team für Menschen in Not so- wohl für die Patienten*innen als auch die Therapeut*innen ein echter Mehrwert ist. Ei- nen neuen Praxisstandort in einer Großstadt eröffnen wir, sobald ein Team von mindestens zehn Therapeut*innen und eine Praxisleitung steht. BDH: Was genau bieten Sie für wen in Ihren Naturheilkundepraxen an? Dr. Heike Goebel: Unsere Zielgruppe sind Menschen in Armut und Not. Wir haben dies bewusst sehr offen formuliert, weil Armut ein sehr breites und facettenreiches Thema in Deutschland ist. Jeder 6. Erwachsene und so- gar jedes 5. Kind lebt nach aktuellen Studien unterhalb der Armutsgrenze. Unsere Patient*innen sind Leistungsbezieher, zum Beispiel in Form von Hartz IV oder Grundsi- cherung, Alleinerziehende, Frauen und Män- ner ohne Obdach, Babys, Kinder, Erwachsene und Senior*innen. Unser therapeutisches Angebot versuchen wir passgenau auf die Patientenzielgruppe zuzuschneiden. In allen unseren Praxen bie- ten wir manuelle Schmerzbehandlungen an. Die Menschen sehnen sich nach Berührun- gen und haben umfangreiche Schmerzprob- lematiken im Bewegungsapparat. Natürlich gehören auch die innere Medizin und die Ge- sprächsangebote unserer psychologischen Berater*innen und HP Psychs zu unserem Mindeststandard. In einigen Praxen haben wir zudem besondere Angebote wie Fußpfle- ge für Menschen ohne Obdach und Senior*innen oder auch Kunsttherapie und Entspannung. BDH: Wie bewerben Sie das Angebot, sodass auch die betroffenen Mitbürger*innen davon erfahren? Dr. Heike Goebel: Man könnte meinen, dass wenn Menschen von einem qualifizierten und kostenlosen Angebot erfahren, wir uns vor Patientenanfragen kaum retten könnten. Tatsächlich ist es aber so, dass die Menschen zu Beginn sehr misstrauisch sind. Sie können es kaum glauben, dass das Angebot tatsäch- lich unentgeltlich ist und keine verdeckten Kosten im Nachgang anfallen. Zudem sind sie ganz erstaunt und in der Regel tief berührt, dass wir uns ihre Armut nicht beweisen las- sen. Wir vertrauen darauf, dass die Menschen, die zu uns kommen, unser Angebot brauchen und es sich nicht leisten können. Und genau diese Erfahrungen, die die Patient*innen in unseren Praxen machen, sprechen sich dann herum wie ein Lauffeuer und bringen die Menschen zu uns. Zudem sind unsere Praxen auch immer eng vernetzt mit anderen sozia- len, medizinischen und seelsorgerischen Ein- richtungen vor Ort. Medinetze, Suchthilfen, Schuldnerberatungen, Betreuungseinrich- tungen usw. arbeiten eng mit uns zusammen Abb. 3 Auch die osteopathische Behandlung wird in den Praxen angeboten. Quelle: Gabi Klingels Frankfurt in den Räumen eines Nachbar- schaftsvereins, in Köln in einem Tagesaufent- halt für wohnungslose Frauen und in Biele- feld in einem sozialen Stadtteilcafé. BDH: Wie wählen Sie Standorte und Räum- lichkeiten aus? Wie finanzieren Sie sich? Dr. Heike Goebel: Nachdem unser ganzheit- liches Angebot für Menschen in Armut und Not so gut von den Patienten*innen ange- nommen wird, planen wir zehn bis fünfzehn Naturheilpraxen ohne Grenzen in Deutsch- land aufzubauen. Hierzu gehen wir überwie- gend in die Ballungsgebiete beziehungswei- se Großstädte, weil dort einfach die Not zah- lenmäßig am größten ist. Unsere Praxen sind immer Gemeinschaftspraxen, das heißt, pro Standort braucht es immer auch ein Thera- peutenteam und eine Praxisleitung. Bei unse- rer Suche nach Räumlichkeiten haben wir bis- lang gute Erfahrungen gemacht. Viele große Sozialträger wie Diakonie und Caritas unter- stützen uns und bieten uns an, in ihren Räum- lichkeiten unsere Praxen aufzubauen. Neben den Sozialträgern konnten wir in den drei Jahren seit Vereinsgründung viele weite- re Unterstützer gewinnen. Firmen, Heilprakti- kerschulen, Privatleute und vor allem auch Stiftungen unterstützen unser Engagement finanziell. Wir legen großen Wert auf unser Qualitätsmanagement in unserem Verein, und ich glaube, dass dies für Vertrauen bei unseren Geldgebern sorgt. BDH: Sie haben inzwischen sehr viele Kolleg*innen, die sich mit Ihnen alle ehren- amtlich engagieren. Wie finden Sie Ihre Mitstreiter*innen? Wie organisieren sich die einzelnen Praxen? Dr. Heike Goebel: Um ehrlich zu sein, wer- den wir von interessierten Kolleg*innen ge- funden, was wirklich wunderbar ist. Viele er- fahren von uns und unserem Herzensthema über Presseartikel, Fernsehbeiträge, News- letter oder auch solche Fachzeitschriftenbei- träge wie diesen. Zudem sind wir auf Face- book und Instagram sehr aktiv, und hier fol- gen uns auch viele Interessierte. Es gibt aber auch naturheilkundliche Kolleg*innen, die sich engagieren wollen und dann über ihre Internetrecherche auf unseren Webauftritt stoßen. Unsere Praxen sind wie gesagt immer Ge- meinschaftspraxen. Ganz oft werden wir ge- fragt, ob sich Heilpraktiker*innen in ihrer ei- BDH intern. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 79–83 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

intern DHZ 83 Scham und ihre Angst vor Zurückweisung sind einfach zu groß, als dass sie sich mit an- deren Menschen in ein Wartezimmer setzen. Also habe ich wieder unseren Gesundheits- dezernenten angerufen und ihm die Lage ge- schildert. Die Stadt Essen entwickelt sich zu einem herausragenden Gesundheitsstand- ort, und mir ist es wichtig, dass dies für alle Menschen gilt und nicht am Geldbeutel fest- gemacht wird. Erneut hat unser Gesundheits- dezernent unser Anliegen bei seinen Amts- kolleg*innen bekannt gemacht. So konnten wir von der Berufsfeuerwehr Essen einen ge- brauchten Rettungswagen erwerben. Die Krupp-Stiftung sowie viele andere Unterstüt- zer haben uns beim Umbau des Wagens ge- holfen. Bei so viel Unterstützung war es mir wichtig, dass unser Gesundheitsdezernent auch die Schirmherrschaft für unser Natur- heilmobil NaMo übernimmt. Selbstverständ- lich ist unser NaMo auch beim Gesundheits- amt angemeldet. Es handelt sich nicht um eine Ausübung der Heilkunde im Umherzie- hen, da wir feste Sprechzeiten an festen Standorten für eine festgelegte Patienten- gruppe haben. BDH: Aktuell planen Sie, sich an einem ers- ten Auslandsprojekt in Tansania zu beteili- gen. Es handelt sich um ein Kinderdorf für schwer behinderte Kinder. Wie genau wol- len Sie sich dort einbringen? Dr. Heike Goebel: Nicole Mtawa hat den Ver- ein Human Dreams e. V. gegründet und hat in Ghana, Tansania und Indien Kinderdörfer für schwer kranke und behinderte Kinder aufge- baut. In Tansania leben 35 Kinder und werden hier von einem Arzt, einem Physiotherapeu- Spenden an Naturheilpraxis ohne Grenzen e. V. sind unter anderem via Bankverbindung möglich Geno Bank Essen IBAN: DE97 3606 0488 0523 2273 00 BIC: GENODEM1GBE Weitere Spendenmöglichkeiten finden Sie auf der NoG-Website unter: https://naturheilpraxis-ohne-grenzen.de/spenden/ ten und einer Krankenschwester betreut. Ich werde das medizinische Team mit meinen Kompetenzen ergänzen. Vorwiegend werde ich die Kinder viszeral-osteopathisch, mit Dorntherapie und innerer Medizin behan- deln. Wenn sich die Zusammenarbeit zwischen un- seren beiden Vereinen bewährt, dann können die nächsten NoG-Therapeuten sich vor Ort engagieren. BDH: Lassen Sie uns in die Zukunft schau- en. Welche weiteren Pläne haben Sie? Soll es weitere Praxen und mobile Einrichtun- gen geben? Dr. Heike Goebel: Wir würden sehr gerne nach und nach weitere Naturheilpraxen ohne Grenzen in verschiedenen Großstädten oder Ballungsgebieten aufbauen. Konkret schwe- ben uns die Städte Hamburg, München, Stuttgart und Berlin vor. Wir freuen uns, wenn sich interessierte Therapeut*innen aus diesen Städten bei uns melden. BDH: Was raten Sie Menschen, die sich in Ihrem Verein engagieren wollen. An wen sollen Sie sich wenden? Dr. Heike Goebel: Uns kann man am besten über unsere E-Mailadresse info@nog-praxen. de oder unsere Telefonnummer 0176/81 36 47 19 kontaktieren. Hier erreicht man unsere Kollegin Sabine Wende, stellvertretende Vor- sitzende und Teil unseres Orga-Teams. Sie be- antwortet gerne alle Fragen. BDH: Können Kolleg*innen Sie auch mit Spenden unterstützen? Dr. Heike Goebel: Oh ja, sehr gerne! Darüber freuen wir uns natürlich auch immer sehr. BDH: Liebe Frau Dr. Goebel, wir danken Ihnen herzlich für das Interview und wün- schen Ihnen und Ihrem Verein weiterhin viel Erfolg und alles Gute. BDH intern. DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2022; 1: 79–83 | © 2022. Thieme. All rights reserved.

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