Zeit für Zuwendung/Patientengespräche Entwicklung/Aktualisierung von Pflegeplänen/-behandlungspfaden Beratung/Anleitung von Patienten und/oder ihren Angehörigen Planung der Pflege Adäquate Dokumentation der Pflegearbeit Mundpflege Adäquate Patientenüberwachung Hautpflege Vorbereitung der Patienten auf die Entlassung Regelmäßiges Umlagern von Patienten Zeitgerechte Verabreichung von Medikamenten Schmerzmanagement Behandlung und Prozeduren 79,8 % 81,5 % 7 1 0 2 . l a t e r e d n a Z n a t n h e l e g n a : e l l e u Q 54,2 % 53,9 % 54,0 % 53,7 % 44,9 % 42,7 % 46,1 % 39,5 % 34,5 % 39,4 % 43,9 % 37,3 % 36,0 % 27,9 % 26,3 % 23,8 % 31,9 % 22,0 % 27,7 % 20,6 % 20,5 % 19,4 % 16,9 % 14,8 % 2015 2009/2010 Abb. 6: Implizite Rationierung von Pflegetätigkeiten, Vergleich 2009/2010 zu 2015 reichend durchführen konnten. Im Ergebnis gaben über 91 Prozent der Pflegefachkräfte an, aus einer ihnen vorgegebenen Liste von 13 Pflegetätigkeiten mindestens eine in ih- rer letzten Schicht vernachlässigt zu haben. Im Durchschnitt waren das 5,2 Pflegetätig- keiten, was über dem internationalen RN- 4Cast-Durchschnitt von 3,6 liegt (Ausserho- fer et al. 2014). In Abbildung 6 sind diese Tätigkeiten aufgeführt. Die Spannbreite reicht hier von mehr als 80 Prozent der Pfle- gekräfte, die nicht genügend Ressourcen für Zeit und Zuwendung/Patientengespräche hatten, über 44 Prozent, die keine adäqua- te Überwachung leisten konnten bis hin zu 17 Prozent, die die notwendigen Behandlun- gen und Prozeduren vernachlässigt haben. Eindeutige Studienergebnisse Wie potentiell gefährlich es sein kann, nicht genügend Zeit zu haben, um Patienten sorg- fältig zu überwachen, zeigt die wachsende Zahl an Studien: Sie belegen, dass fehlende Patientengespräche oder eine aus Personal- mangel defizitäre Überwachung durch die Pflege dazu führt, dass Komplikationen bei Patienten nicht rechtzeitig bemerkt und ge- eignete Gegenmaßnahmen nicht eingeleitet werden konnten (z. B. Kane et al. 2007, She- kelle 2013 und Griffiths et al. 2014). Denn auch wenn das Risiko von Komplikationen hauptsächlich vom individuellen Risiko des Patienten abhängt, liegt es an der Qualität der Krankenhausversorgung, wie erfolg- reich in der Klinik entwickelte Komplika- tionen verhindert oder – sobald entwickelt – in den Griff bekommen werden (Silber et al. 2007). In einer noch nicht veröffent- lichten systematischen Übersichtsarbeit haben wir für die Jahre 2006 bis 2016 alle verfügbaren Studien zusammengetragen, die genau diesen Einfluss der quantitativen Personalbesetzung in der Pflege auf folgen- de als international pflegesensitiv gelten- SCHWERPUNKT PERSONALUNTERGRENZEN de Ergebnisindikatoren untersucht haben: Mortalität, Failure-to-rescue (FTR; d. h. Tod nach dem Auftreten einer Komplikation), Dekubitus, Harnwegsinfektionen, Pneu- monie, Medikationsfehler, Stürze und die Aufenthaltsdauer. Im Ergebnis wurde, trotz einiger Limitationen im Studiendesign, eine Vielzahl an qualitativ hochwertigen Studi- en identifiziert (vorrangig aus Nordamerika, aber auch aus Australien, Belgien, England oder Japan), die zeigen, dass eine personell gut aufgestellte Pflege besser in der Lage ist, Patienten sorgfältig zu überwachen und im Falle von Komplikationen schnell durch lebensrettende Maßnahmen zu reagieren (Zander et al. 2018). In Zahlen ausgedrückt: In über 75 % der Studien mit Fokus auf Mor- talität wurde ein signifikanter positiver Zu- sammenhang identifiziert, was bedeutet, dass das Risiko zu versterben mit einer hö- heren Personalbesetzung signifikant sank. Für den Indikator FTR und Aufenthaltsdauer konnte ein signifikanter Zusammenhang in mindestens 60 % der Ergebnisse festgestellt werden. Die anderen Indikatoren zeigten er- wartungsgemäß gemischtere Ergebnisse, so ließ sich z. B. für den Indikator Dekubitus in nur 35 % der relevanten Studien ein positiver signifikanter Zusammenhang nachweisen (Zander et al. 2018). Dr. Britta Zander ist wissenschaft- liche Mitarbeiterin an der TU Berlin. Sie verantwortete den deutschen Teil von RN4Cast. Reinhard Busse ist Professor für Management im Gesundheits- wesen an der Fakultät Wirtschaft und Management der Technischen Universität Berlin. CNE PFLEGEMANAGEMENT • 01 I 2018 9