pflege konkret geht, auf ein Schichtplansystem mit festen Arbeitszeit rhythmen – ähnlich wie bei der Po lizei oder anderen Berufen. Dabei hat er sich bei der Gestaltung der physiologischen Arbeitszeit an einer Schweizer Studie bedient, um alle Fak toren für eine optimale, arbeitnehmer verträgliche Dienstplangestaltung zu berück sichtigen. Dazu gehört unter anderem, dass die Pflegekräfte nicht mehr als fünf Dienste am Stück haben sollten, und diese nur in der Vor wärtsrotation, sprich immer Früh, Spät, Nachtschicht. Auch recht liche Rahmenbedin gungen, allen voran das Arbeits zeitschutzgesetz, sind zu berück sichtigen. „Im Moment sind die Schichten bei den Tagdiensten 7,42 Stunden lang. Die Dienstzeit im neuen Modellprojekt geht dann hoch auf 9,63 Stunden, so wie sie momentan schon annähernd im Nachtdienst ist“, erklärt Jansen. Das habe zur Folge, dass es eine wesentlich höhere Überlappung der Schichten gebe und damit eine Entlastung der Schicht, die neu anfängt. „Die Vorteile des Pilotprojektes liegen in der deutlich gesteigerten Anzahl der freien Tage. Sind in der normalen Fünf-Tage- Woche zehn Dienste in 14 Tagen zu besetzen, werden es mit dem neuen Modell nur noch acht Dienste in 14 Tagen sein“, berichtet der Pflegedirektor. Natürlich gebe es auch Nachteile, da ein kurzer Wechsel von der Spätschicht auf die Früh schicht in dem Modell nicht mehr möglich sei. Zudem brauche das Modell mehr Personal als in der normalen FünfTageWoche, weil sich die Personaleinsatzzeiten nicht mehr so flexibel verteilen werden. „Das Modell wird sicherlich auch nicht für jeden geeignet sein“, ist Jansen realistisch. Dennoch ist er gewillt herauszu- finden, welche und wie viele Bewerber es dafür gibt, wie das Pilotprojekt ankommt und ob es auf dem Arbeitsmarkt überhaupt gefragt ist. Denn: Jansen plant das Pilotprojekt quasi „auf der grünen Wiese“, sprich in einer Station, die derzeit wegen Personalmangels nicht betrieben 12 werden kann. Jansen gibt sich und dem Pilot projekt ein Jahr, um dann zu evaluieren, ob es Zukunft hat und auch auf andere Stationen ausgedehnt werden kann. In der Zeit wird auch immer wieder geprüft, ob und was nach justiert werden muss. Jansen weiß natürlich auch, dass das Projekt scheitern kann. Vier-Tage-Woche – freie Wahl für alle Die VierTageWoche, die in Bocholt noch in einer Station getestet wird, soll im Hochtaunus und in Herne für alle kommen. An den Hoch taunus-Kliniken mit Standorten in Bad Hom burg, Usingen und Königstein können alle Be schäftigten – auch der ärztliche Dienst – 2024 wählen, ob sie in den Vier-Tage-Modus wech seln wollen, um anschließend drei Tage frei zu haben. Für Geschäftsführerin Dr. Julia Hefty steht dabei das Wohlergehen ihrer Mitarbeiten den im Fokus: „Wir wollen unseren Mitarbei tern mehr zeitliche Flexibilität, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und längere Erholungsphasen ermöglichen.“ Damit sind die Kliniken die ersten in Deutschland, in denen die Vier-Tage-Woche flächendeckend für alle umgesetzt wird. Seit 2019 hat die St. Elisabeth Gruppe knapp 60 Prozent mehr Personal aufgebaut. Doch die „Konkurrenz“ steht schon in den Startlöchern. Seit Oktober 2023 haben sich die Katholischen Kliniken Rhein-Ruhr der St. Eli sabeth Gruppe GmbH in Herne – mit jeweils einer Station des St. Anna Hospitals Herne, dem Marien Hospital Herne, dem Marien Hos pital Witten und dem Rheumazentrum Ruhr gebiet – auf den Weg gemacht, das Projekt Vier-Tage-Woche für die Pflege ein halbes Jahr auf mehreren Stationen zu testen. Die Idee stammt hier aus einer gemeinsamen Über legung des Teams der Pflegedienstleitung, wie man den Mitarbeitenden erweiterte Arbeits zeitmodelle anbieten kann – außerhalb des dort etablierten Teams „Zeitwunsch“, das hier ein eigenes Team mit eigener Leitung ist. Für die Klinikgruppe ist der Antrieb, „unseren Mit arbeitenden in der Pflege eine maximale Fle xibilität bei der Arbeitsplatzgestaltung zu er möglichen, die ihre aktuelle persönliche Lebenssituation in den verschiedenen, indivi duellen Lebensphasen berücksichtigt“, erläu tert Marion Schmitz, Gesamtpflegedienst- leitung der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr. Die Kliniken wollen aber noch einen Schritt weiter gehen und geben ihren Pflegekräften die Möglichkeit, zwischen vier Tagen, vierein halb Tagen und der „normalen“ FünfTage Woche zu wählen – und jederzeit wechseln zu können. Neben der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter will die Klinikgruppe auch eine noch bessere Patientenversorgung er reichen. „Durch die längeren täglichen Arbeitszeiten in der Vier-Tage-Woche werden die Kontaktzeiten zwischen Pflegekraft und Patient erhöht. Die ser kann so von der einen Pflegekraft längere Zeit am Stück betreut werden “, ergänzt And reas Kowalski, stell vertretende Gesamtpflege dienstleitung. Das Mehr an Pflegepersonal, das für dieses Arbeitszeitmodell notwendig ist, „kann sich die Klinik glücklicherweise leisten“, erklärt Kowalski. Das liege unter anderem da ran, dass man strategische Entscheidungen in der Vergangenheit getroffen habe, wie Perso nalentwicklungskonzepte oder die Ausbil dungskapazitäten zu erhöhen, um die Persona- lsituation auf den Stationen zu verbessern. „Das ist ein floatendes System mit einem Höchstmaß an Flexibilität für die Mitarbeiter“, erklärt Kowalski weiter. Es war der Klinik- gruppe wichtig, dass das variable Arbeits und Lebensphasenmodell an allen Standorten und CNE.magazin 2.24 | © 2024. Thieme. All rights reserved.